Xentral Next Gen: Wie Frank Thelen dem Commerce-Startup hilft, sich neu zu erfinden
Xentral hat sich in den letzten Jahren von der reinen Warenwirtschaftsplattform Wawision hin zu einer kompletten und umfassenden Commerce-Plattform entwickelt. Die Lösung umfasst Anbindung an Lagerhaltung, Artikeldaten, Marketing, Shoplösung, Logistik und zahlreiche weitere Elemente wie eine Bankenanbindung in Echtzeit . Den Begriff ERP hört der Gründer und CEO Benedikt Sauter daher eher ungern, denn Xentral sei ja einerseits mehr und fokussiere sich dabei gezielt auf den Mittelstand des Handels.
Um all diese Prozesse zusammenzuführen, haben Claudia und Benedikt Sauter Xentral in den letzten sechs Jahren entwickelt – inzwischen ist die Lösung das „Gehirn” hinter vielen erfolgreichen Commerce-Startups und Mittelständlern. Ursprünglich mal entstanden als Warenwirtschaft fürs eigene E-Commerce-Geschäft, weil es nichts Passendes gab, hat sich das Unternehmen immer weiter gewandelt. 2017 entdeckte der VC Fund Freigeist von Tech-Investor Frank Thelen die Augsburger (und wurde erst einmal ein Stück weit ignoriert, weil die Gründer damals alle Hände voll zu tun hatten) – und sah darin großes Potenzial. Damals waren es gleich vier Startups der DHDL-Staffel, die auf die Lösung setzten. Die Chancen am Markt sah später auch Sequioa – und investierte ebenfalls in das E-Commerce-Startup.
Das Unternehmen ist seitdem weiter gewachsen und betreut mit inzwischen mehr als 220 Mitarbeitenden mehr als 1.800 Kundenunternehmen mit mehr als 3 Milliarden Euro Außenumsatz. Alleine das 70 Personen umfassende Product- und Engineering-Team zeigt aber, dass das Unternehmen immer noch stark entwicklergetrieben ist.
Alles auf Anfang: Next Gen wurde from scratch entwickelt
18 Monate hat Xentral an einer Erneuerung der Xentral-Plattform unter dem Claim Xentral Next Gen gearbeitet. Neu ist unter anderem die schnelle Anbindung an die Cloud – komplett cloud-native – und die Implementierung von APIs, die es Partnern ermöglichen, entsprechende Erweiterungen zu schreiben und Daten in Echtzeit auszutauschen. Die eigene API schließlich arbeitet mit Webhooks und ermöglicht dadurch ebenfalls den Informationsaustausch in Echtzeit.
Ziel ist es weiterhin, so viel wie möglich zu automatisieren, um so viel Zeit wie möglich fürs eigentliche Geschäft zu bekommen. Mittelpunkt ist dabei die Console, über die man „durch die Prozesse durchfliegen kann“, wie es Freigeist-CEO Frank Thelen beschreibt. Vieles läuft kontextsensitiv und ermöglicht so, dass die Nutzer:innen über die Zeit Arbeitsschritte einsparen oder optimieren können. „Wir haben uns die Zeit genommen, die Software neu und schick from scratch zu bauen. ‚Wie können wir das, was wir in Zukunft brauchen, in eine leistungsfähige Plattform zu bringen‘, war dabei die zentrale Frage“, erklärt Thelen.
Vieles läuft dabei auf Tabellenbasis ab, wie CEO und Gründer Benedikt Sauter erklärt. Während man weiterhin an einer übersichtlichen Desktopdarstellung am großen Screen festhält, soll das Smartphone zum Assistenten und Monitoring-Instrument werden, das beispielsweise auch im Lager viele der notwendigen Tasks abbilden kann. „Generell ist es sehr wichtig für uns, dass wir optimale Implementierungen mit den Lösungen unserer Partner haben – von Shopware bis Shopify, von Sendcloud bis hin zu Payment Service Providern“, erklärt Sauter. Unterstützt wird beispielsweise Shopify POS Go mit entsprechenden Click&Collect-Lösungen sowie die Amazon-Seller-App, ebenso Lösungen von Hubspot und eine Anbindung an Microsoft Office365 (Google Suite/GMail in Vorbereitung).
Performance-Probleme sollen über Cloud-Skalierung gelöst werden
Das Xentral-System soll in Zukunft schneller und effizienter arbeiten und konnte in der neuen Version offenbar zahlreiche Performance-Probleme lösen. „Performance war ein Thema, in das wir viel Zeit reingesteckt haben – und Next Gen ist für uns nicht nur ein Ansatz für Frontend oder Plattform, sondern ein komplett neues Denken der Architektur“, betont Sauter.
Das sei, wenn man Unternehmen, die das System nutzen, zuhört, aber auch dringend nötig gewesen. Denn das Startup, das eigentlich aus einer Bootstrap-Tradition herkommt, ist in den letzten Jahren durch zahlreiche Investoren gewachsen – und das habe, so berichten Kunden (und so lässt es auch Gründer Benedikt Sauter anklingen), zu einigen Wachstumsschmerzen und Herausforderungen bei der Performance geführt. Positiver Nebeneffekt der gewachsenen Kundenzahl: Das Unternehmen hat es geschafft, einen Teil des Supports, der über das rein Technische hinaus geht, in eine schlagkräftige Community zu lenken und zusätzlich eine Academy geschaffen.
Unterm Strich könnte der Next Gen-Ansatz zum Befreiungsschlag für Xentral werden – auch weil das Startup die reine On-Premise-Installation mit all ihren Eigenheiten und Problemen hinter sich lässt und das gesamte System cloud-native aufgezogen hat; aktives Monitoring und Skalierbarkeit inklusive.
Für die ersten Kunden rollt das Unternehmen die Plattform bereits aus. Alle Kunden werden bis spätestens Anfang des nächsten Jahres bedient, wie das Unternehmen verspricht. Zum Pricing machen die Gründer noch keine Angaben, man wolle zunächst das Produkt optimal hinbekommen und dann ein faires Preismodell entwickeln.