Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet, hat Dmitri Rogosin, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos am Samstag verkündet:
„Wir werden den Fehler der Deutschen korrigieren und ihr Teleskop in unserer Sternwarte Spektr-RG wieder einschalten.“
Roscosmos werde damit den Betrieb des von Deutschland abgeschalteten Teleskops Erosita wieder aufnehmen, ließ Kreml-Hardliner Rogosin verlauten. Den entsprechenden Auftrag habe er bereits erteilt. Auf Telegram fügte er hinzu:
„Ich habe die Anweisung gegeben, mit den Vorbereitungen zur Wiederherstellung des Betriebs des deutschen eROSITA-Teleskops im Weltraumobservatorium Spectr-RG zu beginnen, das mit dem russischen Teleskop gekoppelt ist.“
Das Weltraumobservatorium Spectr-RG (Spektrum-Röntgen-Gamma) befindet sich auf einem Satelliten im Lagrange-Punkt 2, anderthalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt – in der Nachbarschaft des James-Webb-Weltraumteleskops. Erosita wurde bislang vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching betrieben. Die Entscheidung, das Instrument abzuschalten, hatte das Institut nach dem russischen Überfall auf die Ukraine getroffen.
Leiter der Sternwarte nicht einverstanden
Nur einen Tag zuvor hatte Rogosin die Möglichkeit eines Alleingangs gegen den Willen der deutschen Seite bereits ins Gespräch gebracht und impliziert, er richte sich dabei nach den Aussagen seiner Forschenden:
„Trotz der Forderung Deutschlands, eines der beiden Teleskope bei Spectrum RG abzuschalten, bestehen russische Spezialisten darauf, die Arbeit fortzusetzen. Roscosmos wird in naher Zukunft die entsprechenden Entscheidungen treffen.“
Auf welche Experten sich Rogosin hierbei bezieht, bleibt unklar, zumal Rashid Syunyaev, seines Zeichens wissenschaftlicher Leiter des Projekts Spektr-RG zuvor gegenüber Interfax erklärt hatte, dass die Wiederinbetriebnahme des Erosita-Teleskops nur in Absprache mit der deutschen Seite möglich sei. Unkoordinierte Maßnahmen seien zu vermeiden, vor allem würden „einseitige Maßnahmen in einer solchen Situation nur zu mehr Misstrauen zwischen den Menschen führen“, sagte Syunyaev.
Solche Überlegungen scheinen in Russland auf immer weniger fruchtbaren Boden zu fallen.