Auf Tiktok teilen Creator:innen ihre Rezepte für ihre Drinks: Wasser und Eis, dazu zuckerfreier Sirup und ein Päckchen Pulver. Geschmacklich ähnelt das Wasser dann einem Cocktail. Die Firma, die den zuckerfreien Sirup verkauft, vermeldet Rekordverkaufszahlen.
Watertok: „Stay hydrated“ als Lebensmotto
Genug Wasser trinken ist wichtig. Einige nehmen das als loses Motto, andere haben konkrete Ziele, wie viel Wasser sie täglich trinken müssen oder wollen. Für einige Menschen ist das einfacher, wenn das Wasser nach etwas schmeckt: beispielsweise nach Piña Colada.
In der Tiktok-Nische „Watertok“ teilen Creator:innen ihre Rezepte: Wie groß ist ihr Trinkgefäß? Wie viel Wasser ist darin, wie viel Eis? Welches Geschmackspulver kommt in den Becher, wie viel von welchem zuckerfreien Sirup? Die Videos haben Tausende Likes, Kommentare und Shares.
Ein Video von der Creatorin Tonya beispielsweise, in dem sie ihr Piña-Colada-„Water of the Day“ mischt, hat 250.000 Likes, über 2.300 Kommentare und über 8.500 Shares. Das Video hat drei Millionen Views. Oft zu sehen ist übrigens der Stanley Cup – ein großer, isolierter Trinkbecher mit über einem Liter Fassungsvermögen, der auf Social Media selbst schon ein Trend ist (und einen gepfefferten Preis hat):
Hashtags gehen durch die Decke
Der Hashtag #flavoredwater hat mittlerweile 318,5 Millionen Views (Stand 12. April 2023). #hydrationtiktok steht bei 8,5 Millionen Views, #watertok bei 92,1 Millionen. Beeindruckend dabei ist, dass beim ersten Überfliegen tatsächlich der Großteil der Videos auch thematisch zugehörig ist – oft werden Hashtags schnell von themenfremden Inhalten gekapert, um die Reichweite zu nutzen.
Skinny Mixes: Sirups jederzeit überall ausverkauft
Die verwendeten Sirups sind meist von der Firma Skinny Mixes. Sie vertreiben Sirups und Saucen, wie man sie aus Coffee-Shops kennt: von Vanille über Butter-Toffee bis hin zu Einhorn-Sirup, der wohl säuerlich nach dem künstlichen Aroma „blaue Himbeere“, Zuckerwatte und cremigem Frosting schmeckt. Die „Skinny Sirups“ sind dabei ohne Kalorien, ohne Zucker.
Die erwähnte Creatorin Tonya hat eine Kooperation mit der Marke und vertaggt sie teilweise in ihren Videos, wie hier zu sehen ist:
Gegenüber Fast Company sagt die Gründerin und CEO Jordan Engelhardt, dass sie sich vor Bestellungen und Käufen kaum retten könne. Es sei aktuell unmöglich, die Produkte vorrätig zu halten – sowohl im Einzelhandel als auch im Onlineshop sind die Sirups sofort ausverkauft. „Das ist natürlich wunderbar für unser Unternehmen“, sagt sie.
Nutzer:innen: Definitionsfragen und Begeisterung
Bei den Zuschauer:innen gibt es im Grunde nur zwei Lager: Die einen sind begeistert und berichten, dass sie dank der zuckerfreien Sirups und Geschmackspulver endlich mehr Wasser trinken und nicht mehr zu Softdrinks und ähnlichem greifen. Die anderen diskutieren energetisch, ob es sich bei den Getränken noch um Wasser handelt – oder wegen den Geschmackspäckchen, die eigentlich für Softdrinks verwendet werden, schon um Saft.
Während die ersten betonen, dass es für ihre Gesundheit primär wichtig ist, ihr Wasserziel zu erreichen, kritisiert die zweite Gruppe, dass die künstlichen Aromen eventuell nicht gesund sind und dass Wasser pur die bessere Wahl wäre.