Sam Altman hat mit OpenAI nicht nur eines der wichtigsten KI-Unternehmen der Welt mit aufgebaut, er will auch ein Problem lösen, das durch den Einsatz von künstlichen Intelligenzen (KI) sogar noch verschärft wird: Denn Bots und Fakes herzustellen, wird mit der neuen Technologie noch leichter. Im digitalen Raum stellt sich damit umso mehr die Frage: Wer ist hier Mensch und wer Maschine?
Die Lösung heißt: eindeutige Identifizierung. Seine Vision davon hat Altman im Projekt Worldcoin umgesetzt, das jetzt auch in Deutschland startet. Seine Identifikationstechnik World ID will es jedem möglich machen, die eigene „Einzigartigkeit und Menschlichkeit“ online durch einen KI-sicheren Identitätsnachweis (PoP) digital zu beweisen. Dazu wird ein Irisscan mit der Kryptowährung Worldcoin kombiniert.
Die Idee dahinter: Das Abbild der Iris ist noch individueller als ein Fingerabdruck, die Daten aus dem Scan werden auf der Blockchain hinterlegt. Nutzer müssen so für den Nachweis ihrer Identität keine anderen Daten mehr preisgeben. Der Irisscan soll außerdem sicherstellen, dass sich nur echte Menschen bei Worldcoin registrieren und dass jeder Mensch nur einen Account hat.
Worldcoin: Orbs scannen das Auge
Wer die Technik nutzen will, muss seinen Augapfel von den kugelförmigen Scannern des Startups, den sogenannten Orbs, erfassen lassen. Gestartet wird das Scannen jetzt in Berlin. Dort baut Worldcoin die ersten Verifizierungsstandorte in Deutschland auf. Wo der Irisscan angeboten wird, kann man über die Social-Media-Kanäle des Startups oder in der World-App herausfinden. Wer seinen Augapfel scannen lässt, bekommt zur Belohnung in der App jede Woche einen „Worldcoin“ als Belohnung.
Die Vision von Worldcoin geht davon aus, dass sich die Welt durch den Einsatz von KI radikal verändern wird – und dass es zu einem Boom der Produktivität kommt. Die Stiftung, die hinter Worldcoin steht, spricht in diesem Zusammenhang von einer „Ära des Überflusses“. Worldcoin verspricht, die Menschen an diesem Überfluss zu beteiligen.
Der Coin selbst ist eine auf Ethereum basierende „Layer 2“-Kryptowährung, die die Sicherheit der Ethereum-Blockchain nutzt und gleichzeitig über eine eigene Economy verfügt. Rund 80 Prozent des Worldcoin-Angebots sollen an die Nutzer ausgegeben werden, zehn Prozent sind für das Unternehmen reserviert und weitere zehn Prozent für die Investoren des Projekts.
115 Millionen Dollar von prominenten Investoren für Worldcoin
Altman hat mit dem Scanner-Startup große Ziele: In den kommenden zwei Jahren will man rund eine Milliarde Menschen mit dem Irisscan erfasst haben.
Gegründet wurde das Kryptoprojekt bereits im Jahr 2019 von Sam Altman und dem deutschen Gründer Alex Blania. Die Technik hinter Worldcoin stammt aus Deutschland. Der Orb wurde ursprünglich von Tools for Humanity (TFH) entwickelt, einem Ingenieurbüro in Erlangen. Die Scanner werden dort auch hergestellt.
Erst Ende Mai gab es die letzte Finanzspritze für das Startup: Unter anderem investierten der Kryptoarm von Andreessen Horowitz a16z sowie Blockchain Capital rund 115 Millionen US-Dollar. Zu den weiteren Investoren hinter Worldcoin gehören laut Techcrunch Coinbase und Tiger Global.
Das Projekt ist allerdings umstritten. Obwohl das Unternehmen versichert, dass der Irisscanner datenschutzkonform ist und keine privaten Daten speichert, dürften viele Nutzer dem Irisscan und damit der Preisgabe biometrischer Daten erst einmal skeptisch gegenüberstehen.
In der Vergangenheit war Worldcoin zudem mit Betrugsvorwürfen konfrontiert, die Testphase des Scanners soll teils chaotisch verlaufen sein. Im Gespräch mit Buzzfeed rechtfertigte das Unternehmen im vergangenen Jahr die Macken beim Testlauf – man habe viel ausprobiert. Bislang wurde die Wallet unter anderem in Kenia, Chile, Frankreich, Sudan und Indonesien getestet.
Außerdem ist die Idee, eine einzigartigen Identifizierung des Menschen im digitalen Raum zu entwickeln, auch nicht konkurrenzlos: Unternehmen wie Quadrata, Humanbound, Gitcoin Passport oder Proof of Humanity arbeiten ebenfalls an Lösungen, mit denen Menschen ihr Menschsein unter Beweis stellen können.