Wie Frankreich seine Buchhandlungen im Kampf gegen Amazon unterstützt

Schon heute ist es bei unseren französischen Nachbarn verboten, Bücher kostenlos nach Hause zu liefern. Doch gerade Platzhirsch Amazon umgeht die Regel, indem er nur einen symbolischen Cent berechnet. Das soll sich jetzt ändern, wenn es nach dem Willen des Kultur- und des Finanzministeriums in Frankreich geht. Die argumentieren, man passe so die Buchbranche an das digitale Zeitalter an, „indem ein Gleichgewicht zwischen großen E‑Commerce-Plattformen, die praktisch kostenlose Lieferungen für Bücher unabhängig von der Bestellmenge anbieten, und Buchhandlungen, die diese Lieferpreise nicht bieten können, wiederhergestellt wird“.
Demnach will die französische Regierung eine Mindestliefergebühr in Höhe von drei Euro pro Bestellung verabschieden. Diese soll für Bestellungen unterhalb eines Mindestbestellwertes von 35 Euro gelten, wie es in einer Mitteilung heißt. Hier hatten sich die Minister gegen eine deutlich niedrigere Schwelle durchgesetzt, die länger im Gespräch war.
Die Strukturen des französischen Buchhandels unterscheiden sich in einigen Punkten von denen in Deutschland, in anderen wiederum nicht. Denn einerseits hat auch Frankreich ähnlich wie Deutschland, Spanien und Portugal oder Italien und die Beneluxländer seit Jahren eine Buchpreisbindung und macht es damit Amazon und anderen großen Ketten wie Fnac schwer, günstiger zu verkaufen als der Handel vor Ort. Allerdings endet die Buchpreisbindung in Frankreich bereits nach zwei Jahren. Und auch wenn ein Vorstoß vor einigen Jahren, diese Frist auf ein Jahr zu verkürzen, nicht erfolgreich war, macht das insbesondere für die Taschenbuchausgaben, die ja mit einigen Monaten Verzögerung erscheinen, die Sache schwer.
Hier hatten in der Vergangenheit große Ketten, aber eben auch Amazon als Versender den kleinen Buchläden das Leben schwer gemacht. Das Gesetz um die Buchpreisbindung gibt es dort seit den frühen Achtzigerjahren, als die damalige sozialistische Regierung kleinere Buchläden vor den Ketten und Supermarktabteilungen schützen wollte.
Anders als in Deutschland verlangen die dortigen Buchhändler allerdings oft zwischen vier und sieben Euro Liefergebühr – und überlassen damit halt tatsächlich den großen Onlineversendern das Feld. Das soll nun anders werden. In Deutschland sind Liefergebühren in dieser Höhe eher unüblich – Amazon hat hier für eine Erwartungshaltung der Kunden gesorgt, die sich offenbar von der in Frankreich unterscheidet. Allerdings leidet auch der deutsche Buchhandel unter der abnehmenden Zahl an lokalen einzelnen Buchhändlern, denen es gegen Ketten wie Thalia und Hugendubel immer schwerer fällt, zu bestehen.
Das Gesetz war bereits im vergangenen Jahr durchs Parlament gegangen, allerdings ohne entsprechend konkrete Höhe der Mindestgebühr. Die wurde nun auf Vorschlag der Arcep – das ist die französische Wettbewerbsbehörde – auf drei Euro festgesetzt. Die neue Regelung muss jetzt noch von der EU abgesegnet werden – und wird sechs Monate danach Gesetz werden.
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