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Teenager verfasst tausende schottische Wikipedia-Artikel ohne Sprachkenntnisse

Ein nicht unerheblicher Teil der schottischen Wikipedia wurde von einem US-amerikanischen Teenager verfasst, der die Sprache gar nicht beherrscht. Jetzt muss die freie Enzyklopädie entscheiden, wie sie damit umgehen soll.

3 Min.
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Die schottische Flagge. (Foto: Shutterstock)

Viele in Scots verfasste Wikipedia-Beiträge klingen, als hätte sich jemand an der Niederschrift eines englischen Textes mit schottischem Akzent versucht. Wie sich Ende August 2020 herausgestellt hat, trifft das sogar zu, denn ein nicht unerheblicher Teil dieser Wikipedia wurde von einem US-amerikanischen Teenager verfasst, der die Sprache gar nicht beherrscht. Entdeckt hatte das ein Reddit-Nutzer, der in einem langen Beitrag auf der Social-News-Seite erklärte, warum der US-Amerikaner, der bis 2018 alleine 20.000 Wikipedia-Artikel unter dem Pseudonym AmaryllisGardner angelegt hatte, Scots ganz offensichtlich nicht beherrscht. Seitdem ist die schottische Wikipedia-Community in Aufruhr.

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Scots wird im zentralen Tiefland Schottlands und Teilen Irlands gesprochen, darf jedoch nicht mit dem im schottischen Hochland gesprochenen Schottisch-Gälisch verwechselt werden. Während Schottisch-Gälisch eine keltische Sprache ist, geht Scots auf eine Form der altenglischen Sprache zurück und ähnelt daher zumindest in Teilen dem heutigen Englisch. Ob Scots am Ende eine eigene Sprache darstellt oder eine Dialektgruppe des Englischen, ist aus linguistischer Sicht umstritten. Fest steht jedoch, dass sich Scots im Vokabular und auch der Grammatik bisweilen deutlich von Englisch unterscheidet. Zusammen mit Englisch und Schottisch-Gälisch ist Scots eine der drei offiziellen Amtssprachen Schottlands.

Dass AmaryllisGardner mit böser Absicht gehandelt hat, ist unwahrscheinlich. „Ich war erst 12 Jahre alt, als ich anfing, und manchmal, wenn man etwas jung anfängt, sieht man nicht, dass die Gewohnheit, die man sich angewöhnt hat, mit zunehmendem Alter ungesund und wenig hilfreich ist“, erklärt er auf Wikipedia. Ob seine Beiträge gelöscht oder überarbeitet werden, sei ihm egal. „Es macht für mich keinen Unterschied, da ich jetzt weiß, dass ich sowieso nichts Gutes getan habe.“ AmaryllisGardner ist nach eigenen Angaben mittlerweile Opfer von Cyber-Mobbing-Attacken. Auch seine Freunde, die nie auf Wikipedia aktiv waren, seien Ziele von Anfeindungen.

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Einfach Löschen? Das Problem mit tausenden Fake-Einträgen

Auch wenn wohl niemand so aktiv dabei war wie AmaryllisGardner, gab es offenbar noch eine ganze Reihe von Menschen, die ohne größere Scots-Kenntnisse an dieser Sprachversion der Wikipedia herumgedoktert haben. Für die freie Online-Enzyklopädie stellt sich daher jetzt die Frage, wie sie den Schaden wieder beheben können. Zumal das Problem nicht nur die Wikipedia selbst betrifft, die mit weniger als 60.000 Artikeln sowieso nicht übermäßig groß ist. Die frei zugänglichen Wikipedia-Texte werden beispielsweise auch häufig dafür genutzt, Bots zu trainieren.

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Mittlerweile diskutiert die Scots-Gemeinschaft auf Wikipedia eine Reihe von Optionen, um den angerichteten Schaden zu beheben. Der radikalste Vorschlag: Die gesamte Scots-Wikipedia löschen und von vorne anfangen. Das würde aber natürlich auch die Autoren treffen, die wirklich gute Arbeit geleistet haben. Ein anderer Vorschlag besagt, man solle Scots-Experten engagieren, die den Inhalt der Wikipedia dann prüfen könnten. Das würde jedoch gegen die Grundlagen der freien Enzyklopädie verstoßen und wurde dementsprechend abgelehnt.

Eine mögliche Lösung wäre es, alle Artikel bis zu dem Punkt zurück zu ändern, an dem AmaryllisGardner erstmals eine Änderung daran vorgenommen hat. Auch diese Lösung bleibt jedoch problematisch, weil es in einigen Fällen danach noch sinnvolle Änderungen gab. So oder so wird die schottische Wikipedia-Community noch viel zu tun haben, bis die Seite von fehlerhaftem Scots befreit ist.

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Wikipedia: Mit Tools und Bearbeitungsevents englische Wörter in Scots Artikeln aufspüren

Der Wikipedia-Autor James Salsman hat ein Tool entwickelt, das auf Basis einer Wortliste der schottischen Regierung alle Artikel aufspüren soll, in denen an der Stelle des korrekten Scots-Begriffs ein englisches Wort auftaucht. Rund 1.000 Artikel konnte Salsman dadurch identifizieren. Ein anderer Wikipedia-Autor organisierte einen sogenannten Editathon: Ein virtuelles Event, in dessen Rahmen rund 3.000 Verbesserungen an der Wikipedia durchgeführt wurden. Auf der Wikipedia selbst gibt es auf potenziell betroffenen Artikeln jetzt Hinweise darauf, dass der Artikel möglicherweise nicht in korrektem Scots verfasst wurde und unter Umständen verbessert werden müsste.

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Kommentare (1)

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olaf

Was genau ist den der „schaden“? Ist der inhalt Murks, den er geschrieben hat? Unwahrscheinlich, wäre ehr aufgefallen. Ist sein Schreibstil unsauber, also ist es nur geradebrechtes Scots? Das ließe sich doch auch (über die Zeit) korrigieren.
Mir geht gerade ab, was da los ist. Ausser, dass die stolzen Schotten angepisst sind, weil ein Yankee deren Wikipedia gefüllt hat.

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