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Auf Youtube und Instagram: Influencerinnen bedienen Geschlechterklischees

Die sozialen Medien transportieren ein einseitiges Frauenbild: Das zeigen zwei Studien der Malisa-Stiftung von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Lisa, in der die Darstellung von Frauen bei Youtube und Instagram sowie in Musikvideos untersucht wurde.

Von HORIZONT Online
3 Min. Lesezeit
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(Screenshot: Youtube)

Influencerinnen bedienen vor allem Stereotype, weil sie sich hauptsächlich mit Schminktipps, Basteln und Kochen beschäftigen. Die Accounts männlicher Social-Media-Stars sind hingegen breiter aufgestellt: von Unterhaltung über Musik bis zu Games, Comedy und Politik.

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Zum einen ergaben die Studie, dass Frauen auf Youtube und Instagram deutlich unterrepräsentiert sind. „Frauen kommen in den erfolgreichsten Angeboten, also den Top 100 auf Instagram, Youtube und so weiter, halb so oft vor wie die Männer“, sagte Malisa-Stiftungsgründerin Maria Furtwängler im Kulturradio vom RBB.

Und wenn sie vorkommen, repräsentieren sie Geschlechterklischees, wie die Erhebungen zeigt. Denn in ihren Feeds beschäftigen sich die Influencerinnen vor allem mit Beauty, Schminktipps, Liebe, Food und Mode. Außerdem zeigen sich 71 Prozent hauptsächlich im privaten Raum und 61 Prozent der Frauen deklarieren ihr Tätigkeit als Hobby, nicht als professionelles Können.

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Männer deutlich vielseitiger dargestellt

Männer würden sich hingegen diverser darstellen. „Die können erstens dünn sein, dick sein, lustig sein, klug sein, die können Entertainment machen, die können auch Beauty machen, die können aber auch Politik und Comedy machen. Und sie sind häufig im öffentlichen Raum“, so Furtwängler. „Wenn man das so anschaut, hat man ein bisschen das Gefühl, das ist das Frauenbild der 50er Jahre, das da gepusht wird.“

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Eine ähnliche Problematik zeige sich in Musikvideos, die heute häufig über Youtube angesehen werden. Die Studieninitiatorinnen nahmen „mehrheitlich“ Frauen wahr, „die sexy und passiv inszeniert werden“. Außerdem sei der Anteil der Sängerinnen geringer als der der Sänger: In den Top 100 liegt der Anteil der Frauen seit Jahren bei knapp einem Drittel.

Dass das Frauenbild in den sozialen Medien seine Spuren bei den Nutzern und Nutzerinnen hinterlässt, beweisen weitere Ergebnisse der Rezeptionsstudie. Denn jugendliche Konsumentinnen betrachten die Influencerinnen als Vorbild und ahmen deren Posen und Aussehen nach. Das gilt auch für das Aussehen: Laut der Studie bearbeiten insbesondere Mädchen, die Influencerinnen folgen, ihre eigenen Bilder stärker als solche, die keinen Social-Media-Promis folgen. Sie empfinden ihr natürliches Aussehen zunehmend als unzureichend.

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Vielfalt auf Youtube sichtbar

Trotz dieser negativen Ergebnisse gab es auch eine positive Erkenntnis bezüglich Diversity. Denn immerhin ist die Vielfalt von Herkunft auf Youtube sichtbarer als in anderen audiovisuellen Medien. Bei den Frauen haben 32 Prozent, bei den Männern sogar 49 Prozent der Youtuber einen Migrationshintergrund.

Die Initiatorinnen zeigen sich insgesamt verblüfft von den Studienergebnissen. „Die Studienergebnisse haben uns vor eine Reihe von Fragen gestellt, auf die wir als Feministinnen zunächst keine Antwort haben: Warum sind die erfolgreichen Akteurinnen in den neuen sozialen Medien, ausgerechnet die mit den rückwärtsgewandt erscheinenden Geschlechterrollen und wie können wir eine größere Vielfalt sichtbar machen? Dieses Thema geht uns alle an und darüber müssen wir diskutieren“, meint Elisabeth Furtwängler, ebenfalls Stifterin und Vorstandsmitglied der Malisa-Stifung.

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Die Studie zur Sichtbarkeit von Gender auf Youtube wurde von der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg unter der Leitung von Elizabeth Prommer und Claudia Wegener durchgeführt. Es wurden 1.000 Youtube-Kanäle analysiert, 2.000 Videos detailliert untersucht und 14 Youtuberinnen in Interviews zu ihrer Sicht auf die Branche befragt.

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Die zweite Studie untersuchte die Selbstinszenierung von Mädchen auf Instagram. Sie wurde vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk unter der wissenschaftlichen Leitung von Maya Götz durchgeführt. Wie Mädchen ihre Posts auf Instagram gestalten, was ihnen dabei wichtig ist, wurde anhand von sieben Einzelfallstudien untersucht. Im zweiten Schritt wurden 300 Posts von erfolgreichen Influencerinnen auf wiederkehrende Muster hin untersucht. Anschließend wurden 300 Bilder von Influencerinnen mit 300 Bildern der Mädchen aus den Fallstudien verglichen. In einer repräsentativen Rezeptionsstudie wurden Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren (Stichprobe n=846, davon 404 Mädchen) zu ausgewählten Erkenntnissen aus den Einzelfallstudien befragt.

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Der vollständige Bericht zu den Studien kann hier eingesehen werden.

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8 Kommentare
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Vorhanden

„Eine ähnliche Problematik zeige sich in Musikvideos, die heute häufig über Youtube angesehen werden. Die Studieninitiatorinnen nahmen „mehrheitlich“ Frauen wahr, „die sexy und passiv inszeniert werden“. Außerdem sei der Anteil der Sängerinnen geringer als der der Sänger: In den Top 100 liegt der Anteil der Frauen seit Jahren bei knapp einem Drittel.“

Wenn man Dinge zum „Problem“ erklärt die gar keine sind…

Wer sagt das YT ein 1:1 Abklatsch der Realität widerspiegeln muss? Wer sagt das Verhältnisse und Darstellungen immer und überall absolut gleichberechtigt sein müssen?
Welchen Sinn würde das machen? Man hat nun mal verschiedene Interessen und bei der Müllabfur, im Kriegseinsatz oder im Kampfsport schreit auch keiner nach ausgeglichenen Verhältnissen.

Antworten
ICU

Nicht die Soziales Medien sind an dem Problem (wenn es denn wirklich eins ist) schuld, sondern die Macher der Inhalte.

So um erstmal festzustellen, ich bin für Gleichberechtigung, gleichen Chancen, gleichen Rechten und Pflichten bzgl. der Geschlechter und auch denen, die sich nicht zuordnen möchten!

Ich denke aber, dass die mehrheit der weiblichen Content–Macher einfach mehr Interesse an Basteln, Beauty, Fashion, usw. haben als die männlichen. Unter den weiblichen wird es wohl insgesamt weniger Interessierte zu Angeln, Jagen, Autoschrauben, irgendwelche Risikobehafteten Hobbies usw. zu geben als bei den männlichen. Und jeder Macher wird wohl etwas produzieren, zu was er auch einen Bezug hat. Ich (M) würde definitiv keinen Content zu Pflegeprodukten machen. Dann lieber Autos und Motorräder. Zurück zu den Themen: aktuell in Social Media und auch im „echten“ Leben ist meine Beobachtung, dass die Interessensbreite bei den weiblichen Leuten enger als bei den männlichen ist. Dann hat mann einfach mehr Auswahl und jedes noch so seltene Thema wird in die Welt posaunt. Und damit ist das Potential bei den männlichen Präsentatoren einfach größer.

Und ich glaube auch, dass der Präsentationsdrang (meinetweg auch das Balzverhalten) bei Männern und Jungen größer ist.

Damit würde ich sagen, dass hier das normale Leben gezeigt wird. Und ist das dann ein Problem?

Ich kann ja keine Frau dazu zwingen, jetzt lebensgefährliche Themen zu präsentieren, oder doch?

Antworten
Tim

Dein Kommentat triffts genau auf den Punkt. Wenn Feministinnen beschreiben, wie sie etwas „dagegen“ unternehmen sollten etc. pp denk ich mir ebenso, müssen Frauen jetzt andere Frauen dazu zwingen, einen Heimwerkerkanal zu eröffnen? Kann man diese Entscheidungen nicht den Individuen selbst überlassen? Überall wird Gleichberechtigung gefordert, in einer freien Landschaft in welcher jede/r tun kann, was er/sie will ist dass dann aber auf einmal wieder ein Dorn im Auge, denn Mädchen bedienen von sich aus Klischees welche „rückwärtsgewandt“ erscheinen. Ist damit nicht genau diese Gruppe ebenso diskriminiert? Von der eigenen Frauenbewegung als nicht emanzipiert genug klassifiziert?

Diese Entwicklung sehe ich als Wahnsinn, wir bügeln über alles und jeden drüber, wir alle müssen den selben Interessen und Meinungen folge leisten. Wenn Männer sich für zuviel interessieren sind sie wieder der Unterdrücker von anderen Gruppierungen. Das ganze wird nur dadurch wieder OK, wenn der Migrationsanteil möglichst hoch ist.

Wo hört die Sucht nach Gleichstellung auf?

Antworten
Elon

Verschwörungstheorie

Antworten
Skythe

Entscheidet euch, t3n.

Sind „Frauen auf Youtube und Instagram deutlich unterrepräsentiert“?
Oder kommen sie „in den erfolgreichsten Angeboten, also den Top 100 auf Instagram, Youtube und so weiter [nur] halb so oft vor wie die Männer“?

Das ist nämlich nicht unbedingt das gleiche. Repräsentation bezieht sich immer auf die gesamte Population, nicht die Top X.

Außerdem muss die Aussage, es gebe mehr Männer als Frauen auf Instagram, jedem, der mal ein paar Stunden dort verbracht hat, gewagt vorkommen. Und tatsächlich: je nach Quelle sind weltweit 50-68% der Instagram-User weiblich (https://www.omnicoreagency.com/instagram-statistics/, https://www.statista.com/statistics/802776/distribution-of-users-on-instagram-worldwide-gender/).

In vielen Ländern gibt es wesentlich mehr Frauen als Männer auf Instagram; Beispiel: USA (https://www.statista.com/statistics/246195/share-of-us-internet-users-who-use-instagram-by-gender/).

Wie hier wieder per völligem Ignorieren aller Fakten ein Nicht-Problem erfunden wird („Mehr Männer als Frauen auf Instagram“) und dann auch noch getan wird, als wäre das schlimm und abzulehnen (Begründung?) ist wirklich absurd.

Antworten
BoddAH

Ich muss meinen Vorkommentatoren (offensichtlich allesamt männlich) doch sehr vehement widersprechen.

Das Problem bei der Sache ist ja nicht, dass sich Frauen nicht für andere Themen interessieren sollen als Männer, sondern dass sie es nicht können. Leider gehen die meisten Artikel, die ich bisher zu dieser Studie gelesen habe, nur darauf ein, wer wo zu welchen Themen postet, es wird aber nie die Frage nach dem „warum“ gestellt.

Ich halte es für äußerst problematisch, zu denken, Frauen hätten einen solch eingeschränkten Horizont. In meinem Bekanntenkreis (auch wenn der sicherlich nicht repräsentativ ist) interessieren sich die Frauen für Fußball, Eishockey, Musik, Fotografie, Design, Gaming, Jagd, Segeln, Autos, Bodybuilding … und ja auch für Beauty, Ernährung und Mode. Aber diese vermeintlich oberflächlichen Themen machen doch nur einen kleinen Teil einer facettenreichen Persönlichkeit aus. Und trotzdem sieht es auf den untersuchten Kanälen so aus, als wäre das der gesamte Lebensinhalt einer Frau. Willkommen zrück in den ’50er Jahren. „Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?” Ich hatte gehofft, dass wir da schon etwas weiter wären…

Das Problem ist, dass sich viele Influencerinnen, sobald sie mal von dem üblichen Beauty-Mode-Food-Schema abweichen, sofort Anfeindungen und harscher Kritik ausgesetzt sehen. Es wird ihnen schlicht nicht gestattet sich mit vermeintlich männlich besetzten Thematiken auseinander zu setzen – sie werden in diesem Metier nicht ernst genommen. Man stelle sich das mal vor: Eine Frau versucht mir als Mann zu erklären, was die Abseitsregel ist. Was bildet die sich eigentlich ein? Also verkriecht frau sich wieder in ihre „Mädchen“-Ecke, wo frau in Ruhe gelassen wird, wo sie sicher ist und wenig Angriffsfläche bietet.

Die Forderung ist ja nicht, dass Frauen sich jetzt zwingend für Angeln, Motorräder, Fußball oder was weiß ich noch „typisch männliches“ interessieren müssen, sondern dass sie es verdammt noch mal dürfen, wenn sie denn wollen. Und dass sie dies nicht im geheimen oder „nur als Hobby“ tun, sondern sich ebenso als Expertinnen präsentieren können, wie ihre männlichen Kollegen. Anders herum gilt die Forderung selbstverständlich auch: Warum sollen Männer sich nicht für Beauty, Mode und Kochen begeistern können?

Ein sehr guter Artikel zu der Studie findet sich in der taz („Medien neu, Geschlechterrollen alt“: https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5565869/)

Antworten
Titus von Unhold

„Das Problem ist, dass sich viele Influencerinnen, sobald sie mal von dem üblichen Beauty-Mode-Food-Schema abweichen, sofort Anfeindungen und harscher Kritik ausgesetzt sehen.“

Na und? Das geht Männern die sich mit Schminke und Mode beschäftigen auch. Generell sollte man sich darüber im klaren sein dass einem eine Menge Scheiße entgegen fliegt, wenn man sich in die Öffentlichkeit begibt. Das war auch vor dem Internet schon so. Wer dass nicht aushält oder gar persönlich nimmt, sollte seine Nase nicht vor der Kamera präsentieren.

Antworten
Jeff

Negatives Ergebnis?! Seid Jahren versucht man den Frauen einzureden, wenn ihr starke Frauen sein wollt müsst ihr euch benehmen wie Männer. Ob die Frauen wollen oder nicht. Sind die bösen Männer auf Youtube wieder schuld und unterdrücken die Frauen, indem sie nur Schminktipps erlauben. Wie wäre es denn mit einer Frauenquote auf Youtube. Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Ich warte nur noch bis Kinderspielzeug für Mädchen in Pink und Rosa verboten werden, wegen diskriminierung

Antworten

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