Sonic the Hedgehog ist Star von GETTR, dem neuen Trump-Twitter
Nachdem Trump sowohl von Twitter gesperrt wurde als auch sein persönliches Blog-Projekt scheiterte, rief sein Ex-Sprecher Jason Miller die Plattform Gettr ins Leben – im Grunde eine Twitter-Kopie, die sich aber als Retter der Meinungsfreiheit inszeniert. Wer Patriotismus groß schreibt, soll sich bei Gettr ganz wie zu Hause fühlen. Aber auch weniger patriotische Menschen können sich einen Gettr-Account anlegen – und das wird gerade zum Problem für Gettr: Die Plattform wird seit Tagen von Sonic-Memes, obszönen Hillary-Clinton-Bildern und Hentai (sexualisiertes japanisches Anime und Manga) überflutet.
Aufrufe, die Plattform mit Shitposts zu bombardieren, kamen unter anderem von Tiktok. Ein Video, in dem eine Nutzerin erwähnt, dass „rein hypothetisch, sie und ein paar Tausend Freunde diese App mit kommunistischen Memes“ füllen könnten, hat bereits 1,1 Millionen Views gesammelt.
Die „Furry-Community“ ist sehr aktiv auf Gettr
Besonders Sonic the Hedgehog ist sehr präsent auf Gettr, was auch nicht verwundert, da er schon länger der Liebling der Online-Linken und der „Furry-Community“ ist. Der Fur-Fandom ist eine internationale Subkultur, die sich für anthromorphe Tiere begeistert, zu denen auch Sonic the Hedgehog zählt. Der QAnon-Hashtag, der sonst zur Verbreitung von Verschwörungstheorien genutzt wird, ist bereits voll von teils erotisch aufgeladenen Sonic-Memes.
Weitere User*innen machen sich einen Spaß daraus, offizielle Accounts zu faken, wie etwa den der National Rifle Association, der geflutet wird von Shitposts. Ein offensichtliches Fake-Profil des Bundesrichters Brett Kavanaugh zeigt Fußbilder des Sega-Charakters. Auch unter dem Hashtag alllivesmatter, die rechte Antwort auf die Bürgerrechtsbewegung Black Lives Matter, finden sich haufenweise absurde Memes.
Gettr selbst stellt sich als Hüter von Meinungsfreiheit und Gegner von Zensur dar. So ganz frei ist die Meinung auf der Plattform aber offenbar doch nicht. Ein geleaktes Stück Quellcode zeigt, dass die Admins des Netzwerks die Trends selbst hinzufügen und entfernen können. Auch die Tiktok-Nutzerin, die den Shitpost-Aufruf gestartet hatte, berichtet nur kurz später, ihr Gettr-Acount stehe unter einem Shadowban, sei also unauffindbar für andere Nutzer*innen.
Als Beta-Version war die App schon früher zu haben, doch der offizielle Launch der App war am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA. Trump hat sich, anders als erwartet, noch kein Profil angelegt, obwohl Miller ihm bereits seinen Nutzernamen reserviert hat. Möglicherweise ist er einfach kein Fan von Sonic-the-Hedgehog-Fußbildern.