
Auch Adolf Hitler scheint sich bereits bei Gettr angemeldet zu haben. (Screenshot: Gettr/ boingboing.net)
Donald Trumps ehemaliger Sprecher Jason Miller hat am Donnerstag in aller Stille eine neue Social-Media-Plattform namens Gettr ins Leben gerufen. Der Schritt hatte sich bereits angekündigt. Zuvor war Trump mit einem persönlichen Blog gescheitert und hatte ihn nach nur wenigen Wochen wieder geschlossen. Nun soll ein Twitter-Klon Abhilfe schaffen, nachdem der Ex-Präsident von Twitter, Facebook und Co verbannt worden war. Tester fanden bereits massiv rassistische Posts auf dem jungen Netzwerk. Zudem tauchten Trends wie #virusorigin und #unrestrictedbioweapon auf. Sie beziehen sich auf die Behauptung der Republikaner, China habe das Coronavirus als Biowaffe in einem Labor gezüchtet. Politico entdeckte das neue Netzwerk zuerst.
Verdächtig ähnlich zu Twitter
Gettr rühmt sich, die „Cancel Culture“ zu bekämpfen. Zudem hat es sich der „Förderung des gesunden Menschenverstandes, der Verteidigung der Redefreiheit und der Schaffung eines echten Marktplatzes der Ideen“ verschrieben. Diese grundsätzlich positiven Werte betonen rechtsgerichtete Kreise immer wieder, um ihre politischen Ziele mit zweifelhaften „Hintergrundinformationen“ voranzubringen.
Beobachter berichten, der Funktionsumfang und das App-Interface seien quasi identisch zu dem Vorbild mit dem blauen Vogel. Anscheinend nutzt die App auf irgendeine Weise die Twitter-API. So konnten Inhaber von Gettr-Profilen scheinbar alle ihre Tweets und Follower mühelos zu der neuen Plattform transferieren. Die Kopie wirbt damit, dass Nutzer, die beim Einrichten ihres Accounts denselben Benutzernamen verwenden, „möglicherweise Kopien ihrer Inhalte von Twitter zu Gettr importieren“ können. Experten fanden heraus, dass auch die „Trending Topics“ von Twitter ausgelesen und für Gettr genutzt werden. Aus der Zentrale des Originals kam noch kein Kommentar, ob der Social-Media-Neuling damit gegen Twitter-Richtlinien verstößt.
Datenschutz verheerend
Das Magazin Vice hat den Sicherheitsforscher Ashkan Soltani mit der Sichtung des Projektes beauftragt, der sogleich eklatante Fehler fand. So lasse sich sehr einfach herausfinden, welche E-Mail-Adressen sich bei Gettr angemeldet haben. Zudem kann man die Liste von stummgeschalteten und blockierten Usern eines Accounts einsehen. Soltani stellt der App ein vernichtendes Urteil aus: „Die App sieht aus wie ein Müllcontainer-Feuer, das in der Toilette von Donald Trump programmiert wurde. Ich habe buchstäblich länger gebraucht, um die Screenshots von meinem Testphone zu kopieren, als den eigentlichen Fehler zu finden.“
Da die API eine Menge Informationen über jeden Beitrag preisgibt, rechnen Experten damit, dass Hacker bald den gesamte Inhalt scrapen. Darunter versteht man die Veröffentlichung weitgehend ungeschützter Daten als permanent öffentlichen Schnappschuss. Berühmt ist dieses Vorgehen, seit Hacker die rechtskonservative Plattform Parler gescrapt haben. Einer stellte alle Videos der Beteiligten am Sturm auf das Capitol auf eine Übersichtsseite. Ein anderer erstellte GPS-Positionen der Partler-Nutzer während des Sturms. Die Strafverfolgungsbehörden dankten es ihnen.
Trump noch nicht online
Jason Miller sagte in Fox News, der Ex-Präsident besitze noch keinen verifizierten Account auf dem neuen Kurztext-Portal. Er hoffe jedoch, das ändere sich. Ein Konto sei für ihn reserviert und warte auf ihn. Der Milliardär finanziere die Plattform nicht und ziehe eine Reihe von Optionen in Betracht. Zuletzt war bekannt geworden, dass Trump der Videoplattform Rumble beigetreten ist, nachdem er seinen kläglichen Blog-Versuch eingestellt hatte.
Ich hatte echt gedacht, hier Informationen über GETTR zu finden.
Stattdessen nur linker Müll und Verunglimpfungen.
Und genau deswegen bin ich sicher, daß sich GETTR etablieren wird.
Die Menschen haben von Leuten Eurer Gesinnung genug.