US-Polizei nutzt fragwürdige KI-Gesichtserkennung, um Täter zu identifizieren

Gesichtserkennung von Clearview ist stark umstritten. (Bild: Shutterstock / Andre
Das Unternehmen Clearview hat eine auf KI basierende Gesichtserkennungssoftware entwickelt, die Menschen anhand von Bildern erkennen kann. Die amerikanische Polizei nutzt diese wohl millionenfach, um zum Beispiel Täter oder Zeugen ausfindig zu machen.
Das sagte der CEO von Clearview, Hoan Ton-That, gegenüber der BBC. Dabei ist das Unternehmen sehr umstritten. In Europa und Australien hat es bereits Strafen in Millionenhöhe wegen Verstößen gegen die Privatsphäre auferlegt bekommen.
Das liegt unter anderem daran, wie das Unternehmen seine Datenbank füttert: Um möglichst viele Menschen hier aufzunehmen und zu identifizieren, werden zum Beispiel Bilder von Facebook genutzt, ohne die Nutzer vorher um Erlaubnis zu fragen. Laut Ton-That hat Clearview so bereits über 30 Milliarden Bilder bekommen.
So funktioniert die Software
Nachdem die American Civil Liberties Union (ACLU) Clearview AI wegen Verstößen gegen das Datenschutzgesetz vor Gericht gezerrt hat, darf Clearview seine Dienste den meisten Unternehmen nicht mehr anbieten. Eine Ausnahme ist die Polizei.
Schon eine Million Durchsuchungen sollen auf der Arbeit mit Clearview fußen. Die Polizei in Miami hat gegenüber der BBC bestätigt, Clearview für „jede Art von Kriminalität“ zu nutzen, vom Ladendiebstahl bis zu Mord.
Um Verdächtige zu finden, müssen Angestellte der Polizei einfach nur ein Bild von einem Gesicht hochladen und Clearview gibt dann Links zur Website heraus, auf denen sich das entsprechende Gesicht finden lässt.
Keine Verhaftungen aufgrund der KI
Armando Alguilar, Assistant Chief of Police in Miami, erklärte aber, dass sie keine Verhaftungen nur aufgrund der Gesitserkennungs-KI vornehmen. „Wir verhaften nicht, weil ein Algorithmus es uns sagt“, sagte er. „Wir setzen diesen Namen entweder in eine fotografische Aufstellung oder lösen den Fall auf traditionelle Weise.“
Obwohl die Polizei ein großer Fan der Software zu sein scheint, gibt es auch viele kritische Stimmen. Kaitlin Jackson, Strafverteidigerin aus New York, zum Beispiel zweifelt die Genauigkeit der KI an. Sie sagt, die Vorstellung, dass die Software akkurat arbeitet, sei Wunschdenken. Gerade bei Bildern mit schlechter Auflösung von Überwachungskameras sei es unmöglich, Menschen zweifelsfrei zu identifizieren.
Clearview sollte verboten werden
Auch Matthew Garagilia von der Electronic Froniter Foundation sieht die Technologie sehr kritisch. Ihm zufolge ist die Technologie viel zu invasiv, um sie einzusetzen. „Clearview ist ein privates Unternehmen, das Gesichtsabdrücke von Menschen auf der Grundlage ihrer Fotos online ohne deren Zustimmung anfertigt“, so Guaragilia. „Es ist ein riesiges Problem für die bürgerlichen Freiheiten und Bürgerrechte, und es muss unbedingt verboten werden.“