Experte: Remote-Worker werden seltener befördert
Julian Kirchherr von der Unternehmensberatung McKinsey ist Experte für Organisations- und Personalthemen sowie die Zukunft der Arbeit. In einem Interview mit dem Tagesspiegel verweist er auf einen interessanten Aspekt der Homeoffice-Diskussion.
Seiner Meinung nach werden Beschäftigte, die sehr viel im Homeoffice arbeiten, „bei Beförderungen häufiger übergangen“. Das liege daran, dass man aus dem Homeoffice nicht so gut eine Bindung zu Vorgesetzten oder Kolleg:innen aufbauen könne. „Ich bin schlichtweg nicht so präsent. Deswegen kann es mit der Beförderung ein wenig länger dauern“, erklärt er.
Experte spricht von geplatzter Illusion
Laut Kirchherr werden Angebote an Mitarbeiter:innen, von überall zu arbeiten oder beliebig oft bis ausschließlich von zu Hause zu arbeiten, „gerade häufiger rückabgewickelt“. Als Hauptgrund dafür führt er an, dass sich Unternehmen sorgen würden, „dass die Produktivität und Kreativität der Mitarbeitenden im dauerhaften Homeoffice niedriger sind.“
Der Politikwissenschaftler ist skeptisch, was die Effizienz von Arbeitenden im Homeoffice betrifft und führt dafür Studien an (ohne diese allerdings konkret zu nennen), die darauf hinweisen würden, dass Menschen, die von zu Hause arbeiten, bis zu 15 Prozent weniger effizient seien. „Die Illusion, dass Menschen im Homeoffice deutlich produktiver sind, ist geplatzt“, sagt er.
Eine aktuelle deutsche Studie kommt derweil zu dem Ergebnis, dass das Homeoffice inzwischen fest etabliert ist.
Menschen im Homeoffice seien durchschnittlich zufriedener
Gleichzeitig verweist er darauf, dass es auch Studien gebe, die zeigten, dass Menschen im Homeoffice durchschnittlich zufriedener sind. Das hänge zum einen damit zusammen, dass sie nicht mehr pendeln müssen. Zum anderen „können sie Privates und Berufliches besser vereinbaren“.
Kirchherr richtet in dem Interview auch den Blick nach vorne, wie das deutsche Arbeitsmodell der Zukunft aussehen könnte. Er verweist dabei darauf, dass Mitarbeitende von Firmen im Silicon Valley, die bereits lange mobiles Arbeiten anbieten, mittlerweile wieder zumindest drei Tage die Woche im Büro seien.
Hybrides Modell könnte die Zukunft sein
Diesen Trend beobachtet er auch in Deutschland. Immer mehr Firmen würden zu diesem hybriden Modell übergehen und „viele leben es bereits so. Drei Tage arbeiten in Präsenz – möglichst alle Mitarbeitenden an den gleichen Tagen – und zwei Tage mobil oder von zu Hause aus“, erklärt er. Im Vergleich zur „früheren, konservativen Präsenzkultur“ sei das ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Außerdem: Remote-Arbeit kann auch dem Klimaschutz dienen.
Was man bei dieser Diskussion allerdings nie vergessen sollte: Für über 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen ist Homeoffice überhaupt nicht möglich, weil sie beispielsweise in der Pflege arbeiten. „Die Diskussion um das Homeoffice betrifft also vor allem diejenigen, die einen akademischen Abschluss haben und Bürotätigkeiten verrichten“, betont Kirchherr.
Hinweis: Der Artikel enthielt eine irreführende Überschrift, die wir präzisiert haben.
Ich finde diesen Artikel nicht sehr gelungen und den Titel sehr reißerisch bzw. im Click-bait style. Wieso schreiben sie „Studie:“, wenn die Aussage dahinter gar nichts mit einem Studienergebnis zu tun hat? Die erwähnte Studie hat ja nichts mit dem Thema Beförderung zu tun. Das ist wirklich sehr enttäuschend, ihre Redaktion mit solchen Mitteln arbeiten zu sehen.
Noch nicht bemerkt? Es geht dabei nur darum, dass man die Meinung steuert. Achte einfach mal darauf wie es immer und immer wieder genannt wird: Home Office, Mobiles Arbeiten…. Es wird ständig versucht den Leuten einzubläuen, dass das ganz schlimm und falsch sein. Und wie Du es beschreibst, wird das gerne in reißerischen Headlines untergebracht, damit auch der letzte endlich wieder im Büro landet. Es ist reine Stimmungsmache, damit jeder dieser Meinung ist. Es geht hier nicht um Qualität, sondern nur um Meinungsmache. Schade, dass T3N mittlerweile so agiert.