Das norwegische Forschungsinstitut Sintef hat eine innovative Technologie vorgestellt, die das Vogelsterben durch Windkraftanlagen um bis zu 80 Prozent reduzieren könnte. Vögel geraten häufig in die Rotorblätter der Windkraftanlagen, was meist tödlich endet.
Die Technologie, die Sintef Skarv nennt und sich bereits hat patentieren lassen, soll die Geschwindigkeit der Rotorblätter senken, sobald Vögel in der Nähe sind. Dabei werden Kameras und Vogelradarsysteme eingesetzt, die eine bevorstehende Kollision frühzeitig erkennen sollen.
Einschränkungen der Technologie
Die Technologie ist allerdings nicht perfekt. Sie kann nicht alle Kollisionen verhindern, insbesondere nicht solche mit dem Rotorkopf der Anlagen. Zudem gibt es Schwierigkeiten bei der Erkennung von Vögeln, die sich von der Seite nähern.
„Es ist schwierig, die Flugbahn eines Vogels vorherzusagen, und das neue System wird dieses Problem nicht vollständig lösen“, sagt Garcia Rosa, Forschungswissenschaftler bei Sintef.
„Wenn sich beispielsweise ein junger, unerfahrener Vogel mit unregelmäßigem Flugverhalten einer Turbine nähert, lässt sich nicht genau vorhersagen, wo er sich wenige Sekunden später befinden wird. Auch die Vorhersage wird schwieriger, wenn sich mehrere Vögel gleichzeitig nähern.“
In solchen Fällen kann das Skarv-System sogar bewirken, dass die gesamte Windkraftanlage abgeschaltet wird. Das kann jedoch bei einer Zehn-Megawatt-Turbine mit normaler Geschwindigkeit 15 bis 20 Sekunden dauern. Wie das System funktioniert, zeigt ein kurzes Video:
Positives Feedback von Simulationen
Obwohl das System noch nicht in der Praxis getestet worden ist, zeigen Simulationen der Forscher, dass etwa 80 Prozent der Zusammenstöße verhindert werden könnten. Laut den Forschern könnte die Technologie in den nächsten fünf Jahren kommerziell verfügbar sein. Bei großem Interesse der Industrie könnte dieser Zeitraum sogar noch verkürzt werden, so Rosa.
Der nächste Schritt besteht darin, die Vogelverluste an bereits bestehenden Windparkstandorten zu minimieren. Auf der Insel Smøla hat das norwegische Institut für Naturforschung (Nina) bereits die Rotorblätter schwarz gestrichen und anschließend eine signifikante Verringerung der Sterblichkeit bei Adlern festgestellt. So könnten verschiedene Ansätze kombiniert werden, um eine umfassendere Lösung für das Problem zu bieten.