Tomislav Primorac ist ein bekannter Influencer: Unter dem Namen „Immo Tommy“ informiert er zu allem, was man zum Immobilienkauf wissen muss. Auf Instagram folgen ihm fast 880.000 Menschen, bei Tiktok sind es 1,1 Millionen.
Doch jetzt werden schwere Vorwürfe gegen den Influencer erhoben: Laut Recherchen von NDR und Spiegel soll Primorac und ein mit ihm verbundenes Vertriebsnetz Immobilien vermittelt haben, die sich dann für die Käufer der Wohnungen als große Fehlinvestitionen erwiesen haben.
In den Recherchen wurden Fälle dokumentiert, in denen die Käufer bis zu 50 Prozent mehr gezahlt haben sollen, als nötig. Die Objekte sollen in einem schlechten Zustand gewesen und deutlich zu teuer verkauft worden sein.
Immo Tommy bietet für den Kauf von Immobilien eine Art „Rundum-Sorglos“- Paket an, das alle Aspekte eines Immobilienkaufs abdeckt: von der Finanzierung über die Sanierung bis hin zur Auswahl der Mieter.
Neben dem Vorwurf, Schrott-Immobilien vermarktet zu haben, liegen dem NDR und Spiegel zudem Finanzierungsverträge vor, die für die Käufer eher ungünstig sein sollen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Kreditvertrag und Bausparvertrag mit Laufzeiten von 20 Jahren und mehr. Die Verträge sehen keine Tilgung vor, sodass nur Zinsen bezahlt werden, aber der Kredit nicht kleiner wird.
Laut den Kaufverträgen, die den beiden Medien vorliegen, sollen zudem hohe Provisionszahlungen an den Influencer Primorac gegangen sein. Gegenüber Spiegel und NDR wies Primorac die Abzockvorwürfe zurück, ohne jedoch im Detail darauf einzugehen.
Auf Tiktok meldet er sich nun aber selbst zu Wort und räumt teilweise Probleme mit einem Projektentwickler ein, der sich „nicht anständig um Renovierungen und Sanierungen gekümmert hat“. Es seien aber keine Fehler, die man nicht aus der Welt schaffen kann, sein Team arbeite daran – auch wenn es sich teils um Probleme handele, für die man nicht selbst verantwortlich sei.
Kritik an Influencer-Szene
Mit seinen Accounts zählt „Immo Tommy“ laut einer Studie der Fachhochschule St. Pölten und der Beratungsfirma Paradots zu den erfolgreichsten Finfluencern in Deutschland. Eine Werbepartnerschaft mit Immoscout24 und die Einladung von Bundesfinanzminister Christian Lindner zu einem Influencer-Treffen im Ministerium haben bisher seine Seriosität unterstrichen.
Die Vorwürfe gegen ihn werden die Kritik an der wachsenden Finfluencer-Szene befeuern, die beides kennt: professionelle Ratgeber und schwarze Schafe.
So rät etwa die Finanzaufsicht Bafin, den Tipps aus dem Internet nicht blind zu folgen und warnt vor möglichen Totalverlusten. Viele Follower und Likes seien kein Gütesiegel.
Im März hatten zwei Abgeordneten der Grünen zudem ein Werbeverbot für Influencer ins Spiel gebracht, das sich auch auf Finanzprodukten erstrecken soll.