VW ID 3: Software des Volksstromers verursacht weitere Probleme
Dass der Volksstromer VW ID 3 schwerwiegende Software-Probleme hat, ist seit geraumer Zeit bekannt und zwischenzeitlich vom Konzern bestätigt. Die 50 Fahrzeuge, die im Vorzeigewerk Zwickau seit Anfang November 2019 täglich vom Band laufen, werden auf eigens angemieteten Parkplätzen gelagert. Die Software sollte ursprünglich ab kommenden März eingespielt werden, damit die Auslieferung der Fahrzeuge zum Sommer nicht gefährdet wird.
Testfahrer melden bis zu 300 neue Fehler pro Tag
Neue Erkenntnisse des Manager Magazins (Paywall) wecken Zweifel an diesem Zeitplan. Wie das Blatt berichtet, kämpft VW nach wie vor mit Problemen. Dabei scheinen diese nicht geringer zu werden, sondern weiter zu wachsen.
Testfahrer berichten von bis zu 300 neuen Fehlern pro Tag. Inzwischen sollen mehr als 10.000 konzerneigene und externe Techniker und Ingenieure am ID 3 arbeiten. Die beklagen, dass die Grundarchitektur zu hastig entwickelt worden sei. Das habe dazu geführt, dass sich Systemteile häufig nicht verstünden und sogar Aussetzer hätten.
Bis zu 12 Monate Verspätung scheinen denkbar
Hinter vorgehaltener Hand wird über massive Verzögerungen bei der Auslieferung des ID 3 spekuliert. Von bis zu zwölf Monaten Verspätung ist die Rede. Das würde bedeuten, dass der ID 3 nicht in diesem, sondern erst im nächsten Sommer, also im Jahr 2021, auf den Markt kommen würde. Dann aber sollte längst der ID 4 in der Pipeline stecken.
Dieses Schreckensszenario wird laut Manager Magazin von der Führungsriege um VW-Chef Herbert Diess als „kompletter Quatsch“ abgetan. Dennoch soll sich auch unter den Großaktionären, den Familien Porsche und Piëch, erster Unmut regen. Die stünden zwar bislang aufseiten des Konzernchefs, hätten aber dessen Elektrofokus noch nie wirklich überzeugend gefunden. Nun könnten sich deren Zweifel bewahrheiten.
Verspätungen können zu massiven Strafzahlungen führen
Dabei wären Produktionsprobleme und daraus resultierende Verzögerungen in der Auslieferung zwar ärgerlich, aber bei weitem zunächst keine Katastrophe. Der Haken an der Sache ist, dass wir das Jahr 2020 schreiben. Und das ist das Jahr, in dem die Autohersteller erstmals mit Strafen rechnen müssen, wenn sie den für ihre Flotte berechneten zulässigen CO2-Ausstoß überschreiten.
VW muss laut Diess im Schnitt 30 Gramm einsparen. Das kann nur funktionieren, wenn in erheblichem Umfang Stromer verkauft werden. Der ID 3 war mit 100.000 Exemplaren in diese Rechnung eingepreist, bei der reine Stromer in diesem Jahr noch doppelt positiv gerechnet werden. Zwischenzeitlich hatte VW die Prognosen für den ID 3 schon auf 80.000 gesenkt.
Gelingt es VW nicht, die CO2-Senkung rechnerisch darzustellen, drohen dem Konzern Strafen in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro. Käufer, die sich mit dem E-Golf oder dem E-Up anfreunden können, erhalten derzeit hohe Rabatte auf diese Fahrzeuge. Irgendwoher muss die CO2-Senkung schließlich kommen.
Auch andere Konzernmarken sind leidgeprüft
Audi musste kürzlich zum zweiten Mal die Produktion des E-Tron drosseln. Der Hersteller kämpft mit Lieferproblemen des Batteriezulieferers LG Chem, der seinerseits Startprobleme beim Produktionsanlauf seines polnischen Batteriewerks hat. Auch Porsche hat an der Audi-Misere einen Anteil, denn die Marke setzt ebenfalls auf Batterien von LG Chem.
Im Konzernwettstreit um die knappe Ressource soll sich Porsche laut Manager Magazin gegen Audi durchgesetzt haben. Deshalb stockt die Produktion des E-Tron, aber nicht die des Taycan. Deutlich wird dabei aber, dass eine parallele Massenproduktion in Anbetracht der Lieferlage gar nicht denkbar ist.
Passend dazu: VW ID 3: Vollvernetzter Volksstromer offiziell vorgestellt