Skurrile Studie baut ein „Buffet aus Menschengeruch“ für Mücken

Pärchen und Reisegruppen können ein Lied davon singen: Mücken scheinen bestimmte Menschen zu bevorzugen.
Schon lange beschäftigt sich die Forschung mit der Frage, ob dies tatsächlich stimmt und vor allem damit, nach welchen Kriterien sich Mücken ihre Opfer aussuchen – mit unzureichenden Ergebnissen, wie Conor McMeniman vom Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health’s Malaria Research Institute findet. Mit einem eigenen Team hat er in Zambia also ein kurioses Experiment aufgestellt.
In einem Käfig von rund 1.000 Kubikmetern wurde den Mücken eine Art Buffet menschlicher Gerüche angerichtet – oder, wie McMeniman es in Pressematerial von John Hopkins Health selbst nennt, ein Multiple-Choice-Fragebogen.
Denn in sechs Zelten rund um den Käfig schliefen im Wechsel freiwillige Proband:innen, abgeschirmt von den Steckmücken in der Konstruktion. Über Schlauchsysteme konnte ihr Geruch in den Käfig gelangen, wo er den Mücken auf körperwarmen Polstern präsentiert wurde.

Menschen in Zelten und Geruchs-Buffet: So kurios testet eine neue Studie Mückenvorlieben (Bild: John Hopkins Public Health)
Nicht nur wegen der Anzahl und Frische der Geruchsproben und der schieren Größe des Testbereichs waren diese Bedingungen naturgetreuer als bei jeder anderen Studie, wie McMeniman erklärt. Im Labor würden Studien auf einem halben Kubikmeter meist nur zwei Gerüche auf einmal miteinander vergleichen anstatt sechs auf einer Fläche, die 2.000 Mal so groß ist, wie der Mikrobiologe dem Institut erklärt.
Zudem habe das Experiment die Möglichkeit geboten, mit schlafenden Menschen bei Nacht zu testen – der Zeit also, zu der Mücken am aktivsten sind.
Auf diese Weise konnte die Studie zum einen bestätigen, was andere vor ihr bereits festgestellt hatten – nämlich, dass Mücken tatsächlich den Geruch bestimmter Menschen bevorzugen. Doch während bisherige Forschung nur diffuse Theorien rund um Ernährung, Blutgruppe oder gar bevorzugte Seife der Person aufstellen konnten, wollte McMeniman ganz genau herausfinden, welche chemischen Verbindungen Mücken tatsächlich anziehen oder abschrecken.
Wie die Ergebnisse, die im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht wurden, zeigen, sind Menschen am attraktivsten für Mücken, die Karbonsäuren wie Butansäure oder Isovaleriansäure ausdünsten. Auch das sogenannte Acetoin, das vermutlich von Bakterien auf der menschlichen Haut produziert wird, scheint besonders appetitlich für Mücken zu sein.
Am wenigsten anziehend fanden die Tiere hingegen Menschen, die sogenanntes Eucalyptol ausdünsten – eine chemische Verbindung, die nicht nur durch die Nahrung aufgenommen werden kann, sondern sich auch in kosmetischen Produkten findet. Derartige Erkenntnisse könnten enorm wichtig für den Malaria-Schutz sein.
Doch das Team will weiter forschen, um fundiertere Ergebnisse zu erlangen. „Wir planen, auf Basis dieser Konstruktion in den kommenden Jahren in Zambia 100 bis 120 Menschen auf einmal zu testen“, erklärt McMeniman.
Auch ein Experiment in den USA sei geplant. Parallel werde an genetisch veränderten Mücken geforscht. All diese Informationen würden laut McMeniman dazu dienen „neuartige Wege zu finden, Malaria in den Griff zu bekommen“.
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