Ab 2026 in eurem Orbit: Neues Weltraumteleskop auf der Jagd nach Asteroiden

Das Weltraumteleskop Near-Earth Object Surveyor (Neo Surveyor) hat einen wichtigen Meilenstein erreicht und geht in die nächste Entwicklungsphase vor dem geplanten Start im Jahr 2026 über. Seit 2019 arbeiten Teams vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Südkalifornien an der zunächst als Ergänzung zum im vergangenen Herbst kollabierten Arecibo-Teleskop in Puerto Rico geplanten Einheit.
Fliegendes Teleskop will Entdeckung gefährlicher Neos beschleunigen
Die spezielle Ausrichtung des Neo Surveyor soll die Entdeckung und Charakterisierung gefährlicher Asteroiden und Kometen beschleunigen, die sich in einer Entfernung von weniger als 48 Millionen Kilometern von der Erdumlaufbahn befinden und deshalb als erdnahe Objekte (Near Earth Objects, Neos) bezeichnet werden. Das hat die Nasa bekannt gegeben.
„Neo Surveyor wird in der Lage sein, die Entdeckungsrate der Nasa bei Asteroiden und Kometen, die eine Gefahr für die Erde darstellen könnten, rapide zu erhöhen. Es ist so konzipiert, dass 90 Prozent der Asteroiden mit einer Größe von 140 Metern oder mehr innerhalb eines Jahrzehnts nach dem Start des Teleskops entdeckt werden können“, ist Mike Kelley, Projektforscher im Nasa-Hauptquartier, sicher.
Aktuell liegt die Erkennungsrate deutlich unter diesem Wert. Etwa 40 Prozent der erdnahen Asteroiden in diesem Größenbereich werden derzeit gefunden.
Neues Teleskop erweitert Beobachtungsmöglichkeiten auf Tagzeiträume
„Jede Nacht verwenden Astronomen auf der ganzen Welt fleißig bodengestützte optische Teleskope, um neue Neos zu entdecken, ihre Form und Größe zu klassifizieren und zu bestätigen, dass sie keine Bedrohung für uns darstellen“, sagt Kelly Fast, Programm-Manager für das NEO-Beobachtungsprogramm der Nasa. „Diese Teleskope sind nur in der Lage, am Nachthimmel nach Neos zu suchen. Neo Surveyor würde es ermöglichen, die Beobachtungen bei Tag und Nacht fortzusetzen und gezielt nach Regionen zu suchen, in denen gefährliche Neos zu erwarten sein könnten.“
Potenziell gefährliche erdnahe Objekte so früh wie möglich zu entdecken, zu charakterisieren und zu verfolgen, ist naheliegenderweise aus Sicht der Planetenverteidigung entscheidend. Nur mit genügend zeitlichem Vorlauf lassen sich Missionen wie eine Flugrichtungsänderung oder andere Vorbereitungen zur Eindämmung des Einschlags rechtzeitig durchführen.
Verteidigungsstrategien auf zeitlichen Vorlauf angewiesen
Mit dem sogenannten kinetischen Impaktor will die Nasa noch in diesem Jahr eine neue Ablenkungstechnologie im Rahmen der Double-Asteroid-Redirection-Test-Mission (Dart) testen. Dabei soll ein Satellit mit hoher Geschwindigkeit auf einen Asteroiden treffen, während ein anderer Satellit den Vorgang zu Auswertungszwecken filmt.
Zwar sind der US-Weltraumbehörde für das nächste Jahrhundert keine Einschläge auf der Erde bekannt. Dennoch kommt es immer wieder zu unvorhersehbaren Einschlägen bislang unbekannter Neos. Zuletzt war 2013 im russischen Tscheljabinsk unerwartet ein hausgroßer Asteroid aufgetroffen. 1.400 Menschen waren bei dem Einschlag zu Schaden gekommen.
Infrarot erlaubt eindeutigere Klassifizierungen
Durch den Einsatz von acht besonders empfindlichen Sensoren, die im Infrarotbereich arbeiten, würde Neo Surveyor den Planetenforschern helfen, erdnahe Objekte schneller zu entdecken, weil die Technologie auch solche Objekte erfassen kann, die sich der Erde tagsüber aus Richtung der Sonne nähern.
Das ist mit bodengestützter Optik bislang nicht, mit Infrarotkameras aber ohne Weiteres möglich, weil die Asteroiden beim Vorbeifliegen von der Sonne erwärmt werden, was sie für Infrarotsensoren besonders gut sichtbar werden lässt.
Hinzu kommt, dass das Infrarotlicht zur Bestimmung der Größe und anderer Parameter herannahender Objekte genutzt werden könnte. Hier hat es die Nasa bisweilen schwer, weil viele Asteroiden besonders dunkle Oberflächen haben. Die reflektieren das Sonnenlicht schlecht und lassen sich mit optischen Instrumenten kaum sichten, geschweige denn weiter klassifizieren. Durch den Neo Surveyor würde sich die Datenlage bei der Nasa wohl ganz erheblich verbessern lassen.