
Es sollte wohl witzig klingen: „Wir sind die Einzigen, die mit Elektroautos Geld verdient haben“, sagte vor fünf Jahren Daimler-Chef Dieter Zetsche. Daimler hatte 2009 einen beträchtlichen Anteil von Tesla zu einem (aus heutiger Sicht) Spottpreis von 50 Millionen US-Dollar erworben. Doch zwischenzeitlich hat sich Daimler von den Anteilen mit Gewinn getrennt. Dass das in vielerlei Hinsicht ein Fehler war, dürfte heute nicht nur Zetsche klar sein. Zehn Milliarden wären diese Anteile heute wert, hätte Zetsche sie nicht 2014 für 600 Millionen verkauft.
Der Aufstieg des 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründeten E-Auto-Herstellers begann spätestens mit dem Börsengang vor genau zehn Jahren. Damals klang es noch reichlich vermessen, was Elon Musk da als Vision zeichnete: Tesla wolle Elektroautos herstellen und General Motors, Ford, Toyota, aber auch BMW, Mercedes und Volkswagen Konkurrenz machen. Für 17 Dollar wurde die Aktie damals gehandelt, heute ist sie gut 1.200 Dollar wert. Tesla hat damit einen Börsenwert von 180 Milliarden Dollar – mehr als Daimler, BMW und Volkswagen zusammen.
Wenig Wertschätzung durch etablierte Autoindustrie
Dass Musks Rechnung aufging, hat aber auch mit der fehlenden Vorstellungskraft einer ganzen Branche zu tun. Denn die Geschichte von Tesla ist auch eine Geschichte von Spott und mangelnder Wertschätzung durch die Automobilindustrie, deren Top-Manager sich lange Zeit nicht vorstellen konnten, dass das jahrzehntealte Verbrennermodell einmal nicht mehr gefragt sein und empfindliche Einschnitte erfahren würde.
Teuer und anfällig waren die ersten Modelle von Tesla – und auch für das seit 2017 erhältliche Model 3 hatte die Verbrennerfraktion nur wenig Wohlwollendes übrig. Inzwischen berichtet Elon Musk, dass die Verdoppelung der Stückzahl jeweils 20 Prozent weniger Kosten bedeute. Ein guter Grund, warum die Tesla-Modelle schon in absehbarer Zeit in bezahlbare Preisregionen, wie wir sie von klassischen Verbrennungsmotoren kennen, kommen könnten.
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Doch die Geschichte von Tesla wäre nicht ohne Bezug auf den exzentrischen Elon Musk zu erzählen, der sich mit seinen Millionen, die er als früher Investor beim Zahlungsdienstleister Paypal erlöste, zur Ruhe hätte setzen können, der aber einfach nicht der Typ dafür ist. Gerade einmal sechs Millionen Dollar soll der umtriebige Milliardär 2004 in Tesla gesteckt haben, dessen Vorstandschef er 2008 wurde. Mehrfach stand das Unternehmen kurz vor der Pleite, doch Musk vermochte es jedes Mal aufs Neue, die finanziellen Schwierigkeiten Teslas zu bewältigen. Einer der Retter war 2009, wie eingangs geschildert, der Daimler-Konzern, für den die 50 Millionen ein eher überschaubarer Einsatz gewesen sein dürften.
Hätte das Unternehmen seine Anteile gehalten, wäre das aber auch noch aus einem anderen Grund hilfreich gewesen. Denn Ingenieure, die kürzlich das aktuelle Model 3 aus der Tesla-Produktion zerlegt haben, bescheinigen dem Unternehmen, dass man Unternehmen wie Volkswagen und Toyota in Sachen Software ganze sechs Jahre voraus sei. Und in der Tat ist gerade das die Achillesferse zahlreicher etablierter Hersteller: Volkswagen kämpft bei den aktuellen Modellen derzeit dem Vernehmen nach intensiv mit Softwareproblemen.
Tesla: Expansion ins Lkw-Geschäft
Dabei dürfte Tesla auch in den nächsten Jahren noch für viele Schlagzeilen gut sein: Im nächsten Jahr soll die Produktion des eigenwillig aussehenden Cybertrucks starten, das Lkw-Geschäft hat das Unternehmen auch im Visier und nicht zuletzt ist da auch noch die für Deutschland geplante Produktionsstätte – unter dem Begriff der Gigafactory macht es ein Elon Musk ja nicht –, die in für Deutschland rekordverdächtiger Zeit fertig sein soll. Zudem könnte Tesla neben Stromspeichern, wie dem seit 2015 erhältlichen Powerwall-System, auch die Energieerzeugung als weiteres Standbein für sich entdecken.
116 Millionen Dollar Umsatz machte Tesla im Jahr des Börsengangs. Jetzt, zehn Jahre später, sind es 24 Milliarden Dollar – Tendenz weiterhin stark steigend. Im Hinblick auf die Bewertung an der Börse hat Tesla dieser Tage Toyota überholt und ist jetzt der wertvollste Autobauer der Welt.
Inzwischen gilt der Tesla Model 3 als meistverkauftes Elektroauto der Welt, auch wenn Studien das Unternehmen immer noch ganz hinten in Sachen Servicequalität und bezüglich der Zahl der Probleme und Ausfälle sehen. Europäische und deutsche Hersteller müssen sich dagegen sputen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollen. Europaweit verkaufte Tesla 2019 mehr als doppelt so viele Elektroautos (in dem Fall Teslas Model 3) wie der Zweitplatzierte, Renault mit dem Zoe. Und der E-Golf von Volkswagen schaffte gerade einmal ein Drittel der Stückzahlen des Model 3.
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