Token Deep Dive: In Whisky investieren dank Liquor-NFT

Jahrelange Reifvorgänge in Holzfässern haben ihren Preis: Eine der 288 limitierten Flaschen von Johnnie Walker Masters of Flavour 48 Years Edition lassen Kenner:innen sich 22.000 Euro kosten. Die Nachfrage nach Premium-Spirituosen ist hoch und der Zweitmarkt von dieser Raritäten machte 2021 einen Rekordumsatz von 104 Millionen US-Dollar.
Geöffnet werden die teuren Getränke aber meist nicht. Sie dienen als Wertanlage. Mittlerweile geht das so weit, dass mehrere Personen sich zusammentun, um den Preis für eine Whiskyflasche gemeinsam aufzubringen. Ihr Ziel: Sie später mit Gewinn wieder zu verkaufen.
Keine Standards: Fluch oder Segen?
Über Foren, auf Facebook oder whisky.de finden Fans und Sammler:innen zusammen. Haben sie sich gefunden, kauft der:die sogenannte Verteiler:in stellvertretend für die Gruppe eine Whisky-Flasche oder -Kollektion. Dabei werden Einkaufspreis, Verpackungs- und Versandkosten geteilt und abgerechnet. Auch die Gewinne aus dem Weiterverkauf der Spirituose werden entsprechend auf die Gruppe aufgeteilt.
Eine Gruppe gründen, einen teuren Whisky bestellen – es klingt so einfach. Ist es aber nicht. Der Handel mit High-End-Spirituosen steht vor einigen Herausforderungen:
- die Wertermittlung einer Spirituose ist oft unzuverlässig,
- die Bruchgefahr der Flaschen beim Versand hoch,
- die optimalen Lagerbedingungen meist kostenintensiv und
- die Ungewissheit, ob es sich bei der Flasche um das Original handelt oder eine andere Spirituose abgefüllt wurde, ist hoch.
Spezialisierte Händler:innen können mehrere der oben genannten Herausforderungen bereits lösen. So finden sich Whisky-Raritäten im besten Fall auch bei der weltweit renommierten Sotheby’s-Auktion wieder. Ein eingeschicktes Foto ist dabei die Grundlage für einen Schätzwert des Tropfens. Letztlich beschreibt dies einen manuellen, freien Prozess, der aber schwer überschaubar ist – für die einen Fluch, für die anderen ein lukrativer Segen.
Liquor-NFT für einfacheres Sammeln
Eine andere Lösung könnte „Liquor-NFT“ heißen. Beim Kauf eines solchen Non-Fungible-Token erwerben die Käufer:innen nicht nur ein digitales Bild. Der Liqour-NFT zertifiziert den Besitz der realen Whisky-Flasche.
Die Flasche wird jedoch nicht sofort an den:die NFT-Inhaber:in versandt, sondern entweder von der Destillerie oder dem NFT-Marktplatz gelagert. Von hier an können die Käufer:innen wählen, ob sie die Flasche:
- weiterhin als Investment aufbewahren lassen,
- zum Weiterverkauf anbieten und somit die Besitzrechte an eine:n andere:n Investor:in abgeben oder
- liefern lassen.

Leere Gläser, gefüllte Wallets: Liquor-NFT können den Besitz teurer Whiskyflaschen zertifizieren. (Foto: Shutterstock/Leron Ligred)
Burning Liquor: NFT vernichten
Im letzten Fall wird die Flasche vom NFT-Marktplatz genommen. Das geschieht über das sogenannte „Burning“ des NFT, also dem Verbrennen des Tokens. Da aber NFT auf der Blockchain nicht einfach gelöscht werden können, wird beim Burnen der NFT an eine Wallet-Adresse geschickt, die keinen Besitzer hat. Theoretisch existiert der NFT zwar noch, aber niemand kann darauf zugreifen. Der geburnte NFT spielt im Marktgeschehen also keine Rolle mehr. Eine bekannte Ethereum-Burn- oder auch Black-Hole-Adresse ist übrigens 0x0000000000000000000000000000000000000000.
Liquor-NFT ermöglichen Transparenz über die Anzahl der gelagerten oder versendeten Flaschen – ein Novum. Denn es ist für alle Sammler:innen nachvollziehbar, wie viele der Flaschen oder Kollektionen noch im Markt zirkulieren. Ein „verbrannter“ NFT könnte somit direkte Auswirkungen auf den Wert der übrigen Flaschen haben. Und die Preise pro Flasche können jederzeit auf dem NFT-Marktplatz eingesehen werden.
Fazit: Innovativ oder unnötig?
Prinzipiell ist dieses Geschäftsmodell auch ohne NFT denkbar. Die Echtheitszertifikate der Flaschen können durch zentrale Instanzen wie Produzent:innen oder Marktplätze verwaltet und die Besitzer:innen authentifiziert werden. Auch Services wie die fachgerechte Lagerung, eine Versicherung für die Flasche sowie der Versand erfordern keine NFT-Technologie, sondern können von vertrauensvollen, zentralen Instanzen übernommen werden.
NFT bieten jedoch zwei elementare Vorteile: Sie ermöglichen eine Innovation im Geschäftsmodell für Hersteller:innen und Produzent:innen. Die Smart Contracts der Liquor-NFT können es ermöglichen, dass bei jedem Weiterverkauf automatisiert Royalty-Fees abgeführt werden. Darüber hinaus erlauben NFT mehr Transparenz über den Zweitmarkt. Davon profitieren Hersteller:innen und Sammler:innen – insbesondere durch den vereinfachten Verkaufsprozess über die NFT-Marktplätze.
Doch dieses System funktioniert nur dann, wenn das physische Gut, also die Flasche, mit dem NFT „gekoppelt“ ist und auch das von einer vertrauenswürdigen Instanz validiert wird. Das ist auch der Grund, weswegen die NFT ab Versand geburned werden. Denn ein solches NFT wird in dem Moment wertlos, in dem es nicht den Besitz der Flasche authentifiziert.
NFT haben enorm viel Potential im Geschäft mit edlen Tropfen. Vom Besitz bis hin zum Verkauf: Die Token bieten enorme Chancen für einen transparenten Spirituosen-Markt – und für neue Geschäftsmodellinnovationen rund um Single Malt und Co.