Lange war der Messengerdienst Telegram dafür bekannt, dass er nicht mit Regierungen zusammenarbeitet, keine Stellung zu politischen Themen bezieht und unter anderem auch reichlich Platz für Desinformation und krude Theorien bietet. Das hat sich mittlerweile zumindest in Teilen geändert – jetzt gibt es eine weitere Neuerung als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine: Der deutschsprachige Kanal des russischen Staatsmediums Russia Today (RT) wurde gesperrt.
Telegram-Gründer warnt vor Desinformation
Im Zuge des sich immer weiter zuspitzenden Krieges in der Ukraine hat Telegram-Gründer Pavel Durov erstmals selbst vor Falschinformationen gewarnt, die über seinen Messengerdienst verbreitet werden. „Ich empfehle russischen und ukrainischen Nutzern dringend, misstrauisch gegenüber allen Daten zu sein, die derzeit über Telegram verbreitet werden“, schrieb Durov auf seinem eigenen Telegram-Kanal.
Weil er in seiner Nachricht aber auch davon sprach, zu erwägen, „den Betrieb von Telegram-Kanälen in den betroffenen Ländern für die Dauer des Konflikts teilweise oder vollständig einzuschränken“, hätten ihn nach eigener Aussage zahlreiche Bitten erreicht, genau das nicht zu tun. Der Messengerdienst sei für viele Menschen eine wichtige, teils einzige Informationsquelle, heißt es von Durov – eine vollständige Einschränkung wird es also nicht geben.
Mehrere Unternehmen stellen sich gegen russische Staatsmedien
Bei einer Sache zieht der gebürtige Russe jetzt aber mit Unternehmen wie Youtube und Meta gleich: Die Propaganda-Inhalte des russischen Staatssender Russia Today (RT) sind zumindest über den deutschsprachigen Kanal nicht mehr abrufbar. Stattdessen erwartet Nutzer:innen der Hinweis: „Dieser Kanal kann nicht angezeigt werden, weil er gegen lokale Gesetze verstößt.“ Eine Vorschau ist allerdings noch möglich, zudem finden sich bereits diverse Alternativ-Kanäle.
Schon im Februar hatte Telegram in Deutschland mehr als 60 Kanäle gesperrt, die unter anderem rechtsradikale Inhalte verbreitet hatten. Kurz zuvor hatte sich der Messengerdienst zu einer Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bereit erklärt.