Xbox Series X und PS5: Wieso rein digitale Spiele ein Problem werden könnten
Nun hat also auch Microsoft eine rein digitale Version der Xbox Series X angekündigt. Auf ihrem Showcase zeigte das Unternehmen den deutlichen Fokus auf eine Zukunft ohne physische Medien – dafür mit 2 Terabyte Speicher, auf den besonders viele Spiele passen.
Der Trend, dass immer weniger physische Versionen von Spielen verkauft werden, existiert schon länger. Er hat sich in den letzten Jahren, auch durch Corona, nur noch stärker beschleunigt. Es scheint, dass Spiele auf Blu-Rays und Cartridges bald der Vergangenheit angehören werden. Das wird Folgen für Spieler und den Einzelhandel haben.
Digital ist komfortabel
Es liegt auf der Hand, Videospiele nur noch digital zu kaufen ist komfortabel: Man kann sie vorladen und um Punkt null Uhr anfangen zu spielen. Sie nehmen keinen Platz im Regal weg. Und man kann ohne Austausch von Discs von einem Spiel zum nächsten wechseln, weil ja alle Daten auf der Konsole gespeichert sind – wenn überhaupt. Denn oft werden die Spiele sowieso nur noch gestreamt.
Microsoft setzt mit dem Game Pass auf eine rein digitale Spiele-Bibliothek, für die User eine monatliche Summe zahlen. Auch Sony baut mit Playstation Plus ein ähnliches Angebot, immer weiter auf. Spiele wie Alan Wake 2 erscheinen zunächst rein digital und physische Versionen werden erst Monate später nachgereicht. Und die meisten viralen Hits der letzten Jahre sind sowieso auf Steam erschienen und damit rein digital.
Es scheint also, dass physische Gaming-Medien bald ein Ding der Vergangenheit sein werden. Und die großen Hardware-Hersteller haben auch gute Gründe dafür: Die Produktionskosten sind geringer, während sie in ihren eigenen digitalen Storefronts die Preise selbst bestimmen können und die Abgaben an den Einzelhandel wegfallen. Verkauft Sony im eigenen Playstation-Store etwa das selbst produzierte Exklusivspiel God of War gehen die gesamten Einnahmen an: Sony.
Die Auswahl wird kleiner
Die Vorteile für die Hardware-Hersteller könnten jedoch Spielern und Spielerinnen Sorgen bereiten. Denn die Suche nach Schnäppchen, die Auswahl aus unterschiedlichen Geschäften, die Konkurrenz zwischen diesen, die sich auch in niedrigeren Preisen äußern konnte – all das fällt weg, wenn etwa einer Besitzerin der Playstation 5 nichts anderes übrig bleibt, als im Playstation-Store zu kaufen.
Sicherlich, auch Unternehmen wie Amazon oder Gamestop verkaufen Codes, die in den digitalen Stores eingelöst werden können – doch bei Weitem nicht für alle Spiele und zumeist werden gerade neue Veröffentlichungen dort nur als Disc-Version angeboten. Hinzu kommt, dass die Hardware-Anbieter selbst bestimmen können, wie viele dieser Codes sie verkaufen und wer sie anbieten darf. Die Auswahl vieler Verkaufsstellen reduziert sich auf einige wenige, die dann noch in den Händen derer liegen, die die Spiele selbst vertreiben.
Das heißt, dass Käufer und Käuferinnen, sollte der Push ins Digitale erfolgreich sein, Spiele zu den Preisen kaufen müssen, die die Hersteller selbst in ihren digitalen Stores festlegen. Und gerade neue Spiele werden dort häufig für 70 Euro und mehr verkauft. Doch neben diesen Einschränkungen in den Kaufmöglichkeiten stehen für Spieler und Spielerinnen auch Traditionen auf dem Spiel, die einen Teil der Games-Kultur ausmachen: Der Gebrauchtkauf und das Ausleihen von Spielen.
Denn rein digitale Spiele können freilich nicht gebraucht wiederverkauft werden. Da, wo Discs und Cartridges verschwinden, können keine Spiele mehr gebraucht angeboten werden – da können Spieler und Spielerinnen nicht mehr auf Flohmärkten oder im Einzelhandel günstiger kaufen. Gerade Menschen mit geringerem Einkommen könnten so der Möglichkeit beraubt werden, durchgespielte Games zu verkaufen, um sich ein neues zu kaufen.
Was weg ist, ist weg
Ebenso wird es schwieriger, Spiele auszuleihen oder durchgespielte Spiele zu verschenken. Es gibt Möglichkeiten, sich in das Steam-, Playstation- oder Xbox-Profil der Freundin einzuloggen und so die Spiele zu spielen, die dort hinterlegt sind. Doch ist das deutlich umständlicher als das Einlegen einer mitgebrachten Disc an einem gemeinsamen Spieleabend.
Spiele für längere Zeit auszuleihen oder gar zu verschenken, ist so nicht möglich, denn spätestens, wenn die andere Person sich wieder in ihr Profil einloggt, hat das Vergnügen ein Ende. Digital gekaufte Spiele sind zudem verknüpft mit dem Profil oder Account, mit dem sie gekauft wurden. Sollte dieser jedoch – aus welchen Gründen auch immer – gesperrt werden, ist auch der Zugang zu den Spielen verloren.
All das sind Probleme, für die es durchaus technische Lösungen geben kann. Plattform-unabhängige digitale Storefronts, Möglichkeiten, digitale Spiele zu leihen oder zu verschenken, das alles ist machbar. Fraglich jedoch, ob die großen Hardware-Hersteller diese Lösungen anstreben werden – zumindest, solang der öffentliche Druck nicht spürbar genug ist.
Im Gegenteil: in letzter Zeit sind immer öfter Spiele erschienen, die „Always Online“ sind. Das bedeutet, dass auch Singleplayer-Modi nur gespielt werden können, wenn eine Verbindung zum Internet besteht. Das heißt: wenn keine Server mehr online sind, können die Spiele auch nicht mehr gespielt werden. Das 70-Euro-Spiel ist dann also nutzlos.
Eine Zukunft, die rein digital ist, wird genau das immer öfter hervorbringen: abgeschaltete Server, Spiele können nicht mehr heruntergeladen werden oder werden unspielbar. Für die Hersteller gibt ist das lukrativ: da, wo kein Geld mehr zu holen ist, werden alle Kosten getilgt. Für die Spieler und Spielerinnen wird es bedeuten, dass ihr Spiele mit Ablaufdatum kommen. Wir werden in der Zukunft wohl immer öfter eine Diskussion darum erleben, wie viele Jahre ein Spiel mindestens laufen muss. Und Spieler werden eine andere Meinung dazu haben als die Hersteller.
Und was macht der Einzelhandel?
Großer Ausführungen, wieso der Push ins Digitale für den Einzelhandel schwere Folgen haben kann, bedarf es nicht: Besonders Unternehmen wie Gamestop, die sich auf den Verkauf von Videospielen, Hardware und Zubehör spezialisiert haben, wird ein rein digitaler Spieleverkauf schwer zu schaffen machen.
Was bleibt? Natürlich die Hardware selbst, die samt Zubehör wie Controllern oder Headsets freilich noch physisch gekauft werden will – zumindest solange das Streaming von Spielen den Markt noch nicht dominiert. Und derzeit sieht es so aus, als würde das noch eine Zeit dauern. Doch daneben gibt es noch eine Nische, die immer größer werden könnte: Merchandise. Schon heute gehören zu jedem Blockbuster-Spiel mindestens drei Versionen: Standard, Special- und Collector’s Edition. Die kommen mit Artwork-Büchern, Soundtracks oder Figuren und Statuen der Charaktere aus dem Spiel. Physische Dinge also.
Und schon heute werden diesen Versionen oft Download-Codes statt Discs beigelegt. Das Videospiel ist ein sehr kapitalistisches Medium. Es setzt auf das Noch-Mehr-Kaufen der Spieler und Spielerinnen. Und vielleicht kann es diese Eigenschaft sein, die den Games-Einzelhandel dann doch am Leben halten wird.
Wegfallen würde mit den Retail-Stores aber auch die Limitierung des Angebots. Codes lassen sich endlos generieren und somit hat am Ende wieder der Kunde das Heft in der Hand. Die Onlinestores mögen denken sie diktierten die Preise doch wenn für 80€ keiner die Spiele kauft, dann rutscht der Preis doch wieder ganz schnell auf 60 – 40€.
Eben wegen des Arguments der wegfallenden Lieferketten und Abgaben an Einzelhändler empfinde ich es schon seit Jahren als Zumutung, Software für den Retail Preis anzubieten.
Es wäre eher eine Zumutung nicht den selben Preis wie im Einzelhandel zu verlangen. Denn wer würde dann noch im Einzelhandel kaufen?
Wichtig wäre hierbei eher die Umverteilung der zusätzlichen Gewinne… Eine Steuer auf pure Digitale Titel oder der Zwang zur Zulassung von unabhängigen Online Stores auf den Geräten von PS5, XBOX aber auch Apple z.B. um den Wettbewerb zu erhalten.
Software sollte dann auch zwischen den Stores / Accounts verkaufbar/verschenkbar sein (Gebrauchtwarenhandel).
Es gibt viele Möglichkeiten, den Verbraucher zu stärken, muss halt nur gemacht/verlangt werden.
Es wäre eher eine Zumutung nicht den selben Preis wie im Einzelhandel zu verlangen. Denn wer würde dann noch im Einzelhandel kaufen?
Wichtig wäre hierbei eher die Umverteilung der zusätzlichen Gewinne… Eine Steuer auf pure Digitale Titel oder der Zwang zur Zulassung von unabhängigen Online Stores auf den Geräten von PS5, XBOX aber auch Apple z.B. um den Wettbewerb zu erhalten.
Software sollte dann auch zwischen den Stores / Accounts verkaufbar/verschenkbar sein (Gebrauchtwarenhandel).
Es gibt viele Möglichkeiten, den Verbraucher zu stärken, muss halt nur gemacht/verlangt werden.
Ich werde mir ab sofort wieder alles Physisch kaufen da Microsoft mir ohne den genauen Grund zu nennen einfach den Account gesperrt hat. Ich hätte angeblich gegen die Nutzungsvereinbarung verstossen.
Jedenfalls habe ich spiele in den letzten 15 Jahren für ca. 50’000 CHF gekauft und diese kann ich nun nicht mehr öffnen da es ja an den Account gebunden ist. :-((( GRRRRR.
Es geht doch nur noch darum den kunden maximal zu schröpfen. Geld, Geld und Geld ist alles was zählt. Bald wird uns garnichts mehr gehören. Das ganze Leben wird ein Subscribtion-Modell.
Gott, was regt man sich hier nutzlos auf. So erging es den Videokassetten, DVDs, CDs usw. Ist doch klar, dass das so kommt und die Preisangeban in dem Artikel sind verfälscht, denn die Hardware ist nicht nur günstiger, weil ein Laufwerk fehlt, die komplette Hardware ist eine andere.
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„So erging es den Videokassetten, DVDs, CDs usw. “
Mit dem Unterschied, dass ältere Filme und Musik meist auch digital erhältlich sind, während Gamepass und Co. sich auf die Spiele der letzten Jahre beschränken.
Was, wenn die Festplatte voll ist? Mein gekauftes Spiel für die WiiU ist z.B. weg, weil ich es inzwischen nicht mehr runterladen kann, dann doch lieber CDs, die ich nicht wieder finde…
Allerdings müssen dann die Updates ggf. beizeiten noch heruntergeladen werden… Da könnten die Hersteller bei rein digitalen Versionen gleich die Aktualisierung anbieten… Gebrauchtgeräte können nur ohne Digitale Spiele angeboten werden, es sei denn, man verkauft seinen Account gleich mit, incl. seiner E-Mail-Adresse. Also m.E. nur Geldschneiderei.