Der Headhunter Nick Corcodilos ist seit 1979 als Headhunter im Silicon Valley tätig und ein bunter Hund in der US-amerikanischen Recruiting-Szene. Auf seiner Webseite „Ask The Headhunter“ antwortet er regelmäßig auf dringende Fragen von Bewerbern. Das Format ist sogar so beliebt, dass selbst der TV-Sender PBS den Recruiter des Öfteren als Experten geladen hat. In einem vielgelesenen Beitrag geht Corcodilos auf eine Frage ein, die auch hierzulande von Jobsuchenden häufig gestellt wird. Nämlich: „Wie soll man auf die Frage nach dem aktuellen Gehalt reagieren?“
Frage nach aktuellem Gehalt: Legt euren Verdienst nicht offen!
Der HR-Experte vertritt da eine klare Meinung. „Ich empfehle Jobsuchenden, einem potenziellen Arbeitgeber nicht zu verraten, was sie derzeit verdienen“, schreibt Nick Corcodilos. Bei seinen Kunden, sprich suchenden Arbeitgebern, weigere er sich konsequent, mitzuteilen, wie viel die von ihm rekrutierten Bewerber gerade verdienen. Im Grunde genommen, so der Headhunter, wolle ein Unternehmen bei Personalkosten immer sparen. Die Antwort auf die Frage könne für den Bewerber gewaltige Nachteile mit sich bringen.
„Ich empfehle, dem Arbeitgeber nicht zu verraten, was ihr derzeit verdient.“
Dass Personaler nämlich nicht bloß aus reiner Neugier nach dem Gehalt fragen, liegt angesichts der dahinterliegenden Strategie auf der Hand. Sie wollen lediglich abschätzen, so Corcodilos, ob sie den Jobsuchenden aufgrund des bisherigen Gehalts in der neuen Verhandlung noch nach unten drücken können. Niemand dürfe deshalb erwarten, dass ein Personaler es im Bewerbungsgespräch sofort akzeptiert, wenn ein Bewerber das Gehalt nicht offenlegt. Sie geben dann häufig einen vorgeschobenen Grund an, warum sie das Gehalt wissen müssen.
Ein potenzieller Arbeitgeber könnte beispielsweise sagen: „Wir müssen dein Gehalt wissen, weil wir sonst nicht mit dem Bewerbungsprozess fortfahren können“, oder „Wir müssen dein Gehalt wissen, weil es zu den Unternehmensrichtlinien gehört.“ Nick Corcodilos rät Bewerbern, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. „Ein Arbeitgeber hat vielleicht das Recht, nach deinem Gehalt zu fragen und er hat das Recht, bei deiner Verweigerung die Bewerbung abzulehnen, aber du hast ebenfalls das Recht, nein zu sagen“, erklärt der Headhunter.
Letzten Endes, so Corcodilos, müsse jeder selber entscheiden, ob er oder sie das Gehalt offenlegt. „Aber ihr müsst euch bewusst sein, dass ihr mit der Antwort vermutlich eure Chancen ruiniert, ein gutes Angebot zu bekommen“, erklärt er weiter. Um dem ganzen Geschehen einen stilvollen Ausweg anzubieten, lohnt sich übrigens ein Blick auf den Tipp der HR-Expertin Liz Ryan in Business Insider. Sie rät zur Gegenfrage: „Bei meinen Bewerbungen suche ich nach Jobs ab einem Jahresgehalt von (Zahl einfügen). Liegt die ausgeschriebene Stelle im Budget?“. So gibt der Bewerber den Ton an.
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Ich bestehe leider das Problem nicht. Man hat ein Wunschgehalt bei der neuen Firma, und dieses Gehalt gibt man einfach als sein Aktuelles an. Man muss doch keine Lohnabrechnungen vorlegen. Im besten Fall legt der zukünftige Arbeitgeber noch etwas drauf. Dann hat man Wunschgehalt +X. So habe ich das auch gemacht.
Gut gelöst!
Meine Rede!
Ich wurde zwar noch nie direkt nach meinem letzten Gehalt gefragt, aber wenn die Frage nach dem Wunschgehalt kommt, antworte ich immer ganz bescheiden „Nunja, ich habe zuletzt XYZ verdient, das möchte ich schon wieder bekommen.“
XYZ ist in diesem Fall mein Wunschgehalt + etwas Verhandlungsspielraum, und liegt natürlich über meinem tatsächlichen Verdienst.
Ist das nicht alles einfach nur logisch? Manche verdienen Ihr Geld tatsächlich damit, den ganzen Tag Plattitüden von sich zu geben.
Hallo Andi. Da darfst du auf keinen Fall von dir auf andere schließen. Vor allem Arbeitnehmer, die unerfahren sind, was Bewerbungen angeht, sind da oftmals sehr naiv: Angefangen bei Berufseinsteigern bis hin zu Menschen, die in ihrem Arbeitsleben nur selten den Job wechselten. Viele denken: Naja, die Frage nach dem Geld ist eine legitime Frage und antworten. Das stimmt nur halbwegs. Die Fragen nach dem neuen Gehaltswunsch ist legitim, die nach dem bisherigen Gehalt ist ein Trick.
Es ist natürlich super, dass du da anders reagieren würdest. Manche Bewerber müssen jedoch zunächst einmal darauf gebracht werden.
Danke für dein Kommentar! Gruß, Andreas
Wenn das bisherige Gehalt hoch genug ist, ist es auch kein Problem es zu nennen. Wenn eine Firma einen drücken will, kann man erstens den Standpunkt der Firma erkennen: der (zu) teure Sklave vs. faire Augenhöhe und zweitens immer noch nein sagen.
Hohe Arbeitszeiten zu erwarten und nichts herauszurücken sollte in Zeiten des Fachkräftemangels den Schmerz dahin tragen, wo er hingehört: zu den knauserigen Unternehmen!
Drei verschiedene Gründe es zu tun oder nicht:
1. Ich wechsel den Job weil ich etwas besseres suche (Aufgabe/Gehalt/Kariere). Dann muss ich nichts sagen, kann aber, denn zu verlieren habe ich nichts (bin ja bei einer Firma). Hat der neue AG ernsthaftes Interesse, wird er auch mein aktuelles Gehalt überbieten wollen.
2. Ich muss wechseln weil… (Kündigung / Insolvenz) Schlechte Ausgangslage, genau so wie
3. Arbeitssuchend (weil arbeitslos). Hier wird der AG seine Macht ausspielen und meine Schwäche nutzen einen neuen Broterwerb zu erhalten.
Mein TIPP: In Situation 2+3 nicht klein beigeben und pokern. Wer mit sich feilschen lässt wird verlieren. Würde bewahren und sich nicht unter Wert verkaufen, der AG der das nicht akzeptiert ist das Geld nicht wert was man dort verdient (unter vermutlich nahezu unzumutbaren Bedingungen).
Der Ansatz von Nick Corcodilos ist recht interessant, doch gibt es in vielen Fällen gute Möglichkeiten, um eine Antwort auf die Frage nach dem aktuellen Gehalt elegant zu umgehen:
Die meisten außertariflichen Verträge enthalten eine Verschwiegenheitsklausel, sodass das Gehalt ohnehin nicht gegenüber Dritten offenbart werden darf. Als Bewerber kann man natürlich auf diesen rechtlichen Aspekt, aber auch auf die Loyalitätspflicht zum aktuellen Arbeitgeber verweisen.
Trotz Sparzwang sind nicht alle Arbeitgeber darauf aus, das Gehalt für neue Mitarbeiter auf den letzten Cent zu drücken, da dies die Motivation negativ beeinflussen kann und auf lange Sicht zu einem ungünstigen Ruf bei Bewerbern führen kann (-> Lohndumping). Wer leistungsstarke Mitarbeiter sucht, wird auch eher bereit sein, eine angemessene Vergütung anzubieten, um passendes Personal an das Unternehmen zu binden.
Grundsätzlicher Tipp für die Gehaltsverhandlung: Immer freundlich und sachlich bleiben. Mit klaren Argumenten kann man besser überzeugen und die Chancen, das gewünschte Gehalt zu bekommen, stehen so am besten. Konfrontation ist denkbar ungünstig im Bewerbungsgespräch.
Ich sehe da für mich persönlich kein Problem drin, mein Gehalt zu nennen, ganz im Gegenteil. Ich bin sehr schlecht im Verhandeln, ich kann mich nicht gut verkaufen und hab in solchen Gesprächen wenig Selbstvertrauen. Wenn dann sowas gefragt wird wie „Was möchten Sie denn verdienen“ werde ich unsicher, habe Angst, was zu hohes (oder angemessenes) zu sagen. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich die Summe verdient habe (Stichwort: Imposter Syndrome). Zu sagen „Das und das verdiene ich und das auch nicht erst seit gestern, sondern seit 3 Jahren“ finde ich da viel angenehmer. Kommt natürlich drauf an, ob ich gerade einen festen Job habe und eher zum Wechseln überredet werden muss, oder ob ich gerade ganz dringend suche. Das Gehalt ist für mich aber oft nichtmal der wichtigste Punkt, wenn alles andere stimmt, mache ich da auch gerne Abstriche und das sage ich auch ganz offen.
In „normalen“ Jobs sind die Spannen im Gehalt eh nicht so riesig, als dass man da mit guten Verhandlungstricks viel ausrichten könnte.
Den Tipp, die Frage nicht ehrlich, sondern mit dem eigentlichen Wunschgehalt zu beantworten, finde ich super.