Studie zu Smartphones am Steuer: Nur zwei Anreize bringen Autofahrer dazu, das Handy liegen zu lassen

Das Smartphone ist eine enorme Ablenkung beim Autofahren. Das zeigen nicht zuletzt einige Statistiken über Verkehrsunfälle. Wie der WDR berichtete, soll bei etwa jedem dritten Unfall und bei jedem zehnten Verkehrsunfall mit Verletzten Smartphones die Ursache sein. Auch in anderen Ländern besteht das Problem. Doch wie können diese erschreckenden Zahlen gesenkt werden?
Anreize, um das Smartphone nicht zu nutzen
Genau dieser Frage ist die Studie mit dem Titel „A randomized trial of behavioral interventions yielding sustained reductions in distracted driving“ nachgegangen. Die Studie ist durch Zusammenarbeit mehrerer Wissenschaftler:innen der Universität von Pennsylvania, des städtischen Science Centers und einer Versicherungsfirma in Mayfield Village entstanden.
1.653 Kund:innen der Versicherungsfirma wurden für die Studie ausgewählt. Sie hatten sich bereits zuvor für eine App angemeldet, die die durchschnittliche Dauer der Smartphone-Nutzung im Auto gemessen hat. Das Ergebnis: Im Durchschnitt nutzten die Teilnehmer:innen ihr Smartphone 6,4 Minuten pro gefahrener Stunde. Die Autofahrer:innen, die ihr Smartphone am wenigsten nutzten, kamen auf etwas weniger als eine Minute.
Im Anschluss wurden die Teilnehmer:innen für zehn Wochen in fünf Testgruppen unterteilt, die unterschiedliche Anreize bekamen, um das Smartphone seltener am Steuer zu nutzen. Die erste Gruppe wurde nur über die Risiken belehrt, während die zweite die Belehrungen und eine Handyhalterung für ihr Auto bekam. Die dritte Gruppe bekam ebenfalls diese Anreize und Teilnehmer:innen mussten zusätzlich schriftlich versichern, dass sie das Smartphone weniger am Steuer nutzen wollen. Dazu bekamen sie auch ihren aktuellen Wert genannt, um sich verbessern zu können.
Wann Autofahrer:innen auf das Smartphone verzichten
Gruppe 4 bekam zusätzlich einen Gamification-Anreiz. Einmal pro Woche bekamen Teilnehmer:innen eine Nachricht, ob sie ihre Smartphone-Nutzung in dieser Woche reduzieren konnten oder sich verschlechtert hatten. Zudem wurden sie mit anderen anonymisierten Teilnehmer:innen in einer Bestenliste verglichen. Die fünfte und letzte Gruppe bekam für besonders gutes Abschneiden in der Bestenliste Punkte. Wer am Ende der Studie die meisten Punkte hatte, konnte sich einen Geldpreis sichern.
Das Ergebnis der Studie: Die ersten drei Gruppen hatten keinerlei Verbesserung in ihrer Smartphone-Nutzung. Trotz der Anreize nahmen sie ihr Handy immer wieder während der Fahrt in die Hand. Verbesserungen gab es nur in Gruppe 4 und 5. Die Gruppe mit den Gamification-Anreizen konnte die Smartphone-Nutzung um 20,5 Prozent reduzieren. Mit finanziellem Anreiz gab es sogar eine Verbesserung von 27,6 Prozent. Teilnehmer:innen dieser Gruppe nahmen ihr Smartphone „nur“ 89 Sekunden pro Stunde Fahrt in die Hand.
Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass ein solches Belohnungssystem flächendeckend eingesetzt werden könnte. Da die Belohnungen der Studien bereits in einer App der Versicherungsfirma stattgefunden haben, könnten andere Unternehmen diese adaptieren. Allein in den USA könnten so laut den Verantwortlichen rund jährlich zwei Milliarden Stunden Smartphone-Nutzung während der Fahrt verhindert werden.