Verdoppelter Elektroauto-Zuschuss kostet Bund knapp 2 Milliarden

Die Elektroauto-Subventionen haben gezündet. (Foto: Shutterstock)
Elektroautos sind damit kein Nischenprodukt mehr. Nach einer neuen Umfrage im Auftrag des Portals Verivox sagen 14,6 Prozent der potenziellen Autokäufer zwischen 18 und 69 Jahren, ihr nächstes Auto solle ein reines Elektroauto sein. 7,7 Prozent bevorzugen einen Plug-in-Hybrid, zusammen also mehr als ein Fünftel.
Beliebtheit von E-Autos steigt
Damit liegen die E-Autos in der Beliebtheit zwar nach wie vor mit großem Abstand hinter Benzinmotoren, die von knapp 38 Prozent bevorzugt werden, aber vor dem Diesel mit zwölf Prozent. Für die repräsentative Online-Umfrage befragte das Marktforschungsinstitut Innofact im Juni 1.000 Menschen.
Das Bundeskabinett hatte vor einem Jahr rückwirkend zum 3. Juni die „Innovationsprämie“ betitelte Verdopplung der Kaufzuschüsse beschlossen. Die Zulassungszahlen – und die damit verbundenen Ausgaben – schossen quasi über Nacht in die Höhe: Von Anfang Juni 2020 bis Ende Mai 2021 wurden über 567.000 Elektroautos neu zugelassen, im Juni kamen noch einmal knapp 65.000 dazu. Zum Vergleich: In den vier Jahren von 2016 bis 2019 zuvor waren es insgesamt lediglich 256.000 Elektrofahrzeuge gewesen, davor noch weniger. Hybridmotoren ohne extern aufladbare Batterie sind nicht mitgezählt.
Inzwischen nähert sich die Zahl der Elektroautos und Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen auch dem von der Bundesregierung ausgegebenen Ziel von einer Million an, das eigentlich vergangenes Jahr hätte erreicht werden sollen. Inklusive leichter Nutzfahrzeuge hofft Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) es noch im Juli zu erreichen. Auch bei Pkw alleine dürfte es angesichts der aktuellen Zahlen in den kommenden Monaten so weit sein.
Für die Staatskasse sind die Subventionen mit dementsprechend schnell steigenden Ausgaben verbunden: In der ersten Jahreshälfte 2020 wurden „für den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität“ 77,6 Millionen Euro an Autokäufer ausbezahlt, wie das Bafa berichtet. Nach der Verdopplung des Zuschusses waren es dann in der zweiten Jahreshälfte bereits 575 Millionen, eine Versiebenfachung. Und in diesem Jahr waren es bis Ende Juni dann schon 1,33 Milliarden Euro. Gefördert werden Kauf und Leasing reiner Batterieautos und Plug-in-Hybride mit aufladbaren Akkus. Subventioniert werden auch Autos mit Brennstoffzellenmotor, die aber nur in minimalen Stückzahlen zugelassen werden.
Die höheren Zuschüsse sollen einerseits der deutschen Autoindustrie helfen und andererseits zur Verminderung der CO2-Emissionen beitragen. Manche Fachleute und Verbände lehnen die hohen Subventionen ab, darunter der Bund der Steuerzahler.
Deutsche Hersteller profitieren von Zuschüssen
Ein Kritikpunkt hat sich nicht bewahrheitet: Dass die Zuschüsse hauptsächlich ausländischen Herstellern zugute kommen würden. Bei den Verkaufszahlen von Batterie- und Plug-in-Hybrid-Autos liegen in diesem Jahr vier deutsche Hersteller auf den ersten vier Plätzen: VW – die Marke, nicht der Konzern – lag mit gut 59.000 Autos in der ersten Jahreshälfte vorn, gefolgt von Mercedes, BMW und Audi. Als erster ausländischer Hersteller lag Renault auf Platz 5. Auch bei den reinen Batterieautos lag Tesla auf Platz 2 hinter VW.
Laut Verivox-Umfrage bevorzugen Privatkunden reine Elektroautos, während Plug-in-Hybride eher als Firmenfahrzeuge bevorzugt werden. „Der Marktanteil der reinen Elektrofahrzeuge dürfte wegen des Kundeninteresses in den kommenden Monaten weiter steigen“, sagte Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich.
Knapp ein Drittel der Befragten glaubt, dass reine Elektroautos in den kommenden zehn Jahren die meisten Marktanteile hinzugewinnen werden. Häufigstes Argument gegen ein Elektroauto ist nach wie vor die zu geringe Reichweite, die von 46,7 Prozent der Befragten genannt wurde.
Mittelfristig könnte allerdings der Elektroauto-Boom auch an Grenzen stoßen. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet, dass in einigen Jahren die Nachfrage nach Batterien das Angebot übersteigen wird, was die Produktion bremsen könnte. dpa