Anfang Juni gab es einen Schreckmoment in der Nasa-Kommandozentrale, als das neue, leistungsstarke James-Webb-Teleskop von einem Mikrometeoroiden getroffen wurde, der sich als größer entpuppte, als zunächst angenommen. Nur fünf Monate nach dem Start des Weltraumobservatoriums nun also die erste Meteoridenkollision – und es wird wohl nicht die letzte bleiben.
Innerhalb unseres Sonnensystems sausen winzige Partikel von Weltraumstaub mit Zehntausenden von Kilometern pro Stunde durch die Galaxie. Diese Mikrometeoroiden, die gerade einmal die Größe eines Sandkorns haben, sind oft kleine Bruchstücke von Asteroiden oder Kometen, die sich nun ihren eigenen Weg durchs All bahnen. Astrophysiker schätzen die Gesamtmasse diese Mini-Meteoriden auf etwa 55 Billionen Tonnen.
Kollisionen miteingerechnet
Bei dieser Menge ist es wahrscheinlich, dass jegliche Raumfahrzeuge früher oder später von einem dieser Weltraumsteinchen getroffen werden. Da die Ingenieure sich dieser Gefahr bewusst sind, konstruieren sie bestimmte Schutzvorrichtungen für die oft empfindliche Hardware. Um besser nachvollziehen zu können, wann es zu einem Aufeinandertreffen mit den Partikeln kommen und wie hart der Einschlag sein könnte, modellieren die Wissenschaftler die Mikrometeoroidenpopulation im Weltraum.
Vor dem Start des James-Webb-Teleskops modellierte die Nasa ebenfalls die mikrometeoroide Umgebung, sieht sich aber angesichts der jüngsten Ereignisse gezwungen, erneut ein Team einzuberufen, um die Modelle weiter zu verfeinern und Vorhersagen noch genauer zu treffen. Dennoch sind Kollisionen, wie die Anfang Juni, unvermeidlich. Am Ende bleibt der Zufall die größte Komponente der Berechnungen. Das wissen auch die Experten. „Man muss einfach mit der Wahrscheinlichkeit leben, dass man irgendwann von einem Staubpartikel in der Größe getroffen wird, und man tut einfach das Beste, was man mit der Technik machen kann“, sagte David Malaspina, ein Astrophysiker an der University of Colorado, der sich auf die Auswirkungen von kosmischem Staub auf Raumfahrzeuge konzentriert, gegenüber The Verge.