„Ich habe Menschen gesehen, die auf den Boden gefallen sind wie Pfannkuchen“

Teslas „Fabrik der Zukunft“ im kalifornischen Fremont soll eigentlich für die Innovation in der Automobilindustrie stehen. Doch die Arbeitsbedingungen dort ähneln offenbar eher der Vergangenheit. Insgesamt 15 frühere und derzeitige Mitarbeiter beklagen Überstunden, Druck und Unfälle in der Fertigungsstätte des Elektroauto-Pioniers. Das berichtet der Guardian. Der Bericht wirft ein Schlaglicht auf diejenigen, die die Vision von Firmengründer Elon Musk umsetzen sollen.
„Ich habe Menschen gesehen, die auf den Boden gefallen sind wie Pfannkuchen, Menschen, deren Gesicht aufgeplatzt ist“, sagt Jonathan Galescu, ein Techniker bei Tesla, gegenüber dem Guardian. Die Verantwortlichen in der Fabrik hätten die Mitarbeiter aber einfach weiterarbeiten lassen – während der Kollege noch auf dem Boden lag. Ähnliche Beobachtungen machte auch ein anderer Beschäftigter: Er berichtet von einem Kollegen, der einfach immer weitergearbeitet habe – „im nächsten Moment klappte er einfach zusammen“.
Der Guardian zitiert aus einem internen Bericht, demzufolge in mehr als 100 Vorfällen seit 2014 ein Krankenwagen wegen Kreislaufproblemen, Anfällen oder Schwierigkeiten mit der Atmung gerufen werden musste. Hunderte weitere Einsätze habe es wegen Verletzungen und anderen gesundheitlichen Problemen gegeben. Rund 10.000 Mitarbeiter arbeiten in dem Werk in Fremont. In der Branche scheint die Zahl der Unfälle allerdings eher Durchschnitt zu sein: Im VW-Werk Kassel gab es 2016 beispielsweise 106 Arbeitsunfälle. Das Werk zählt 16.000 Mitarbeiter.
„Wir sind nicht die gierigen Kapitalisten, die an der Sicherheit sparen.“
Unternehmenschef Elon Musk gab im Gespräch mit dem Guardian zu, dass die Tesla-Mitarbeiter „eine schwere Zeit“ hätten, Überstunden anhäufen und harte Jobs zu erfüllen hätten. Er sagte aber auch, dass ihm die Gesundheit seiner Untergebenen am Herzen liege. „Wir sind eine geldverbrennende Firma“, sagte der Tesla-Gründer dem Guardian. „Das ist nicht so eine Situation, in der wir die gierigen Kapitalisten sind, die an der Sicherheit gespart haben, um mehr Gewinne zu machen.“ Es sei stattdessen die Frage, wie viel Geld Tesla verliere und wie das Unternehmen überleben könne.
Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik steht. Im Februar hatte ein Mitarbeiter in einem Medium-Post verpflichtende Überstunden und daraus resultierende Unfälle kritisiert. Auch den Stundenlohn prangerte er als zu gering an.
Trotzdem gibt es auch Mitarbeiter, die mit dem Job in der Fabrik zufrieden sind. „Ich bekomme Sachbezüge, ich bekomme Aktien, ich bekomme Fehlzeiten bezahlt“, sagte ein Tesla-Beschäftigter dem Guardian. Er genieße seine Arbeit und fühle sich fair behandelt.
Der Elektroauto-Pionier hat ambitionierte Ziele: 2018 will Tesla bereits 500.000 Fahrzeuge produzieren. Derzeit kommt das Unternehmen auf einen Bruchteil davon: Im ersten Quartal 2017 lieferte das Unternehmen insgesamt 25.000 Autos aus.
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Der Vergleich von dem, was in Deutschland als Arbeitsunfall in die Statistik eingeht (u.a. z.B. am Papier in den Finger geschnitten, etc.) und der Häufigkeit von notwendigen Krankenwageneinsätzen ist leider ungenügend. Es wird hier ein völlig falscher Schluss gezogen, „In der Branche scheint die Zahl der Unfälle allerdings eher Durchschnitt“ die Grundlage der verglichenen Zahlen sind mit großer Sicherheit völlig unterschiedlich und sollte genauer betrachtet und wiedergegeben werden.