Der Wolfsburger Autokonzern will sein Sharing-Angebot We Share unter dem Dach der neuen Kundenplattform VW We bündeln. In Deutschland ist der Service nach einer Betaphase nun in Berlin an den Start gegangen.
Autos verkaufen ist nicht genug. Dessen ist sich Volkswagen seit längerer Zeit auch bewusst. Entsprechend bietet der Konzern neben seiner Ride-Hailing- und Pooling-Lösung Moia einen eigenen Carsharing-Dienst als Antwort auf BMWs und Daimlers Drivenow und Car2go – bald unter einem Dach als Share Now – an.
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„Wir sind der Überzeugung, dass der Carsharing-Markt noch Potenzial hat. Deshalb treten wir mit einem ganzheitlichen Konzept aus einer Hand an, das alle Mobilitätsbedarfe von der wenige Minuten dauernden Kurzstrecke bis zur wochenlangen Urlaubsreise abdeckt“, sagte Volkswagen-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann.
Zum Auftakt bietet Volkswagen in Berlin 1.500 E-Golfs nach dem „Free-Floating“-Konzept an, ab 2020 sollen 500 weitere E-Ups hinzukommen. Sobald verfügbar, wird das Angebot um den vollvernetzten Stromer der neuen Generation VW ID erweitert. Ab Mitte 2020 beabsichtigt VW, die Carsharing-Flotte sukzessive auf die ersten Modelle der neuen Volkswagen-ID-Familie wie etwa VW ID 3 umzustellen.
Wie am geplanten Fahrzeug-Angebot zu erkennen ist, fokussiert VW sich bei We Share auf reine Elekroautos, die mit „Grünstrom“ geladen werden, während die Mitbewerber wie BMW und Daimler derweil noch überwiegend auf Verbrenner setzen.
Dass Berlin die erste Stadt ist, in der We Share angeboten werden soll, liegt Stackmann zufolge an der hohen Einwohnerzahl und -dichte – sie habe das größte Potenzial. In Berlin „leben viele Menschen, die das Teilen von Fahrzeugen schon ausprobiert haben – und es werden immer mehr“, so der Manager. Als nächste Städte sollen ab 2020 Hamburg und Prag folgen. In Prag wolle man den Dienst gemeinsam mit VW-Tochter Skoda anbieten.
Laut VW umfasst das We-Share-Geschäftsgebiet zum Start rund 150 Quadratkilometer – vom Stadtzentrum bis über den S-Bahn-Ring hinaus. Mit dem Anwachsen de Fahrzeugflotte soll es vergrößert werden. Zum Marktstart verlangt VW einen vergleichsweise günstigen Tarif von 19 Cent pro Minute. Auch eine einmalige Registrierungsgebühr oder eine Flughafengebühr gebe es zu Anfang nicht. Ab September will VW Tarife in drei Kategorien zu einem durchschnittlichen Minutenpreis von 29 Cent anbieten.
Der Konzern macht indes deutlich, dass der Vehicle-on-Demand-Dienst neben dem Carsharing beispielsweise auch Mikromobilitäts-Lösungen umfassen könnte. In diesem Kontext erwähnt das Unternehmen die hauseigenen Konzepte ID Cityskater und den ID Streetmate, die dem Kunden dabei helfen sollen, die letze Meile zu überbrücken. Dabei handelt es sich um E-Roller und E-Tretroller.
Die neuen Vehicle-on-Demand-Dienste sollen über die Kundenplattform Volkswagen We buchbar sein. Auf der neuen We-Plattform will VW zahlreiche Funktionen bündeln – auch Dienste wie eine Park-App zum Finden von Parkplätzen oder Location-Based-Vouchering sollen darin einfließen. Der Sharing-Dienst werde zudem VWs Carpooling-Dienst nicht ersetzen, sondern „komplementär ergänzen“. Auf Elektromobilität setzt Moia auch: VW hatte im Dezember 2017 ein Elektro-Fahrzeug für Moia vorgestellt, das seit Ende 2018 durch Hamburg rollt.
Entwickelt wird die Sharing-Plattform von der hundertprozentigen Volkswagen AG-Tochter UMI Urban Mobility International in Berlin, die von Philipp Reth gesteuert wird. Das Unternehmen ist 2018 mit 30 Mitarbeitern gestartet. Reths Ziel: den Kunden eine umweltschonende Flotte zu bieten, die die Kunden „immer schnell und preislich fair zum Ziel bringt“.
Volkswagen kommt mit einem großangelegten Carsharing-Angebot spät auf den Markt. Daimlers Car2go und BMWs Drivenow sind seit Jahren die Platzhirsche in Deutschland und haben zuletzt angekündigt, ihre Mobilitätsdienste komplett zusammenzulegen. VW war übrigens mit Quicar in Hannover schon einmal Carsharing-Anbieter, zog sich 2016 aber wieder zurück.
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