
Das Internet der frühen 2000er-Jahre ist wohlig warme Nostalgie. Der Bliss-Hintergrund gibt einem direkt ein heimisches Gefühl und auch das gesamte Design erinnert an eine einfachere Zeit. Das Spiel KinitoPET bringt Gamer:innen genau in diese Zeit zurück. Der Internetbrowser sieht aus wie vor 20 Jahren und sogar Minesweeper lässt sich auf dem emulierten PC spielen. Doch die Idylle des Home-Screens bei KinitoPET trügt. Hinter dem Retro-Flair versteckt sich ein waschechtes Horror-Game.
So hackt das Spiel deinen PC und doxxt dich
Nachdem du im Spiel den Browser öffnest und dich nach einiger Zeit verbindest, kommt zuerst ein Pop-up, dann vier – bis plötzlich der ganze Bildschirm voll ist und dein Computer (nicht der echte, sondern, der im Spiel) abstürzt. Als dieser neustartet, ist KinitoPET.exe schon auf deinem Rechner und wartet darauf, installiert zu werden.
Schon nach kurzer Zeit merkt man, dass mit dem neu installierten digitalen Assistenten Kinito einiges nicht stimmt. Versuchst du, die Anwendung zu löschen, wird er sauer oder versucht sogar, dich daran zu hindern. Wer das Spiel aufnimmt oder beispielsweise auf Twitch streamt, wird von dem wütenden pinken Wesen gefragt, wieso es aufgezeichnet wird. Mit der Zeit versucht Kinito immer mehr, deinen Rechner zu übernehmen, um dein „ewiger bester Freund“ zu sein. Dafür „tötet“ er beispielsweise deine Steam-Freund:innen, greift unerlaubt auf deine Kamera zu oder doxxt dich sogar, um deine Adresse zu finden.
Eine wirkliches Sicherheitsrisiko birgt das Spiel jedoch nicht. Zwar überschreitet das Horror-Game, das für knapp sechs Euro auf Steam erhältlich ist, einige Grenzen. Dies geschieht jedoch nur für den Grusel-Effekt. Komplett unrealistisch ist der schlecht animierte Windows-Assistent aber nicht. In den frühen 2000ern gab es nämlich ein ähnliches pinkes Wesen. Das war zwar nicht ganz so gruselig, aber dafür eine echte Gefahr.

Passend zum Horror-Spiel gibt es auch eine Webseite, die nur nach Jahrtausendwende schreit (Screenshot: troy_en/ t3n).
Bonzibuddy als Inspiration für das Horror-Game
Wer um die Jahrtausendwende auf die Website von Bonzi Software gestoßen ist, hat sich bestimmt nicht viel dabei gedacht. Dort gibt es neben einigen Software-Tools auch den Bonzibuddy. Der lilane Affe wird als persönlicher Assistent und möglicher bester Freund beworben. Wer die Exe-Datei herunterlädt, darf von dem grausamen Text-to-Speech-Affen genervt werden.
Was wie eine skurrile Spielerei wirkt, ist aber sehr gefährlich. Denn während der Bonzibuddy Witze erzählt und dir beim Bedienen deines Computers hilft, durchsucht ein Trojaner im Hintergrund deinen Computer nach personenbezogenen Daten. Zusätzlich stellt der Assistent dauerhaft die Homepage auf bonzi.com, installiert immer wieder Symbolleisten oder schaltet Werbung. Fünf Jahre nach dem Release von 1999 wird Bonzi Software verklagt und der Bonzibuddy eingestellt.
Auch heute ist die Malware noch im Internet als Download verfügbar. Daten sammelt das Programm aber nicht mehr – das Unternehmen dahinter existiert ja nicht mehr. Nerven kann der Assistent trotzdem. Zudem gibt der Bonzibuddy eine super Vorlage für Horrorspiele auf Steam ab.
So sah das Internet damals aus: