Tiktok: Eigene Richtlinie erlaubt nun, auch biometrische Daten zu sammeln

Tiktok gerät wieder wegen Datenschutzbedenken in die Schlagzeilen. (Foto: Mehaniq / Shutterstock.com)
Tiktok änderte am Mittwoch seine Datenschutzrichtlinie für die US-Region. Darin kündigt der Betreiber an, auch „biometrische Identifikatoren und biometrische Informationen“ seiner Nutzer zu sammeln. Auf Nachfrage von Techcrunch konnte Tiktok nicht erläutern, welche Funktionen auf der Plattform die Sammlung dieser Daten nötig machen.
Schon zuvor war die Liste an Daten, die Tiktok von den Nutzern – in erster Linie Kindern und Jugendlichen – speichert und verarbeitet, lang. Dazu gehören sowohl die Daten der SIM-Karten, IP-Adressen und GPS-Koordinaten sowie alle App- und Dateinamen der Geräte. Zusätzlich erfasst der Betreiber automatisch als auch alle Inhalte und deren Metadaten, Nachrichten, den Batteriestatus sowie Tastendrückmuster und -rythmen. Selbstverständlich speichert er auch alle Registrierungs- und Profilinformationen (Name, Alter, Sprache, weitere Konten in sozialen Medien) sowie Texte, Bilder und Videos, die sich im Zwischenspeicher des Gerätes befinden.
Neuerdings wird die Liste noch länger. Demnach sammelt der Plattformbetreiber zudem Bilder und Audioinhalte aus den Postings und analysiert etwa das „Vorhandensein von Gesichts- und Körpermerkmalen und -attributen innerhalb eines Bildes, die Art des Audios und den Text der Wörter, die in den Nutzerinhalten gesprochen werden.“ Die gewonnenen Daten nutzt Tiktok für Funktionen der Barrierefreiheit, das Targeting von Anzeigen, für AR-Effekte und um automatische Bildunterschriften zu generieren. Als weitere Gründe der Erhebung nennt der App-Betreiber spezielle Videoeffekte, Moderation, demografische Klassifizierungen, Empfehlungen und andere „nicht personenbezogene“ Vorgänge.
Im neuen Abschnitt steht zudem die Erfassung biometrischer Daten. „Wir können biometrische Identifikatoren und biometrische Informationen, wie sie in den US-Gesetzen definiert sind, wie zum Beispiel Gesichts- und Stimmabdrücke, von Ihren Benutzerinhalten erfassen“, steht dort. Wo es gesetzlich vorgeschrieben ist, werde man vor einer Erfassung die erforderlichen Genehmigungen einholen, heißt es weiter.
Beobachter kritisieren die Formulierung als „vage“. Sie fragen sich, welche Gesetze gemeint seien, wie sich die Begriffe definiert würden und wie die Genehmigungen am Ende eingeholt werden sollen. Zudem stellen sie fest, dass nur fünf Bundesstaaten Gesetze zum Schutz biometrischer Daten besitzen. Auch widerspricht das Unternehmen dem eigenen Text, denn auf Nachfrage kündigte es an, zu Beginn solcher Datenerfassungspraktiken um Zustimmung zu bitten. Hier bleiben ähnliche Fragen offen.
Die Plattform begibt sich mit dem neusten Schritt auf dünnes Eis, musste sie doch erst kürzlich 92 Millionen US-Dollar zahlen, damit ein Dutzend Verfahren eingestellt werden. Darin ging es ausnahmslos um das rechtswidrige Sammeln der Daten von minderjährigen US-Nutzern – auch von biometrischen Informationen. Tiktok zahlte und verpflichtete sich zu mehr Transparenz beim Speichern von Nutzerdaten. Eventuell ist die Anpassung der Datenschutzrichtlinie der erste Schritt dazu.
Tiktok schaut auf bewegte Jahre zurück, in denen der ehemalige US-Präsident Donald Trump die Plattform verbannen wollte. Sie sei ein nationales Sicherheitsrisiko, behauptete er aufgrund des chinesischen Mutterkonzerns Bytedance. Über den, so die Befürchtung, erhalte die Regierung in Peking die Daten der US-Bürger. Daraufhin sollten US-Konzerne die Plattform übernehmen und über eine Kaskade von Ereignissen kam kein Deal zustande. Den Zwangsverkauf pausierte der aktuelle Präsident Joe Biden schließlich. Wie es mit Tiktok weitergeht, ist unklar. In Europa rechnet man mit einer anderen Anpassung der Datenschutzrichtlinie, weil hierzulande viele Eingriffe von vorneherein verboten oder zustimmungspflichtig sind. Zuletzt ging die EU gegen Schleichwerbung auf der Plattform vor.
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