Mehrere brisante Accounts wurden gehackt, Fake-Accounts haben sich eingenistet, die Anmeldung funktioniert nicht besonders schnell und Nutzerdaten wurden öffentlich gemacht – das ist eine kurze Übersicht der Problemen, mit denen sich das neue Netzwerk Gettr kurz nach seinem Start rumschlägt. Nach der Meme-Flut kommt es bereits zu den ersten Datenlecks, obwohl die Twitter-Kopie noch nicht einmal eine Woche online ist.
Überraschend ist das nicht. Schon bevor die App am 4. Juli, pünktlich zum Unabhängigkeitstag in den USA, online ging, rechnete Techcrunch-Mitarbeiter Zack Whittaker bereits damit, dass es Probleme mit der Datensicherheit geben würde. Genau das ist eingetreten. Unter anderem die Accounts von Plattform-Chef Jason Miller oder dem Ex-Trump-Berater Steve Bannon wurden gehackt, wie Techcrunch berichtet. Die betroffenen Profile zeigten alle die Nachrichte „Free Palestine“. Und nicht nur das: Es wurden zudem Nutzerdaten von mehr als 90.000 Usern öffentlich gemacht. Für den Gettr-Chef ist das ein Anlass, um bei Twitter die Nachricht zu teilen, dass die Plattform die Sicherheitsproblem „sehr ernst“ nehme.
Falschmeldungen haben auf der Plattform freie Bahn
Laut Jason Miller sei der offizielle Gettr-Anspruch, eine Plattform zu sein, auf der alles gesagt werden dürfe. Laut Techcrunch rühmte sich Miller damit, dass Falschaussagen, wie die einst von Trump dargestellte Wirksamkeit eines Malariamedikaments gegen das Coronavirus, auf der Plattform stehen bleiben dürften. Der Ex-Präsident selbst hat sich weiterhin noch keinen Gettr-Account angelegt.
Statt Trump tummeln sich dafür schon einige Fake-Accounts in der jungen App. Sie haben die Verifizierung offensichtlich überstanden und sollen es laut Techcrunch für echte Nutzer schwer machen, andere reale Personen zu finden. Zudem funktioniere das angekündigte Feature, Twitter-Posts in die nachgemachte App zu importieren, nicht einwandfrei.
Chinesischer Millionär als Unterstützer einer Anti-China-Plattform
Neben diesen Problemen mit Datensicherheit, Konten und Funktionen gibt es bei Gettr offenbar auch im Hintergrund Unstimmigkeiten. Das Netzwerk, das China-feindliche Trump-Anhänger mit dem Versprechen lockt, auf der Plattform wirklich alles schreiben zu können, wird von einem chinesischen Milliardär mitfinanziert, wie Techcrunch berichtet. Guo Wengui ist nicht nur ein Bekannter von Steven Bannon, sondern gehört auch zu den Unterstützern von Desinformationskampagnen.
Ob das Nutzer interessiert, die eher dem China-feindlichen-Lager zuzuordnen sind, ist nicht bekannt. Besonders viele User tummeln sich aber ohnehin noch nicht bei Gettr. Schätzungen zufolge wurde die App etwa 1,3 Millionen mal installiert. Das ist für das junge Programm scheinbar schon zu viel. Wer die App runterlädt und sich registrieren will, bekommt die Meldung, dass es aufgrund der „ungewöhnlichen Menge“ an Nachfragen zu Verzögerungen kommen könnte. Wie genau in diesem Fall die „Menge“ zu definieren ist, ist nicht bekannt.