Ukraine stellt internationale IT-Armee mit Tausenden Cybersecurity-Experten zusammen

Die Ukraine gründet eine IT-Armee, um digital gegen Russland vorzugehen. (Bild: Shutterstock)
Um der Invasion Russlands auch digital standhalten zu können, will die Ukraine eine sogenannte IT-Armee aus internationalen Cyberexperten zusammenstellen. Der Minister für digitale Transformation der Ukraine, Mykhailo Fedorov, hat am Samstag auf Twitter einen entsprechenden Aufruf gestartet.
We are creating an IT army. We need digital talents. All operational tasks will be given here: https://t.co/Ie4ESfxoSn. There will be tasks for everyone. We continue to fight on the cyber front. The first task is on the channel for cyber specialists.
— Mykhailo Fedorov (@FedorovMykhailo) February 26, 2022
„Digitale Talente“ aus allen Bereichen sollen sich auf Telegram melden. „Es wird eine Aufgabe für jeden geben. Wir kämpfen an der Cyberfront weiter“, heißt es in Fedorovs Tweet.
Fast 29.000 Mitglieder hat der Telegram-Kanal bereits gesammelt. Zu den ersten Aufgaben gehörte, „jede Art von Cyber- und DDoS-Attacke“ auf verschiedene russische Ziele zu starten. Die Websites von großen Unternehmen und staatlichen Organisationen werden aufgezählt, darunter der Energie-Lieferant Gazprom, Öl-Produzent Lukoil, mehrere Banken und auch Regierungszweige.
Mittlerweile greift die IT-Armee auch Ziele in Belarus, einem wichtigen Verbündeten Russlands, an, wie Telegram zu entnehmen ist. Zudem sollten Beteiligte auch Youtube-Kanäle melden, die „offen Lügen über den Krieg in der Ukraine verbreiten“.
Der Aufruf der ukrainischen Regierung folgt auf die Ankündigung des Hacker-Kollektivs Anonymous, unter anderem die Website des russischen Verteidigungsministeriums sowie die eines wichtigen, belarussischen Waffenlieferanten lahmgelegt zu haben.
The Russian Ministry of Defense website is down. #Anonymous #Ukraine
— Anonymous (@YourAnonOne) February 25, 2022
Man befinde sich „offiziell im Cyberkrieg gegen die russische Regierung“, hatte Anonymous auf Twitter bekannt gegeben. Ein Unterfangen wie das der Ukraine, eine staatlich geführte IT-Armee an Freiwilligen in den Krieg zu schicken, hat es in dieser Form bislang noch nicht gegeben.
Wer genau an den Cyberangriffen für die Ukraine beteiligt ist, lässt sich nicht exakt ermitteln. Mehrere Tausend Mitglieder gehören der Telegram-Gruppe an. Allerdings finden sich keine Angaben, welchen IT-Hintergrund diese mitbringen. Daher lässt sich schwer ermitteln, wie erfolgreich die digitale Truppe sein wird.
Ein gezieltes Vorgehen sei bei den Cyberattacken jedoch enorm wichtig, wie Experten betonen. Würden aus Versehen Notdienste oder Gesundheitsversorgungssysteme offline genommen, würde darunter auch die russische Zivilbevölkerung leiden, wie der ehemalige Cybersecurity-Berater des Weißen Hauses, J. Michael Daniel, gegenüber Wired erklärte. Zudem könnte Russland es als Vorwand zur Eskalation verwenden und auf die digitalen Angriffe entsprechend reagieren. Die Hacker-Gruppe Conti hat bereits angekündigt, sich voll auf die Seite von Wladimir Putin zu schlagen.
Kritik gab es zudem bereits daran, dass die IT-Armee sich via Telegram organisiert. Diese Plattform sei entgegen einer weitverbreiteten Annahme nicht verschlüsselt, wie Signal-Gründer Moxie Marlinspike auf Twitter warnt. Das Gegenteil sei der Fall: Telegram bediene sich einer Cloud-basierten Datenbank, die eine Text-Kopie jeder Nachricht festhalten würde. Russland könnte dies für sich nutzen, indem es beispielsweise Verwandte der IT-Armee-Mitglieder in Russland angreife.
Telegram is the most popular messenger in urban Ukraine. After a decade of misleading marketing and press, most ppl there believe it’s an “encrypted app”
The reality is the opposite-TG is by default a cloud database w/ a plaintext copy of every msg everyone has ever sent/recvd. https://t.co/6eRGIyXyje
— Moxie Marlinspike (@moxie) February 25, 2022
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