Wirecard: Kurz vor dem Crash verlieh Oliver Samwer 75 Millionen an den Geschäftsführer
Im Mai 2020 gewährte der zu Rocket Internet gehörende Fonds GGC dem damaligen Wirecard-Chef Markus Braun einen Kredit in Höhe von 75 Millionen Euro. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf E-Mails zwischen den beiden Unternehmern. Das Geld ging allerdings nicht an Finanzdienstleister Wirecard, sondern an eine Beteiligungsgesellschaft, über die Braun sein Privatvermögen verwaltete.
Nach Informationen des Spiegels verlangte Oliver Samwer, der Gründer und Chef von Rocket Internet, zunächst 15 Prozent Zinsen für das Darlehen. Das kann als Indiz dafür gewertet werden, für wie risikoreich Samwer die Kreditvergabe hielt. Am Ende einigten sich beide Seiten nach Spiegel-Angaben jedoch auf einen Zinssatz von zehn Prozent.
Zwei Drittel des gewährten Kredits soll Braun in Anspruch genommen haben. Mit dem Geld wollte der mittlerweile inhaftierte Manager offenbar andere Schulden ablösen und Aktien kaufen. Der Samwer-Kredit wurde über Brauns Wirecard-Anteile abgesichert.
Samwer forderte das Geld keine Stunde nach der Wirecard-Implosion zurück
Am 18. Juni 2020, also etwa einen Monat nach der Kreditvergabe, musste Wirecard einräumen, dass dem Unternehmen 1,9 Milliarden Euro fehlten. Weniger als eine Stunde später soll Oliver Samwer die Rückzahlung von 25 Millionen Euro sowie 27.600 Wirecard-Aktien als zusätzliche Sicherheit gefordert haben. Nach Spiegel-Informationen beglich Brauns Beteiligungsgesellschaft einen Tag später sämtliche ausstehenden Schulden bei dem Rocket-Fonds.
Wirecard-Chef Braun soll sein gesamtes Aktienpaket innerhalb von zwei Tagen abgestoßen haben, um Kreditschulden bei verschiedenen Banken begleichen zu können. Vier Tage nach dem Zusammenbruch seines Unternehmens wurde Braun festgenommen. Ihm und dem restlichen Wirecard-Vorstand werden bandenmäßiger Betrug und die Fälschung von Geschäftsbilanzen vorgeworfen.
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