
Enefty Launch in Berlin: Mohamed Jamal Eddine (li.) und Giorgi Jashiashvili stellen ihren Marktplatz vor. (Foto: Enefty)
Bei etwa 250 US-Dollar liegen die Gebote für das Video des Künstlers Lars Runge aka Tiktus. In dem etwa einminütigen Video erschafft er ein Kunstwerk mit einer Fließtechnik. Versteigert wird aber nicht das physische Gemälde, sondern das Video von dessen Herstellung. Es ist das erste Video, das seit dem Launch der Plattform Enefty am Mittwoch angeboten wird. Viele weitere sollen folgen. Die Vision: weltweit die führende Plattform für Video-NFT werden. Das sagt Gründer Giorgi Jashiashvili.
Zusammen mit Mohamed Eddine hat er das Startup im August gegründet. An der Idee zum Marktplatz arbeiten die beiden schon länger: Im Mai haben sie das Berliner Startup-Stipendium gewonnen. Zu Jahresbeginn hoffen die Gründer auf Wagniskapital. Mit einigen bekannten VCs seien sie im Gespräch, mehr wollen sie noch nicht verraten.
Auf der Plattform können Künstler:innen ihre Werke anbieten. Die Künstler:innen sind meist Video-Content-Creator auf Youtube, Tiktok oder Twitch. Für sie sei die Plattform eine Möglichkeit, ihre Fans an ihrer Kunst zu beteiligen.
Gegenwert für das Investment
Bei einer Beteiligung der Fans würden viele an den amerikanischen Social-Payment-Anbieter Patreon denken, sagt Gründer Jashiashvili. Doch der Vergleich hinke. „Bei Patreon können Fans die Künstler mit Zahlungen unterstützten. Die Fans kriegen aber keinen handelbaren Gegenwert, wie es bei einem NFT der Fall ist“, sagt er. NFT sollen diese Lücke schließen und die Unterstützung der Künstler:innen für die Fans zu einer Geldanlage machen. „Das ist der Hauptgrund, warum Menschen NFT kaufen“, so Jashiashvili.
Mit einem NFT bekommen Fans einen Gegenwert zum Investment.
„Insgesamt sind es drei Gründe, warum Menschen NFT kaufen: Erstens um den Künstler dahinter zu unterstützen. Zweitens weil sie spekulieren und den NFT gewinnbringend verkaufen wollen. Drittens weil sie die Kunstwerke besitzen wollen, es für sie ein Statussymbol ist“, sagt er.
Die Plattform läuft auf der Ethereum-Blockchain. „Die Gasfees sind zwar teuer, aber trotzdem haben wir uns für Ethereum entschieden, weil die meisten NFT hierauf aufgebaut sind und wir hoffen, dass die Gasfees nach dem nächsten Update sinken. Bei unseren Auktionen neutralisieren wir auch den CO2-Ausstoß“, sagt der Gründer.
Die beiden Berliner Gründer sehen in NFT großes Potenzial. „Allein im dritten Quartal wurden am NFT-Markt zehn Milliarden Euro umgesetzt“, sagt Giorgi Jashiashvili. Dabei leisten sie oft noch Pionierarbeit. „Wir haben gemerkt, dass ein Marktplatz für Video-NFT gerade eine Nische ist, die noch nicht bedient wird. Wir haben mit vielen Creators gesprochen und das Interesse war groß. Doch viele klassische Kunstmarktplätze haben keine Lust auf NFT.“
Besitz statt Urheberrecht
Häufig stoßen die Gründer auch noch auf Unwissen. „Viele Menschen denken, dass wer einen NFT kauft, das Urheberrecht an dem Kunstwerk besitzt. Aber man kann ein als NFT gekauftes Video nicht einfach auf Youtube hochladen und monetarisieren, als wäre man der Urheber. Denn bei 99 Prozent der NFT auf dem Markt werden Token gekauft, die das Originalvideo repräsentieren.“ Das Urheberrecht behält der Künstler oder die Künstlerin. Jashiashvili vergleicht es mit dem klassischen Kunsthandel: „Kaufe ich ein Gemälde, darf ich es auch nicht nachdrucken lassen und verkaufen.“ Es gehe dabei nicht darum, dass andere Menschen sich das Kunstwerk nicht anschauen können, sondern vielmehr darum, es zu besitzen und handeln zu können.