
Celsius-Kunden zwischen Wut und Verzweiflung. (Foto: Shutterstock-Pra Chid)
Die Pleite des Kryptokreditgebers Celsius dürfte mit ziemlicher Sicherheit als dasjenige Event in die Geschichte eingehen, dass die Regulierung des Kryptomarkts wie kein anderes vorantreibt. Insbesondere in den durchweg verzweifelten Zuschriften der Celsius-Kunden an den Konkursrichter wird deutlich, dass eine rechtliche Absicherung vor Totalverlusten unabdingbar ist.
Regulierung des Kryptosektors nicht mehr abzuwenden
Es dürfte ein hoher öffentlicher Druck entstehen, Kryptounternehmen streng mit Blick auf die Sicherheit der Kundeneinlagen zu regulieren. Dieser Verpflichtung wird sich das internationale Rechtssystem nicht länger entziehen können. Ebenso scheint es wichtig, für die Zuverlässigkeit der Führungskräfte solcher Unternehmen strenge Vorgaben zu machen.
Im Grunde dürfte damit sicher sein, dass sich der Kryptomarkt in den gleichen Rechtsrahmen wird einfügen müssen, in dem Banken und andere Finanzdienstleister bereits zum jetzigen Zeitpunkt stecken. Das bewahrt zwar nicht vor allen Risiken, aber sicherlich vor einigen der wesentlichen Auswüchse, denen sich Celsius-Kunden nun ausgesetzt sehen.
Celsius: Selbst Verwahrkonten betroffen
Bei Celsius gab es zwei Kontentypen. Das Earn-Konto wurde dafür benutzt, digitale Assets gegen Zinsen zu verleihen. Hier darf man noch von einem gewissen Eigenrisiko des Verleihers ausgehen und geneigt sein, den Verleihenden eine Mitschuld zuzusprechen – kein Geschäft ohne Risiko.
Im Custody-Konto hingegen wurden Krypto-Assets lediglich aufbewahrt, um sie übertragen, tauschen oder für Kreditsicherheiten verwenden zu können. Vom Crash betroffen sind aber beide Kontentypen. Auch jene, die Celsius als eine Art Treuhänder verwendet hatten, schauen nun in die Röhre. Spätestens das ist nicht in Ordnung.
Betrügerische Kundenkommunikation? Betroffene sehen es so
In der Kundenkommunikation scheint Celsius, vor allem in Person seines Chefs Alex Mashinsky, nie Unterschiede gemacht zu haben. So spiegeln die Zuschriften immer wieder die gleichen Vorwürfe wider. Celsius habe
- sich stets als Alternative zu herkömmlichen Banken behauptet und dabei behauptet, sicherer als Banken zu sein.
- behauptet, über zwei Milliarden US-Dollar in der Bilanz zu halten.
- 750 Millionen Dolar aufgebracht, „um die Kundengelder zu sichern, falls etwas schief geht“.
- ständig versichert, dass die Gelder sicher sind
Von daher wundert es nicht, dass sich die Kunden des Kryptogesetzgebers vor allem betrogen fühlen. Dabei reicht die Breite der herrschenden Emotionen von tiefer Verzweiflung, die in Depressionen mündet, bis zu rasender Wut gegen die handelnden Akteure. Alle Zuschriften im laufenden Konkursverfahren können auf Stretto eingesehen werden.
Auffällig dabei – Betroffene gibt es in aller Welt. Allerdings scheinen es besonders US-Amerikaner zu sein, die Celsius ihre Altersvorsorge anvertraut haben. Die Größenordnungen der hinterlegten Mittel bewegt sich von 7.000 Dollar bis zu mehr als eine Million. Betroffen ist damit ein Abbild der Gesellschaft.
So hat sich das Celsius-Debakel entwickelt
Am 12. Juni 2022 hatte das Kryptokreditunternehmen Celsius Network Kundenabhebungen, Swaps und Überweisungen ausgesetzt und damit die Kundengelder vollständig eingefroren. Dies müsse passieren, um strukturelle Änderungen vornehmen zu können, hieß es.
Nach wochenlangen Beteuerungen, bald wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren, hatte Celsius am 13. Juli Konkurs angemeldet. Während Kunden keine Kryptowährungen abheben können, müssen Kreditnehmende immer noch Sicherheiten hinterlegen, um ihre Kredite aufrechtzuerhalten. Ob diese Sicherheiten auch auf Celsius-Seite sicher sind, kann niemand garantieren. Inzwischen hat Celsius Kredite zwangsweise liquidiert, weil Kunden nicht dazu bereit waren, weitere Sicherheiten zu hinterlegen.