Der wahre Motor hinter Chinas Akku-Gigant CATL: Ein japanisches Unternehmen
Manchmal sind die größten Geschäftserfolge darauf zurückzuführen, dass man weiß, wann man Nein sagen muss. Zunächst strategisches Engagement und dann Zurückhaltung des japanischen Elektronikherstellers TDK hatten zur Gründung von CATL beigetragen – der heute als der weltweit größte Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge gilt.
Das Geschäftsfeld von TDK
Aber von vorne: TDKs Expertise liegt vor allem in magnetischen Ferriten. In den 1980er Jahren macht das Unternehmen sein großes Geschäft mit Musikkassetten. Mit dem Aufkommen der CD und digitalen Tonträgern erkannte das Management aber frühzeitig, dass der Umsatz mit den Magnetbändern schrumpfen würde. Eine Alternative musste her und TDK witterte seine Chance bei digitalen Bauteilen für die Computerelektronik.
1986 kaufte TDK das Hongkonger Unternehmen SAE, das bis heute Marktführer bei Magnetaufzeichnungsköpfen für Festplatten ist. Mit dem Unternehmen übernahm TDK einen Ingenieur namens Robin Zeng und damit – wie sich herausstellen sollte – einen Visionär.
Zeng erkannte das Zukunftspotenzial der Batterietechnologie und verließ SAE, um 1999 Amperex Technology Limited (ATL) zu gründen. Als er Kapital für sein Wachstum benötigte, kehrte er zu seinem ehemaligen Arbeitgeber zurück, und TDK erwarb ATL im Jahr 2005 und behielt Zeng als leitenden Angestellten.
Florierend als Anbieter von Batterien für Smartphones
Unter der Eigentümerschaft von TDK florierte ATL und wurde zum führenden Anbieter von Batterien für Smartphones und andere Unterhaltungselektronik. Aber Zeng hatte größere Ambitionen. Als Elektrofahrzeuge an Zugkraft gewannen, sah er am Ende der 2000er Jahre eine weitere Chance. Diesmal stand TDK vor einer wegweisenden Entscheidung: Sollte das Unternehmen voll auf Batterien für Elektroautos setzen?
Nach intensiven, internen Diskussionen entschied sich TDK dagegen, berichtet Fumio Sashida, Chef von TDKs Batteriesparte. Zu groß schien das Risiko. „Damals waren wir technologisch nicht führend, besonders nicht bei Elektroauto-Batterien“, nennt TDKs Experte einen Grund. „Wir haben uns auf die Informations- und Kommunikationstechnologie konzentriert“, erinnert sich Sashida.
Darüber hinaus sorgte sich das Unternehmen, dass die enormen Investitionen und der Entwicklungsaufwand das Unternehmen finanziell überfordern und Entwicklungsressourcen überlasten könnte. Zeng verließ daraufhin TDK ein zweites Mal und gründete dann 2011 sein neues Unternehmen CATL. Nur für den Start beteiligte sich TDK mit einer nicht öffentlich genannten Summe an Zengs neuestem Startup, um ihn bei seinem neuen Abenteuer zu unterstützen.
CATL auf dem Weg zum Weltmarktführer bei Autoakkus
Dies erwies sich für beide Parteien als eine erfolgreiche Entscheidung. Laut dem Marktforscher SNE Research war CATL in der ersten Jahreshälfte Weltmarktführer bei Autoakkus – mit einem Weltmarktanteil von 37,8 Prozent. Der zweitplatzierte Hersteller, der chinesische Autokonzern BYD, kam nur auf 15,8 Prozent. CATL-Gründer Zeng lästerte sogar in einem Interview mit Reuters vor Kurzem über Tesla-Chef Elon Musk: „Er hat keine Ahnung davon, wie man Batterien herstellt.”
In der Zwischenzeit hat TDK seine Position bei Smartphones und Energiespeicherbatterien gestärkt und neue Technologien entwickelt, wie ein innovatives Laserprojektionssystem für smarte Brillen. Das Unternehmen kann sogar die agilen chinesischen Wettbewerber auf Abstand halten, die andere asiatische Hersteller mit ihrem – teilweise durch Subventionen befeuerten – hohem Entwicklungstempo an den Rand gedrängt haben. Denn TDK schlägt die Konkurrenz mit deren eigenen Waffen: mit chinesischen Ingenieuren.
Verhältnis von TDK und CATL
Mehr noch: Auch wenn sie lange getrennt marschierten, ist der enge Kontakt zwischen TDK und Zeng ist nie abgerissen. Sie haben sich sogar entschlossen, neue Akkumärkte gemeinsam zu erobern. So gründeten TDK und CATL in den vergangenen Jahren zwei Joint-Ventures, die mittelgroße Batterien für Motorräder und Energiespeicher für erneuerbaren Strom entwickeln und verkaufen. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete im September sogar, dass TDK für den US-Autobauer GM Akkus herstellen könnte – mit CATL-Technologie.
Bestätigt hat dies bisher keines der involvierten Unternehmen. Der Sieg von Donald Trump in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen lässt die Idee noch gewagter erscheinen. Immerhin will Trump hart gegen China vorgehen und Öl, Gas und Kohle fördern. Aber so ein Deal wäre eine interessante Wendung in den Beziehungen zwischen Japans TDK und Chinas CATL.