Tetris durchgespielt: Jugendlichem gelingt, was vorher niemand geschafft hat
Eigentlich kann man Tetris nicht durchspielen – bis zum Level 29 fallen die Blöcke mit jeder Stufe schneller und sind irgendwann so schnell, dass es geradezu unmöglich erscheint, sie noch sinnvoll zu steuern. Scheitern scheint unausweichlich.
Doch wahre Tetris-Enthusiast:innen schreckt so etwas natürlich nicht ab, sondern spornt sie erst recht an. Das Gute an der Sache ist nämlich: Ab Level 29 werden die Blöcke nicht mehr schneller – wer mit dieser Geschwindigkeit zurechtkommt, kann also weiterspielen, bis … ja, was eigentlich? Das galt es herauszufinden.
Tetris: Was kommt nach Level 29?
Und so haben Tetris-Fans spezielle Techniken entwickelt, um den NES-Controller zu bedienen. Zunächst das Hypertapping, bei dem die D-Taste mehr als zehn Mal pro Sekunde gedrückt wird. So schaffte es ein Gamer im Jahr 2011 bis in Level 30. Der Rekord stand für mehr als sieben Jahre. In der Folge überboten sich Spieler:innen immer wieder und erreichten so immerhin Level 39.
Im Jahr 2020 setzte sich dann eine neue Technik durch, das sogenannte Rolling. Dabei liegt ein Finger dauerhaft auf der D-Taste, während die anderen Finger auf die Unterseite des Controllers klopfen und die Taste so nach oben gegen den Finger drücken. Um weniger Reibung zu erzeugen, empfiehlt es sich hier, einen Handschuh zu tragen. Rolling setzte sich durch und trieb die Rekorde in bisher nicht für möglich gehaltene Höhen: Level 148 wurde am 17. November 2023 erreicht.
Während der Levelcounter also immer weiter stieg, fiel den Spieler:innen jedoch etwas auf: Die verschiedenen Farbschemata der einzelnen Level – blau, grün, rosa, blau-grün, türkis-rot, hellblau-türkis, grau-rot, weinrot-lila, rot-blau und orange-rot – wiederholten sich alle zehn Level.
Jedenfalls bis zum Level 137. Danach kommt es zu einem Glitch und auch andere Farben werden für die Level verwendet. Darunter auch Farbkombination, die nicht wirklich user:innenfreundlich sind und bei denen es schwer ist, die einzelnen Blöcke zu erkennen.
Während die einen daran arbeiteten, mithilfe ihrer Muskelkraft Level um Level zu erledigen, setzte der Entwickler Greg Cannon eine KI darauf an: Stackrabbit kann Tetris auf dem NES spielen und ist weder auf Fingerfertigkeit noch blitzschnelles Reaktionsvermögen angewiesen. Für die, die immer noch auf der Suche nach dem Ende von Tetris waren, brachte Stackrabbit einen Blick auf das, was kommen würde – und setzte nebenbei ein neues Ziel.
Es zeigte sich nämlich, dass es unter bestimmten Umständen zu einem Glitch im Spiel kommt, bei dem der Bildschirm einfriert – und dass man diesen Glitch absichtlich hervorrufen kann. Weil das bestimmten Gegebenheiten folgt, war schnell klar: Der erste mögliche Glitch – auch Crash genannt – wartete in Level 155, gar nicht so weit weg vom bisherigen Rekord von 148.
Ein Crash sorgt für Begeisterung
Doch der erste Versuch, den Crash auszulösen, schlug fehl, weil der Spieler Willis Gibson, aktiv unter dem Namen Blue Scuti, einen Block falsch platzierte. Laut den Berechnungen würde sich die nächste Chance in Level 157 bieten – und die nutzte der erst 13-jährige Tetris-Fan auch. Und nur selten wird der Crash eines Spiels wohl so viel Begeisterung ausgelöst haben wie bei der Classic Tetris World Championship, als der Screen einfror.
Doch wie geht es nun weiter? Anstatt auf den Crash hinzuarbeiten, könnten Spieler:innen die entsprechenden Situationen aktiv vermeiden – das geht zum Beispiel mit Tool Assisted Speedruns. Hier wird jeder Spielzug manuell eingegeben – aber ohne Zeitdruck, sodass Gamer:innen herumprobieren können.
Ein solcher Test hat gezeigt: Das allerletzte Tetris-Level ist 255, mit einem knallroten Farbschema. Danach geht es aus Speicherplatzgründen nicht mehr weiter. Und wer Level 255 erfolgreich absolviert, landet ganz einfach wieder in Level 0 – und kann von vorne anfangen.