Tinder Co-Gründer will mit smartem Ring in unsere Köpfe schauen
Soziale Isolation, Angst vor dem Krankwerden oder um den Arbeitsplatz – die Corona-Pandemie hat zu einem drastischen Anstieg der psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung geführt.
Laut eines Reports der DAK-Gesundheit erreichten die Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 einen neuen Höchststand. Das Niveau liegt 41 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Dabei dauerte ein psychischer Krankschreibungsfall durchschnittlich 39,2 Tage, ebenfalls ein Rekordwert. Doch Hilfsangebote für Betroffene sind knapp.
Fünf Monate Wartezeit für Therapieplatz
Die Wartezeit für einen Psychotherapieplatz betragen durchschnittlich circa fünf Monate – eine sehr lange Zeit, wenn man akut Hilfe braucht.
Schnellere Hilfe versprechen zunehmend auch digitale Anwendungen. In Deutschland bieten sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen (Diga) Betroffenen virtuelle Therapieangebote.
Beispiele für Digas sind die Apps Deprexis oder Selfapy gegen Depressionen, Invirto gegen Angststörungen oder die Hellobetter-App gegen Stress und Burn-out. Die Kosten für die Programme werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Happy Ring will Psyche tracken
Auch Tinder Co-Founder Sean Rad will mit seinem neuen Projekt in den wachsenden Markt der mentalen Gesundheit einsteigen. Sein Startup Happy Health bietet einen Ring namens Happy Ring an, mit dem mittels biometrischer Sensoren und einer KI in Echtzeit das Stresslevel, die Stimmung und der Schlaf seiner Träger:innen gemessen werden können. So soll das Bewusstsein für psychische Gesundheit geschärft werden. Getrackt wird das Ganze über eine App, die per Abomodell verwendet werden kann. Zudem erfolgt die automatische Synchronisation mit Apple Health.
Nach drei Jahren im Stealth-Mode ist das Wearable seit dieser Woche in den USA und nur für iOS vorbestellbar. Zur Auswahl stehen die Farben Schwarz und Weiß und eine Vielzahl an Größen.
Abgerechnet wird per Abomodell. Bei einer 24-monatigen Vertragslaufzeit zahlen User:innen 20 US-Dollar pro Monat für das Happy-Ring-Kit. Die monatliche Abrechnungsvariante mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr kostet 30 US-Dollar pro Monat.
Über seine Motivation sagt Rad: „Es gab all diese Wearables, die dabei halfen, die körperliche Fitness oder den Schlaf zu tracken. Aber die meisten Unternehmen haben den Elefanten im Raum ignoriert, nämlich die Psyche.“
Dr. Dustin Freckleton, CEO von Happy Health, ergänzt: „Wir alle benutzen unsere Fotohandys, um die wichtigen Momente in unserem Leben festzuhalten. Mit dem Happy Ring und der dazugehörigen App kann uns unser Telefon jetzt auch anzeigen, was in uns vorgeht und welche Auswirkungen jeder einzelne Moment in unserem Leben hat.“
Dabei soll man mit dem Happy-Ring-Set-up seine Stimmung nicht nur messen, sondern aktiv verbessern können. Da das Tracking in Echtzeit passiere, sehe man direkt, wie sich bestimmte Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie sowie Atemübungen oder Meditationen auf die eigene psychische Verfassung auswirkten, sagt Rad.
Das erste „Social Wearable“
Ein wenig unheimlich mutet die Social-Network-Funktion der Happy-Ring-App an, über die man sehen können soll, wie sich die eigenen Freunde und Freundinnen laut der Happy-Ring-Messungen aktuell fühlen. „Welcome to a new kind of social network“ heißt es auf der Website. Ziel sei ein Netzwerk, das auf Empathie aufbaue und nicht auf Follower:innen.
Um weiter zu wachsen, gab Happy Health am 24. August seine Series A über 60 Millionen US-Dollar bekannt. Angeführt wurde die Runde von Arch Venture Partners.