Drohnen, Wärmebild-Kameras und Livestream: So läuft die Jagd nach „Nessie“ 2023
Das „Ungeheuer von Loch Ness“ – echtes Monster oder Mythos? Um das endgültig herauszufinden, haben sich Hunderte Freiwillige zusammengeschlossen, um den See mit modernster Technik zu überwachen.
Am 26. und 27. August 2023 soll die Suche nach dem sagenumwobenen Tier von Loch Ness starten. Jeder war dazu eingeladen, bei der Suche dabei zu sein. Anmelden konnte man sich auf der Website von Loch Ness.
Die Betonung liegt auf „konnte“ – denn aufgrund der überwältigenden Nachfrage ist die Online-Anmeldung inzwischen geschlossen. Aber: Es wird wird auch einen Livestream geben. So können Nessie-Begeisterte auch aus der Ferne eventuelle Anomalien beobachten und bei der Suche helfen.
„Nessie“ – der Dinosaurier aus dem See
Die Legende des Loch-Ness-Monsters reicht bis ins Jahr 565 zurück. Ein irischer Mönch will das Ungeheuer angetroffen haben. Den Höhepunkt seiner Bekanntheit erreichte „Nessie“ aber erst 1933.
Im Mai 1933 berichteten erstmals regionale Zeitungen über die Sichtung eines Ungeheuers in Loch Ness. Der „Iverness Courier“ veröffentlichte einen Artikel mit Stimmen der Einheimischen, die „ein riesiges, im Loch tauchendes Tier“ gesichtet haben wollen.
„Nessie“ wird üblicherweise als „Plesiosaurus“ (wörtlich „Fast-Echse“) beschrieben. Es handelt sich dabei um eine Gruppe ausgestorbener Reptilien, die gleichzeitig mit den Nicht-Vogel-Dinosauriern ausgestorben sind.
Plesiosaurier sollen 3 bis 15 Meter lang geworden sein. Die Beine waren zu paddelförmigen Flossen umgebildet.
Wissenschaftler:innen zweifeln an Existenz des Dinosauriers im See
Die angebliche Verbindung zwischen Plesiosaurus und Loch-Ness-Monster wurde zu einem bekannten Thema der Kryptozoologie – diese befasst sich mit Tieren, für deren Existenz es nur schwache bis zweifelhafte Belege gibt.
Die meisten Wissenschaftler:innen und seriöse Kryptozoolog:innen halten es für unwahrscheinlich, dass es sich bei „Nessie“ um einen Plesiosaurus handelt. Um die lange Existenz zu sichern, müsste es mehr als einen Saurier im See geben. Biolog:innen sind sich sicher, dass der See in Schottland dafür nicht groß und produktiv genug ist.
Zudem mussten Plesiosaurier zum Luftholen an die Oberfläche – das würde bedeuten, dass es weitaus mehr Sichtungen des Ungeheuers geben müsste. Es sei denn, „Nessie“ ist ein Ausnahmetalent im Apnoetauchen – nicht ist unmöglich.
Organisches Material aus dem See wurde mittels neuer DNA-Analysen untersucht. Die Ergebnisse bestätigten die Annahme der Forschenden, dass es sich bei den Sichtungen die mit „Nessie“ gleichgesetzt wurden, höchstwahrscheinlich um größere Aale handelt.
Loch-Ness-Monster: Die Suche geht weiter
Egal, was „Nessie“ genau ist: Der Suchtrupp will am Wochenende Klarheiten erlangen. Organisiert wird die Suchaktion vom neu überarbeiteten „Loch Ness Centre“, das sich im alten Drumnadrochit Hotel befindet. Zwei Tage lang sollen nach Anomalien im Wasser Ausschau gehalten und unerklärliche Bewegungen untersucht werden.
In Zusammenarbeit mit dem freiwilligen Forschungsteam „Loch Ness Exploration“ werden Vermessungsgeräte eingesetzt, die noch nie zuvor am Loch Ness verwendet wurden. Darunter auch Drohnen mit Infrarotkameras, die Wärmebilder des Wassers erstellen, sowie ein Hydrophon, das akustische Signale an der Wasseroberfläche aufspüren soll.
Alan McKenna von der „Loch Ness Exploration“ wird die Freiwilligen jeden Morgen live darüber in Kenntnis setzen, wonach sie Ausschau halten sollen und wie sie ihre Funde dokumentieren sollen. „Wir hoffen, eine neue Generation von Loch-Ness-Enthusiasten zu inspirieren und wenn Sie sich an dieser groß angelegten Oberflächenbeobachtung beteiligen, haben Sie eine echte Chance, persönlich zu diesem faszinierenden Geheimnis beizutragen, das so viele Menschen auf der ganzen Welt in seinen Bann gezogen hat.“
Nessie: Echtes Monster oder gekonntes Marketing?
Für die meisten Expert:innen ist der Hype um das „Ungeheuer von Loch Ness“ eine gezielte Marketing-Strategie. Regional dient der Mythos rund um „Nessie“ als wichtige Einnahmequelle, da der See eines der Hauptziele für den Tourismus in Schottland ist.
Fraser Campbell, Direktor der Cobbs Group und Besitzer des Drumnadrochit Hotels, berichtet, dass das wiedererwachte Interesse an der Monsterlegende zu „unglaublichen“ Buchungen in dieser Sommersaison gesorgt hat. Laut seiner Aussage kann die Tourismusbranche in den Highlands überleben, wenn „Hotels und Besucherattraktionen zusammenhalten“. Auch wenn das Gebiet natürlich noch mehr zu bieten hat als ein mystisches Monster aus dem See.
Kurzer Fun Fact zum Abschluss: Sollte „Nessie“ doch einmal gefunden werden, existiert für diesen Fall seit 1934 ein Gesetz im Vereinigten Königreich, das das Ungeheuer unter Naturschutz stellt. Vielleicht sollte das mal jemand an das Monster weiterleiten, dann taucht es vielleicht auch öfter auf.