Whatsapp bringt die Newsletter zurück ins Messenger-Spiel
Vor etwa zwei Jahren drehte Whatsapp den Hahn zu. Die vor allem als Traffic-Maschine bei Medien, aber auch bei anderen Unternehmen und in der Politik extrem beliebten Messenger-Newsletter wurden kurzerhand eingestellt. Damit fehlte vielen Unternehmen ein zentraler Kanal, um Kund*innen zu erreichen. Das könnte sich jetzt wieder ändern. Whatsapp bringt die Newsletter zurück ins Spiel, ohne sie wirklich so zu nennen. Das Angebot läuft unter neuem Namen und mit teilweise veränderten Rahmenbedingungen, die Funktionalität ist aber komplett vorhanden.
Offiziell heißt das: Ab sofort gibt es in Deutschland und weiteren Ländern neue Whatsapp-Nachrichtenformate für Unternehmen, um Kund*innen proaktiv Informationen zu senden. Der große Vorteil: Unternehmen können die Whatsapp-Business-API nutzen, um diese zu versenden. Das Angebot ist, im Gegensatz zu den früheren Newsletter-Formaten, auch aus Sicht von Whatsapp absolut sauber. Die Formate sollen, so heißt es, die Möglichkeit schaffen, Kund*innen auf Wunsch Produktempfehlungen auf Basis der letzten Einkäufe, relevante Angebote oder hilfreiche Informationen per Whatsapp direkt auf ihr Smartphone zu senden.
Vom Graubereich zum offiziellen Angebot
Matthias Mehner gilt als einer der wenigen echten Whatsapp-Versteher im deutschsprachigen Raum. Mehner ist Geschäftsführer und CMO des Münchner Unternehmens Messengerpeople, das nicht zuletzt durch eine Lösung im Bereich Whatsapp-Newsletter international erfolgreich wurde. Nicht ganz überraschend also, dass Mehner über die zusätzlichen Möglichkeiten sehr erfreut ist. „Mit der neuen Art von proaktiven Whatsapp-Benachrichtigungen erweitert Whatsapp seinen Fokus, um Whatsapp als unverzichtbares Werkzeug für die gesamte Customer-Journey zu etablieren. Für uns ist das ein großer Schritt in Richtung eines echten Conversational-Commerce-Angebots“, sagt Mehner. „Wir freuen uns sehr, dass wir Unternehmen in unseren Kernmärkten nun ermöglichen können, ihren Kund*innen proaktive Whatsapp-Nachrichten zu senden, für deren Erhalt sie sich entscheiden.“
Auf Nachfrage, ob das Angebot nicht doch einfach die Rückkehr der Newsletter bedeutet, räumt Mehner ein: „Ja, das Prinzip Unternehmen schickt Informationen per Whatsapp an seine Kundinnen und Kunden könnte man so mit früher vergleichen.“ Allerdings habe die neue Variante einen wesentlichen Vorteil, erklärt der Messenger-Experte: „Die Whatsapp-Newsletter waren ja eher so ein Graubereich. Der Unterschied zu heute besteht darin, dass es jetzt explizit von Whatsapp erlaubt ist, solche Nachrichten zu verschicken, aber auch die Qualität viel strenger überwacht wird.“
Kontrollmechanismen sollen Spam verhindern
Diese Kontrolle soll ein bekanntes Problem gar nicht erst aufkommen lassen. Massiver Ärger mit Spam und Fake News aus einigen internationalen Märkten gilt als Hauptgrund dafür, dass Whatsapp die professionelle Newsletter-Nutzung verboten hat. Whatsapp nutzt deshalb nun auch verschiedene Kontrollmechanismen, um Spam vorzubeugen: Zum einen können Nutzer*innen mit wenigen Klicks jederzeit ein Unternehmen melden. Zum anderen werde jede Nachricht dieser Art von Whatsapp geprüft und freigegeben, bevor sie Unternehmen verschicken können. Ob und wie das genau funktionieren soll, muss sich zeigen. Nach eigener Aussage stellt damit aber der Messenger-Dienst „sicher, dass die Nutzer*innen eine wertvolle Erfahrung beim Nachrichtenaustausch mit Unternehmen auf Whatsapp machen“.
Die neuen Whatsapp-Nachrichtenformate eröffnen jedenfalls Unternehmen die Möglichkeit, Kund*innen über proaktive Benachrichtigungen beispielsweise durch „Wieder auf Lager“-Alerts oder Reminder für eine Nachbestellung wiederzugewinnen. Darüber hinaus können personalisierte Produktempfehlungen versendet oder Informationen zu exklusiven Rabatten, Stichwort Black Friday, angeboten werden. Auch Preis- oder eben die gerade für Medien hoch interessanten News-Alerts sind möglich.
Um solche Nachrichten versenden zu können, brauchen Unternehmen ein Opt-in von ihren Nutzer*innen. Die Opt-ins müssen den Richtlinien der Whatsapp-Opt-in-Policy und dem im jeweiligen Land geltenden Recht – in Deutschland eben der DSGVO – entsprechen. Zusätzlich müssen Unternehmen eine einfache Möglichkeit zum Opt-out anbieten, damit die Nutzer*innen jederzeit die Kontrolle haben.
Gerade für Unternehmen, die früher mit den Newslettern sehr erfolgreich waren, klingt das neue Angebot natürlich sehr verlockend. Die Urlaubspiraten beispielsweise hatten vor dem Ende des Whatsapp-Newsletters mehr als eine Million Whatsapp-Abonnenten, die täglich Angebote und Deals erhielten. „Whatsapp ist für uns ein wirklich wichtiger Kanal, um unsere Zielgruppe zu erreichen“, sagt David Armstrong, CEO der Urlaubspiraten. „Unsere Kunden sind bei uns, weil wir immer top Reiseangebote zum besten Preis-Leistungsverhältnis haben. Wir sehen es als große Chance, unseren Kunden jetzt wieder in Echtzeit die aktuellsten Angebote, für die sie sich interessieren, direkt auf den Sperrbildschirm ihres Smartphones schicken zu können.“ Auch für die Messengerpeople bieten sich neue Chancen. Als Whatsapp-Business-Solution-Provider bieten die Münchner für Unternehmen die Möglichkeit über die Messenger Communication Platform, proaktive Nachrichten an eine Gruppe von Kund*innen zu versenden, die vorab ihr Opt-in gegeben haben.
Neue Nachrichten sind kostenpflichtig
Klingt soweit alles ganz gut. Einen wesentlichen Unterschied zu den früheren Newsletter gibt es aber dennoch, auch wenn dies in der Kommunikation des Messenger-Dienstes eher defensiv behandelt wird. Die neue Art des Nachrichtenversands ist für Unternehmen kostenpflichtig. Der neue Nachrichtentyp gehört zu den sogenannten Template Messages/Whatsapp Notificications auf Whatsapp. Unternehmen müssen also für den Versand von ausgehenden Nachrichten bezahlen, wenn diese außerhalb eines 24-Stunden-Servicefensters an Kund*innen gesendet werden. Die Preise von Whatsapp variieren von Land zu Land. Zurzeit kostet eine Benachrichtigung in Deutschland 0,0766 Euro, bei höherem Volumen sinken die Kosten pro Nachricht. Die aktuellen Preise sind im Entwicklerbereich von Facebook unter „Kosten pro Nachricht in EUR“ zu finden.
Hey klasse News! Bringt ihr den t3n WhatsApp newsletter wieder zurück?