Wunderlist 3 oder: Wie ein simples Feature doch noch 100 Millionen Nutzer überzeugen könnte
Ich muss meinem Ärger Luft machen, gleich im ersten Satz: Wunderlist nervt mich – und zwar tierisch! Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass aus dem hippen Startup hinter der beliebten, aber brotlosen To-Do-App noch mal ein Schuh wird. Die drei Gründe dafür sind schnell erklärt.
3 Gründe, warum ich die Hoffnung an Wunderlist eigentlich schon aufgegeben habe
Dieser unerklärliche Haufen Kohle! Mit dem nämlich wissen die Wunderlist-Macher erstaunlich wenig anzufangen. 19 Millionen US-Dollar hat man von der legendären Wagniskapital-Firma Sequoia bekommen. 19 Millionen! Für eine To-Do-App! Ohne nennenswertes Geschäftsmodell! Ein Vertrauensbeweis erster Güte und ein Korb voller Lorbeeren, auf dem man sich besser nicht ausruht. Die Berliner aber haben das offensichtlich gemacht. Anders ist jedenfalls kaum zu erklären, warum es fast ein geschlagenes Jahr gedauert hat, bis man der App auch als letzter auf dem Homescreen meines iPhone den iOS-7-Look verpasst hat.
Dieser unerträgliche Hype! Als Journalist hat man es täglich mit einer ganzen Flut an luftleeren E-Mails und Presseanfragen zu tun. Man stumpft ab, blendet vieles aus und löscht schnell. Aber eine so penetrant nach Publicity schreiende Pressemitteilung, wie sie sich die Wunderlist-Macher vor einigen Wochen erlaubt haben, in der sie – kein Scherz! – die Ankündigung einer Ankündigung mit Sperrfrist ankündigten, ist mir noch nicht untergekommen.
Dieses eine verdammte Feature! Ich bin ein großer Fan terminierter Push-Benachrichtigungen. Ja, ich weiß, bei Wunderlist geht das, aber nicht so, wie ich das brauche. So will ich an die Aufgabe „Redaktionsplan aktualisieren“ erinnert werden. Cheffe wird ja sonst immer schnell grumpy. Also eine terminierte Erinnerung. Jeden Tag. Immer um 16:30 Uhr. Montag. Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag. Außer am Wochenende. Machbar, oder? Allein: Mit Wunderlist, das den Anspruch hat, die führende To-Do-Lösung für Privatleute und Unternehmen zu werden, funktioniert das nicht.
Und dann kamen öffentliche Listen in Wunderlist 3: Strategisch clever mit extrem viel Potenzial
Kein Wunder also, dass ich mit dem jetzt erschienenen Wunderlist 3 eine solche Nachbesserung sehnsüchtig erwartet habe – vergeblich allerdings. Man betreibt Produktpflege, verpasst der App die längst überfällige Frischzellenkur und eine Echtzeit-Synchronisation. Ich bin enttäuscht. Noch dazu bewirbt man ein harmloses Feature: öffentliche Listen. Listen lassen sich in Zukunft nicht nur mit Teammitgliedern, sondern auch mit Menschen aus aller Welt teilen.
Ich will gerade gelangweilt abwinken, da erkenne ich: Das Feature hat was. Mehr noch: Es ist strategisch sogar sehr clever und hat extrem viel Potenzial.
Zur Erinnerung: Von „extrem viel Potenzial“ hatte Wunderlist-Gründer Christian Reber einst im Interview mit t3n selbst gesprochen. „Ich sage ganz klar, dass wir ein Massenmarkt-Produkt bauen wollen mit 100 Millionen Nutzern in den nächsten zwei bis drei Jahren“, so seine Worte. Und weiter: „Ich weiß, eine To-Do-App ist auf den ersten Blick nicht „the most sexy invention ever“, aber mit Wunderlist haben wir das Potenzial, eine gigantische Masse an Menschen zu erreichen.“
Simples Feature und Growth-Hack in einem
Das war im November 2013. Bis gestern konnte ich über diese Aussage nur schmunzeln. Der Markt für To-Do-Apps ist einfach unüberschaubar groß, die App-Stores unserer Smartphones sind voll davon, der Konkurrenzdruck ist enorm. Und: Keiner App dürfte es so jemals gelingen, mit dieser Funktion auch nur in die Nähe dieser von Reber anvisierten Nutzerzahl zu kommen.
Irgendwie brauchte es einen anderen Türöffner. Einen, der dem hilfreichen aber stupiden Erstellen, Erinnern und Abhaken von Aufgaben viral vorgreift und die Nutzer stärker aus dem Netz und weniger aus dem App-Store abholt. Mit den öffentlich teilbaren Listen könnte Wunderlist genau das jetzt gelingen.
Erstellt ein Nutzer in Wunderlist zum Beispiel neue eine Liste, kann er sie über die Schaltfläche „Veröffentlichen“ theoretisch mit jedem teilen, der von Wunderlist noch nicht gehört hat. Die zehn besten Filme mit Leo DiCaprio? Die zehn besten Restaurants in deiner Stadt? Die zehn besten Tools für Online-Marketers? Mit Wunderlist lässt sich Content dieser Art nun mühelos anlegen und verbreiten.
Klicken fremde Nutzer auf den öffentlichen Wunderlist-Link, werden sie zu einem schlanken Web-Interface weitergeleitet, auf dem die Liste erscheint. Die kann wahlweise in die eigene Wunderlist-App importiert oder über Soziale Netzwerke wie Facebook, Google+ oder Twitter verteilt werden. Dass Wunderlist damit auf den bewährten viralen Effekt von Listicles abzielt, wie sie zum Beispiel die Portale um Buzzfeed und Upworthy groß gemacht haben, ist offensichtlich.
Geht der Plan auf, dürfte das die Nutzerzahlen schnell, sehr steil nach oben treiben. Dann nämlich, wenn fremde Nutzer auch die Vorteile der dahinterstehenden To-Do-App erkennen und entsprechend konvertieren. Dem immer noch schwachbrüstigen, mit echten Mehrwerten geizenden Geschäftsmodell rundum den kostenpflichtigen Pro-Account dürfte das gut tun.
In Listen sieht Wunderlist die Zukunft
Die Zukunft von Wunderlist sieht das Startup also nicht mehr ausschließlich in einer Insellösung für To-Dos. Man will zur universellen Plattform für Listen werden – dass man sich künftig als „Home of the World’s List“ im Markt positionieren will, passt da gut ins Bild. Erste Pläne für eine Konkretisierung dieser Strategie gibt es schon: Wie Reber in einem von GigaOM veröffentlichen Interview mitgeteilt hat, werden diese Listen bald auch durchsuchbar und damit für größeren Content geeignet sein. Zudem arbeite das Startup an einer API, mit der sich Listen auch in Evernote, Dropbox oder den Google-Kalender integrieren lassen sollen.
Ich bin ganz deiner Meinung. Anscheinend haben Die den Weg gefunden sich abzukapseln („Insel Dasein“) . Danke für diesen Artikel.
Danke für diesen Artikel! Bin allerdings immer noch der Meinung, dass die Basics stimmen müssen. Ich will mich mich jedes Mal wie bei jeder anderen billigen Android-App darüber ärgern müssen, dass das Teil nicht tut was es soll: meine Todos im Griff haben.
Eine App, die „alles“ kann ist eindeutig Todoist, wenn man eine Aufgabenverwaltung möchte, diese privat und professionell einsetzten will. Wunderlist war mal mein Favorit, aber mit Verlaub, was haben die mit den 19 Mio´s gemacht? Verballert? Das 3.0 Update ist ein Witz an funktioneller Weiterentwicklung, hinkt allen Mitbewerbern signifikant hinterher, ist zwar bunter aber mit völlig nutzlosen (zumindest für den Anwender!) Gimiks. Wer braucht bitte Listen Versand (ausser 6Wunderkinder zum Kunden generieren?). Keine Suptasks, kein Zapier, IFTTT, keine Möglichkeit zur Integration in einen Terminkalender, einfach NICHTS produktives, weiterhin leider nur ein Spielzeug, nett aber mehr eben nicht! Schade, aber wenn man die Kohle schon hat…
…Subtasks…
Sorry!
„Als Journalist hat man es täglich mit einer ganzen Flut an luftleeren E-Mails und Presseanfragen zu tun.“
Als Internetnutzer ist man immerzu mit einer ganzen Flut an luftleeren Artikeln und „Was Du hier liest, wird Dein Leben verändern“-Versprechungen konfrontiert… dieser Artikel gehört in diese Rubrik. Reißerischer Titel, null Inhalt. Wieder einmal Zeit meines Lebens mit leerer Luft verbracht.
Fand schon das update auf 2 bzw. Die tötung von wunderkit lachhaft. Also feature wurde dann „neue hintergründe“ angepriesen… Und das es nichtmal grundfunktionen verpasst bekommt wie tägliche erinnerungen ist natürlich sehr komisch. Da wird wohl wesentlich mehr wert gelegt auf look als auf funktionalität, da soll alles wie bei apple sein aber die schaffen es nicht die basisfunktionalität hinzukriegen, frage mich wirklich wo der focus liegt bei denen, mal gespannt was diese teilbaren listen brungen…
Ich verwende ja seit einigen Jahren Todoist. Das ist eine extrem gute Alternative mit deutlich mehr Features. U. a. Sub-Tasks, Erinnerungen, Wiederholungen etc.
Also ich benötige keines dieser Todo Tools. Wunderlist hat mir bisher irgendwie noch am besten gefallen. Ich bin aber auch bei anderen Tools immer wieder zur Aufgaben Verwaltung von Exchange/Outlook zurückgekehrt da ja sowieso integriert. Und für die paar privaten Dinge habe ich Notizzettel.
Jetzt hab ich hier ständig von todoist gelesen und mir das tool mal angeguckt. Bin doch direkt davon überzeugt worden und hab für schmale 21 Euro die Unternehmensvariante von Todoist gekauft. Einfach genial. Erinnert viel an RTM, sieht dabei aber etwas schmucker aus.
Wunderlist hab ich in der Vergangenheit öfter für evernote-ähnliche Erinnerungs- und Notizfunktionen verwendet. Hier werde ich wohl eher auch auf OneNote oder Evernote umsteigen.
Ich kann meinen Vorrednern nur Recht geben: Der Funktionsumfang von Wunderlist gemessen am Ziel eine ToDo App sein zu wollen ist eindeutig zu dünn und wenig professionell! Schade.
Listen? Tolles und geniales Feature? Trotz allen Marketinghype-Hüpf-und-Jubel-Arien bin ich der Meinung, dass sich der Nutzer nciht für dumm verkaufen lässt und Qualität am Ende siegen wird. Mir schleierhaft warum jemand ausgerechnet mit Wunderlist seine 10 liebsten Filme posten will. Dafür gibts IMDB oder eben andere Apps…
Todoist rulez
Sehe auch keinen Nutzen in der Listenfunktion. Denke sowas wäre eher was für Facebook und Co. aber für eine Todo App?
„Also eine terminierte Erinnerung. Jeden Tag.“ wäre mir wesentlich lieber gewesen!
Mit BlackBerryMessenger geht das schon lange und zwar sehr gut.
Nutzen wir ständig wenn wir irgendwas zusammen organisieren. Ausprobieren lohnt sich ;)
Also so ein wahnsinniges neues Feature ist das Teilen von Listen ja nun wirklich nicht. Trello z.B. kann das auch… für mich hat Trello klar die nase vorn. Und soweit ich weiß, haben die erst jetzt begonnen wirklich Kapital einzusammeln, die haben aber schon eine Super toDo ;)
Hmmm…ich glaube da gibt es inwzischen zu viele die so etwas anbieten und die weniger überheblich rüber kommen….wenn ich Business Kunde bin erwarte ich das als Teil eines Gesamtpaketes wie bei weclapp und für Privatpersonen gibt es dutzende Alternativen…
Wunderlist sucks… ich bleibe bei ToDoist. Der gesamte Artikel ist zudem ein klassisches Beispiel von Internethype – dies auch noch verbunden mit dem lächerlichen Versuch, daraus eine persönliche Story zu bauen. Einfach zu durchschauen, Freunde. Absoulter Fail!
https://workflowy.com/s/IWKuCT0X37
Wie gut, dass „dieses eine Feature“ problemlos, und exakt wie Du es beschrieben hast, mit der Standard Android-Wecker-App realisiert werden kann.