Whistleblower beschuldigt Microsoft der Bestechung
In einem Artikel, den er auf der Whistleblower-Plattform Lioness veröffentlichte, beschrieb Yasser Elabd, was angeblich hinter den Kulissen von Microsoft abläuft. Der Whistleblower will bereits im Jahr 2016 bemerkt haben, dass etwas in der Firma nicht mit rechten Dingen zugeht. Damals fiel im auf, dass eine Zahlung von 40.000 US-Dollar an einen Kunden in Afrika gezahlt wurde. Das Geld kam vom Business Investment Fonds von Microsoft, von dem Zahlungen für Geschäftsabschlüsse oder neue Verträge ausgingen.
Zahlung an ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter
Das Seltsame: Bei dem Kunden, um den es ging, handelte es sich aber um gar keinen Kunden, sondern um einen ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter, dem kurz davor wegen seiner schlechten Leistung gekündigt worden war.
Da er als Kunde von Microsoft aufgrund der Unternehmensregeln gar nicht zugelassen worden wäre, weil er erst kürzlich das Unternehmen verlassen hatte, fand Yasser Elabd irgendetwas an der Sache komisch. Als der ehemalige Microsoft Senior Director anfing, Fragen zu stellen, bekam er keine Antworten. Die ungewöhnliche Zahlung, die er bemerkte, wurde zwar gestoppt, Konsequenzen gab es seinem Bericht zufolge aber keine.
In den folgenden zwei Jahren habe er noch mehr Fragen gestellt und alles getan, um diese stillen Bestechungsgelder auszumerzen, jedoch ohne Erfolg, so Elabd. Stattdessen wurde er angeblich zum Außenseiter unter seinen Kolleg:innen. Schlussendlich verlor er nach zwei Jahrzehnten bei Microsoft seinen Job. Yasser Elabd ist heute der Meinung, dass Microsoft gar nicht versucht habe, die Zahlungen zu stoppen. Seinen Job habe er verloren, weil er zu viele Fragen gestellt hätte.
200 Millionen US-Dollar pro Jahr für Bestechung?
Elabd schätzt, dass mehr als 200 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 180 Millionen Euro, jedes Jahr von Microsoft für Bestechungen und geheime Lohnrückzahlungen ausgegeben werden, die nach Ghana, Nigeria, Zimbabwe, Katar oder Saudi-Arabien gehen. Er glaubt, dass mehr als die Hälfte aller Sales-Mitarbeiter:innen und Manager:innen in den Regionen, für die er tätig war, daran beteiligt war.
„Wir ermutigen jeden, alles zu melden“
Microsoft äußerte sich zu den Vorwürfen. „Wir sind zu verantwortungsvoller Geschäftstätigkeit verpflichtet und ermutigen jeden, alles zu melden, was er sieht und was möglicherweise gegen das Gesetz, unsere Richtlinien oder unsere ethischen Standards verstößt. Wir sind diesen alten Unterstellungen bereits vor Jahren nachgegangen und haben sie aus der Welt geschafft. Wir haben mit Regierungsbehörden zusammengearbeitet, um alle Bedenken auszuräumen“, schrieb Becky Lenaburg, Vizepräsidentin und stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung, in einem Protokoll.
2019: Microsoft unter Korruptionsverdacht
Im Juli 2019 musste sich Microsoft schon einmal wegen eines ähnlichen Korruptionsfalls in Ungarn vor der US-Börsenaufsicht SEC und vor dem US-Justizministerium verantworten. Damals sollen Microsoft-Mitarbeiter:innen Software an Mittelsmänner und -frauen mit hohen Rabatten veräußert haben. Die Vermittler:innen sollen dann die Software 2013 und 2014 an Regierungsbehörden zum vollen Preis weitergegeben haben. Microsoft einigte sich mit den Behörden darauf, 26 Millionen US-Dollar Abfindung in einem außergerichtlichen Vergleich zu zahlen. Die damaligen Mitarbeiter:innen wurden entlassen.