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W3C: Werbebranche setzt Browser-Macher verstärkt unter Druck

Datenschutz wird für Browser-Entwickler immer wichtiger. Die Werbebranche reagiert darauf, indem sie zunehmend versucht, Einfluss auf entsprechende Standardvorhaben zu nehmen.

2 Min. Lesezeit
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Das W3C legt die Standards für das Web fest. (Foto: Gil C / Shutterstock.com)

Es war ein Fanal für die Online-Werbebranche: Ende 2019 hatte Google angekündigt, dass auch der Chrome-Browser innerhalb von zwei Jahren keine Drittanbieter-Cookies mehr zulassen wird. Die Branche reagierte aufgebracht und setzte unter anderem auf Lobbyarbeit, um den politischen Druck auf Google zu erhöhen. Ganz erfolglos scheinen die Bemühungen nicht gewesen zu sein: Google hat das Ende der Tracking-Cookies um ein Jahr nach hinten verschoben. Neben Beschwerden bei staatlichen Aufsichtsbehörden bemüht sich die Werbebranche aber auch an einer anderen Front darum, dass sie weiterhin Nutzerdaten sammeln kann: nämlich beim World Wide Web Consortium (W3C).

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Beim W3C kommen Browser-Macher, Datenschützer, Akademiker und Branchenverbände zusammen, um über zukünftige Web-Standards zu diskutieren. Laut einem Bericht der US-Publikation Protocol versucht die Werbebranche seit Googles Ankündigung hier vermehrt auf Standardvorschläge Einfluss zu nehmen, die potenziell nachteilig für die Branche wären. Mitglieder von Werbeverbänden und Adtech-Firmen stellen hier laut Protocol vor allem philosophische Fragen wie zum Beispiel: Sollte ein Browser überhaupt Datenschutzentscheidungen für Nutzerinnen und Nutzer treffen? Das kommt aufseiten einiger Browser-Entwickler nicht gut an.

„Sie verwenden zynische Begriffe wie: ‚Wir sind hier, um die Wahlfreiheit der Benutzer zu schützen‘ oder ‚Wir sind hier, um das offene Web zu schützen‘ oder, offen gesagt, Blödsinn wie diesen“, zitiert Protocol beispielsweise Pete Snyder vom Browser-Macher Brave. Seiner Ansicht liegt die Motivation ganz woanders: „Sie sind hier, um den Schutz der Privatsphäre zu verlangsamen, der von den Browsern geschaffen wird.“ Seine Vermutung: Da die Diskussionen der W3C-Mitglieder öffentlich sind, sind die Argumente nicht zuletzt auch dafür gedacht, Regulierungsbehörden zu überzeugen. Denn wenn sich selbst das Web nicht auf mehr Datenschutz einigen kann, warum sollte es der Gesetzgeber tun?

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Adtech-Branche lehnt Charakterisierung als Datenschutzgegner ab

James Rosewell ist bei den W3C-Diskussionen um Datenschutz ein besonders aktives Mitglied. Roswell leitet die britische Datenanalyse-Firma 51Degrees und gehört zum Interessenverband „Marketers for an Open Web“, der bereits im letzten Jahr bei der britischen Kartellaufsichtsbehörde Beschwerde gegen Googles Anti-Tracking-Pläne eingelegt hat. Roswell lehnt die Bezeichnung als Datenschutzgegner indes ab. Gegenüber Protocol wirft er jedoch ein: „Solange du Privatsphäre nicht definierst, solange du Wettbewerb nicht definierst, wird alles zu einer Meinung.“

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Rosewell hatte gemeinsam mit 20 weiteren Online-Werbeunternehmen schon 2020 angeregt, dass das W3C sich grundlegend ändern müsse, um den Einfluss von Techkonzernen wie Google einzugrenzen. In einem gemeinsamen Brief hieß es: „Unglücklicherweise bedroht eine ungleiche Organisationsgröße, die mit der wachsenden Größe des Webs einhergeht, diesen Governance-Prozess.“ Ihr Argument: Google stelle dreimal so viele Entwickler für die Arbeit an Web-Standards ab als die nächstgrößte Organisation. Eine Kritik, die durchaus auch von einigen Datenschützern geteilt wird. Google sieht darin allerdings kein Problem. Denn wenn es um die Finalisierung eines W3C-Standards gehe, hätte jede Firma am Ende sowieso nur eine Stimme.

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xiemeon

Da befindet sich die Werbebranche auf einem Holzweg, denn Artikel 25 der DSGVO (z.B. https://dsgvo-gesetz.de/art-25-dsgvo/) lässt sich wie ich finde durchaus im Sinne der Browserhersteller interpretieren, d.h. dass die für den Datenschutz möglichst besten technischen Ausprägungen und Voreinstellungen vorgenommen werden MÜSSEN.
Die beiden zugrunde liegenden Prinzipien heißen „privacy by design“ und „privacy by default“ und sind NICHT optional, oder, wie man hier in Deutschland so gerne sagt, eine „freiwillige Selbstverpflichtung“. Da bleibt nicht viel von „Wir beschützen die Wahlfreiheit“.

Wenn dann einzelne Nutzer im Nachhinein sehenden Auges ihre Privatsphäre und Datenschutz verschlechtern wollen, können sie das mit Sicherheit immernoch in einem gewissen Umfang tun. Aber die DSGVO ist da recht eindeutig.

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