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Porträt

Ungerade Lebensläufe?! 5 Führungskräfte, die beweisen: Sowas gibt es gar nicht!

Menschen mit ungeraden Lebensläufen bringen diverse Perspektiven mit. Diese fünf Beispiele zeigen: In der Regel profitiert sogar die gesamte Karriere davon. Führungskräfte erzählen ihre Geschichte.

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Von der Rinderzucht zur Bardame zur Gründerin: Katrin Alberding (Foto Kenbi)

Du machst Abi, studierst BWL, arbeitest als Werkstudent im Controlling, steigst bei der Allianz ein und arbeitest dich vom Junior-Finanzmanager hoch zum CFO. Dagegen spricht rein gar nichts, aber wie oft passiert das wirklich genau so? Gerade Lebensläufe gelten in vielen Karriere-Ratgebern noch immer als Königsweg. Dabei läuft es im Leben doch fast nie nur geradeaus.

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Wir haben erfolgreiche Managerinnen und Manager gefragt, wie ihre erste Schritte ins Berufsleben aussahen und ob bei ihnen immer nur alles pfeilgerade lief. Die Protokolle zeigen deutlich, dass auch vermeintlich ungerade Lebensläufe am Ende ziemlich geradeaus gingen – die Erfahrungen nimmt ihnen niemand mehr.

„Sei dir nie zu fein und pack selbst mit an“

Katrin Alberding, Co-Gründerin und Co-CEO von Kenbi

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Meine außergewöhnlichsten Jobs hatte ich als Austauschschülerin in Amerika. In Oregon habe ich auf einer Ranch gearbeitet, mit allem was dazugehört: Rinder mit dem Lasso einfangen und brandmarken, Injektionen geben, Bullen kastrieren, Mist schaufeln. Außerdem habe ich in einem Saloon geputzt, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich habe auch einmal mehrere Monate in einer Baumschule gearbeitet, wo wir jeden Morgen um 4 Uhr angefangen haben, zu pflanzen.

Was ich durch all meine Nebenjobs mitgenommen habe, ist, mir nie zu fein zu sein und selbst mit anzupacken. Als wir unser ambulantes Pflege-Startup Kenbi aufbauten, haben mein Mitgründer Clemens und ich alles mitgemacht: Wir sind auf Pflegetouren mitgefahren, haben Patientinnen und Patienten versorgt, geholfen, sie zu waschen, und die Möbel in unseren Standorten selbst aufgebaut. Als Führungskraft sollte man immer wieder praktische Erfahrungen in dem Bereich machen, den man leiten will und nicht in die Manager-Höhen abdriften. Natürlich hat man dann immer noch nur einen Bruchteil des Wissens von denen, die den Job täglich machen – aber man bekommt ein Verständnis für die Herausforderungen und Bedürfnisse der Menschen, die ihren Job machen.

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Ich interessiere mich für die Motive im Lebenslauf von Bewerberinnen und Bewerbern und frage mich, was sie antreibt. Warum haben sie sich beispielsweise dafür entschieden, eine komplett neue Herausforderung anzugehen oder einen Cut zu machen? Ich habe selbst mehrfach die Branche gewechselt und mein Lebenslauf ist auf den ersten Blick auch nicht geradlinig. Was mich aber immer angetrieben hat, ist, ein Projekt oder ein Unternehmen komplett von Grund auf aufzubauen. Der rote Faden muss eben nicht zwingend Industrie- oder positionsbezogen sein, und im Gespräch findet man ihn meist ziemlich schnell.

„Ich habe meinen ersten Exit hingelegt – für einen Euro“

Vom Snowboarder zum Verleger zum Startup-Gründer: Patrick Löffler (Foto: Givve)

Patrick Löffler, Managing Director von Givve

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Vor meiner Gründung von Givve habe ich einige Stationen durchlebt: Zu Schulzeiten war ich Snowboarder in der deutschen Nationalmannschaft, während des Studiums Inhaber einer eigenen Bar und anschließend Gründer des Surf-Magazins Tide. Mit dem Magazin habe ich damals bereits den ersten Exit hingelegt – für einen Euro. Das war bis heute der außergewöhnlichste Job meiner Laufbahn. Ich hatte zwar ein persönliches Interesse am Thema Surfen – alle Verlagsthemen und Vertrieb waren jedoch „Learning by doing“.

Anschließend bin ich mit Givve ins Startup-Business gestartet. Heute kann ich sagen: Die Zeit meiner Gründung war die emotionalste Erfahrung meines Lebens. Denn sie war geprägt von langen Durststrecken und existenziellen Krisen. Aus der Zeit vor diesem Karriereabschnitt habe ich viele Dinge mitgenommen, die mir bis heute wichtig sind: Durchhaltevermögen, ein positives Mindset und vor allem das Pflegen einer Fehlerkultur, die Patzer nicht nur erlaubt, sondern Chancen für die kontinuierliche Weiterentwicklung einer Organisation und ihrer Mitglieder fördert.

Nach diesem Prinzip suchen wir auch unsere Mitarbeitenden aus: Egal, mit welcher Vorgeschichte sie zu uns kommen, wichtig ist, dass sie das richtige Mindset mitbringen und einen positiven Impact auf unsere Firmenkultur haben. Ganz ehrlich? Meine Erfahrung zeigt: Je außergewöhnlicher die Jobvorgeschichte, desto spannender die Person, die am Ende vor mir sitzt.

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„Vom Profi-Fußball konnte ich nicht leben“

Marie Pyko, Teamleiterin beim Studienkreis Online-Nachhilfe

Vor meiner Karriere als Führungskraft war ich Profifußballerin. Von 2009 bis 2018 habe ich in der ersten und zweiten Frauenfußball-Bundesliga gespielt – und anderem für den 1. FC Köln und Avaldsnes IL in Norwegen. Mein größter Erfolg war 2011, als ich mit der U19-Nationalmannschaft Europameisterin und 2012 mit der U20-Nationalmannschaft Vize-Weltmeisterin geworden bin. Als Dreijährige habe ich regelmäßig und gemeinsam mit meiner Mutter meinen Bruder vom Fußballtraining abgeholt. Es wurde schnell zu meiner Leidenschaft: Mit elf wurde ich das erste Mal gescoutet und mit 15 lagen Angebote von Bundesligisten vor.

Im Gegensatz zu meinen männlichen Kollegen konnte ich mit Ausnahme meiner Station im Ausland von dem Gehalt nicht leben. Es war mir daher immer bewusst und sehr wichtig, an die Karriere nach der Karriere zu denken und ich bin so zu meiner aktuellen Position als Customer-Relationship-Managerin bei der Studienkreis Online-Nachhilfe gekommen. Durch meine erste Karriere habe ich gelernt, wie man als Team erfolgreich zusammenarbeitet und wie man gemeinsam und persönlich auch mit Rückschlägen umgeht.

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Ich bin dadurch sehr selbstreflektiert und weiß, was ich kann beziehungsweise noch nicht kann. Dinge, die ich noch nicht beherrsche, möchte ich lernen und bin sehr ehrgeizig und diszipliniert. Aus meiner Sicht sind das die wichtigsten Eigenschaften für das Arbeitsleben. Heute finde ich vor allem die nicht so geradlinigen Lebensläufe spannend, die Geschichten dahinter machen mich neugierig. Für mich ist das kein KO-Kriterium, sondern etwas Positives.

„Rückschläge können auch Wegbereiter sein“

Vom Konzertpianisten zum Unternehmer: Patrick Dermak. (Foto: Adbaker)

Patrick Dermak, Co-Gründer von Adbaker

Vor meinem Unternehmerdasein war ich Konzertpianist. Ganz zu Beginn, schon mit zwölf Jahren, habe ich an der Universität Mozarteum in Salzburg das Konzertfach Klavier belegt. Während dieser Karriere habe ich gemerkt: Als erfolgreicher Pianist erfordert es neben der Begabung ein hohes Maß an Kreativität, Fleiß und Disziplin. Für mich gilt seitdem immer die Devise: Harte Arbeit und Disziplin sind der Schlüssel zum Erfolg – kämpfe für deine Träume!

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Mit 18 Jahren habe ich dann einen herben Rückschlag erlitten: Aus gesundheitlichen Gründen musste ich dem Klavier und damit den Konzerthäusern den Rücken zukehren. Der Niederschlag und die dadurch erlebten und erlernten Dinge haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin, und zur Erkenntnis gebracht, den Blick immer nach vorne zu richten. So habe ich meine eigentliche Berufung im Unternehmertum gefunden und profitiere viel von den Parallelen als Musiker.

Wenn ich heute zudem Bewerberinnen und Bewerber mit einem nicht so geradlinigen Lebenslauf vor mir habe, werde ich hellhörig. In einem völlig anderen Bereich tätig gewesen zu sein, kann Qualitäten und Stärken in ein Team tragen, die so noch nicht da sind. Egal, ob es da um Know-how oder eine andere Arbeitsweise geht, wenn das Mindset und der Cultural Fit stimmt, kann die Zusammenarbeit neue Wege eröffnen. In vielen Fällen lohnt es sich, genauer hinzuschauen und die Person hinter dem CV kennenzulernen.

„Impact und Verantwortung machen mich glücklich“

Julian von Blücher, Gründer und CEO von Talent Tree

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Schon in jungen Jahren habe ich einiges über das Unternehmertum gelernt, wie Verantwortung zu tragen und dass es oft auf Schnelligkeit ankommt. In meinem Job als Fahrradkurier gab es Spezialaufträge, wie zum Beispiel Notariatsdokumente zu transportieren. Alles andere blieb dann sofort liegen.

Genauso früh habe ich meine Leidenschaft für Impact- sowie Climatech-Themen erkannt. Als studentischer Hiwi reiste ich an den Nordpol. Die dortigen Eisdickenmessungen weckten nicht nur meine Passion für Abenteuer, sondern auch meine Liebe zu Climatetech. Tatsächlich gingen die Learnings aber schon früher los: Mit 13 habe ich in unserem Ort Medikamente für Apotheken ausgetragen. Zielgruppe waren Seniorinnen und Senioren, die es nicht mehr in die Apotheke geschafft haben. Das ordentliche Trinkgeld war für mich viel Geld und die Dankbarkeit für die überschaubare Arbeit erstaunlich. Der Impact dahinter und die Verantwortung machten mich glücklich.

Ungerade Lebensläufe mit Tätigkeiten, die aus der Reihe tanzen, finde ich generell klasse. Sie verleihen oft einen ganz besonderen und kreativen Blickwinkel. Allerdings wünschen sich einstellende Scaleups bei Führungsrollen häufig jemanden mit sogenanntem Track-Record; insofern sind Startups oft konservativ und bevorzugen entsprechend Persönlichkeiten. Punktuell ermutigen wir unsere Mandanten, Kandidatinnen und Kandidaten mit einem abweichendem Profil auch eine Chance zu geben. Es ist nur aufwendiger, nach ihnen zu suchen und sie im Bewerbungsprozess zu durchleuchten. Der Aufwand kann sich in Anbetracht des sehr harten Wettbewerbs allerdings lohnen!

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