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Zorin OS 16 Review: Perfekte Linux-Distribution für Ein- und Umsteigewillige

Kaum ein Linux funktioniert dermaßen „out of the box“ wie Zorin OS. Damit ist es das Linux der Wahl für Menschen, die von Windows oder maxOS X umsteigen wollen.

Von Enno Park
4 Min. Lesezeit
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Zorin OS 16. (Screenshot: Enno Park)

Die neue Version 16 von Zorin OS basiert auf Ubuntu 20.04 und dem Gnome-Desktop und hat die üblichen Programme von Firefox bis Libre-Office in aktuellen Versionen im Gepäck. Das ohnehin schon sehr fein geschliffene Design wurde überarbeitet und das Gesamtsystem wurde auf Performance hin optimiert. Tatsächlich ist die Benutzung ausgesprochen flüssig, Bedienelemente reagieren prompt, Animationen wirken nicht überladen. Software lässt sich aus dem Ubuntu-Repository, dem Snap-Store und von Flathub installieren.

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Auf Wunsch wechselt das System passend zur Tageszeit zwischen hellem und dunklem Theme und das vorinstallierte Active Wallpaper ändert im Tagesverlauf subtil seine Farbtöne, ähnlich wie von macOS bekannt. Nach der Installation stellt eine Tour den Anwender:innen einige Funktionen vor. Auf den ersten Blick wirkt Zorin OS wie ein austauschbarer Ubuntu-Abkömmling, dem ein eigenes Theme verpasst wurde – wenn auch ein besonders elegantes.

Zorin OS 16. (Screenshot: Enno Park)

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Doch bei längerer Nutzung fallen die vielen Details auf, auf die die Entwickler Artyom und Kyrill Zorin geachtet haben. So kann Zorin OS mit Fingerabdrucksensoren umgehen, kann per Gesten auf dem Touchpad gesteuert werden und lässt sich mit einem KDE-Connect-Abkömmling namens Zorin Connect mit dem Smartphone verbinden. Steam muss nachinstalliert werden, was aber inklusive Windows-Spielen auf Anhieb und mit wenigen Mausklicks funktioniert.

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Bei den meisten Linux-Distributionen müssen die Anwender:innen in unterschiedlichem Ausmaß selber Hand anlegen, um die letzten Konfigurationsschritte vorzunehmen. Oft kommen sie dabei auch nicht um Befehle auf einer Kommando-Shell herum. So funktioniert Steam unter Ubuntu erst, nachdem man manuell noch ein paar Libraries hinzuinstalliert hat. Das mag bei einigen Distributionen zum Konzept gehören, um das System in jeder Hinsicht den eigenen Bedürfnissen anzupassen, stellt Nutzer:innen aus der Windows- und Mac-Welt und ganz besonders weniger IT-affine Menschen aber vor Herausforderungen, die ihre Computer ohne lange Basteleien einfach nur benutzen wollen.

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Alles funktioniert auf Anhieb

In dieser Hinsicht hat Linux in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht. Eine ganze Reihe von Linux-Distributionen versuchen es besser zu machen, aber bei fast allen gibt es noch Dinge, die nicht auf Anhieb funktionieren, Pakete die manuell nachinstalliert werden müssen und Einstellungen, die unnötigerweise noch manuell vorgenommen werden müssen. Wahrscheinlich ist Zorin OS 16 das Linux, das diesem „funktioniert einfach“-Anspruch derzeit am nächsten kommt.

Einfach alles klappte im Test, ohne dass Nacharbeit nötig gewesen wäre, die nicht auch nach einer frischen macOS-Installation anfallen würde – von Windows ganz zu schweigen. Tatsächlich haben sich Artyom und Kyrill Zorin seit der ersten Version 2009 an ihrem Vater orientiert, den sie als Tester einspannten. Wenn er mit etwas nicht klarkam, erklärten sie es ihm nicht, sondern änderten das System, bis er damit klarkam. Ein Beispiel: Windows Nutzer:innen sind es gewohnt, Installationsdateien mit der Endung .EXE herunterzuladen. Dieser Ansatz funktioniert natürlich unter Linux nicht, was viele weniger IT-affine Menschen vor ernsthafte Probleme stellt.

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Windows-Apps mit WINE

Wenn man unter Zorin OS eine solche Installationsdatei doppelt anklickt, kann zweierlei passieren: Entweder es gibt das betreffende Programm auch für Linux, dann wird man direkt auf die Installationsmöglichkeit im Software-Store geleitet; oder es gibt dieses Programm nicht, dann offeriert Zorin OS automatisch, das Programm direkt mit dem Windows-Kompatibilitätsframework WINE auszuführen, das bei der Gelegenheit auch gleich installiert wird, falls noch nicht vorhanden. Es besteht dann allenfalls noch die Gefahr, dass das Windows-Programm nicht unter WINE läuft, aber Linux ist eben nicht Windows.

Zorin OS begann als Schulprojekt zweiter Jugendlicher, die dann einfach weitermachten und eine Firma gründeten, um ihre Distribution weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Dabei geht Zorin OS andere Wege als die meisten anderen Linux-Distributionen, indem eine „Pro“-Variante zum Preis von 46,41 Euro angeboten wird. Die Pro-Variante enthält eine größere Auswahl von Hintergrundbildern und Desktop-Layouts, darunter eines, das an Windows 11 angelehnt ist.

Core, Pro und Lite-Variante

Es ist sehr viel mehr Software vorinstalliert, die allerdings auch in der kostenlosen „Core“-Variante problemlos installiert werden kann. Für Anwender:innen, die nicht mögen, dass viele Programme vorinstalliert sind, die sie gar nicht nutzen, bietet die „Pro“-Variante auch eine minimale Installation, die dem Umfang der „Core“-Variante entspricht. Außerdem ist Installationssupport im Preis inbegriffen. Für diese Preisgestaltung wird die Distribution von einigen Menschen angefeindet, die meinen, Linux müsse kostenlos sein. Das ist nicht fair ist, da die kostenlose „Core“-Variante ohne Abstriche einsatzfähig ist und mit Ausnahme der zusätzlichen Desktop-Layouts alles auf übliche Weise nachinstalliert werden kann.

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Zorin OS ist eher nichts für alte Linux-Hasen, die sich für eine Lieblingsdistribution entschieden haben, oder für Puristen, die sich davon beleidigt fühlen, dass das System sinnvoll auf eine „setup.exe“-Datei reagiert. Es ist überhaupt nicht geeignet für Arch-Nutzer:innern, die wirklich jedes Detail an ihrem individuellen Linux selbst konfigurieren wollen.

Empfehlung für Ein- und Umsteiger:innen

Stattdessen können wir eine absolute Empfehlung aussprechen für alle, die schon länger mit dem Thema Linux geliebäugelt haben und den Ein- oder Umstieg wagen wollen oder frühere Linux-Experimente frustriert abgebrochen haben. Überraschenderweise eignet sich Zorin OS auch sehr gut für Tüftelnde und Distrohopping. Es ist so pflegeleicht und schnell eingerichtet, dass es auch sehr gut als Dauer-Nebendistribution auf einer separaten Partition taugt, die immer schnell zur Hand ist, wenn diejenige, mit der man gerade experimentiert, Probleme macht.

Der Erwerb der Pro-Variante ist nicht nötig aber eine schöne Geste, um den Entwicklern seine Wertschätzung mitzuteilen, wenn man Zorin OS für längere Zeit benutzt. Neben der kostenpflichtigen „Pro-“ und der kostenlosen „Core“-Variante gibt es noch eine „Lite“-Version, die derzeit noch in Version 15.3 vorliegt. Sie ist mit Xfce als Desktop besonders ressourcensparend und für Computer gedacht, die älter als 15 Jahre sind.

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Kantenhuber

„Zorin OS ist eher nichts für alte Linux-Hasen“

Alte Linux-Hasen haben in der professionellen Welt der Computernutzer ohnehin nichts verloren. Diese Leute halten Abwegigkeiten für besonders professionell. Von professioneller Benutzerführung und ergonomischer Oberflächengestaltung wollen diese Leute nichts wissen. Umständlich und aufwändig halten die für „professionell“.

Professionelle Nutzer sind aber Profis ihrer jeweiligen Arbeitswelt, nicht Computerexperten und wollen es auch nicht werden. Von Durchschnittsnutzern mit üblichen Büroanwendungen braucht man erst gar nicht zu reden. Und die Spaßfront ist ohnehin nur noch mit Android/iOS usw. unterwegs. Die interessiert dieses abwegige Herumgemache der alten Linuxhasen sowieso nicht mehr.

Wenn Linux erwachsen wird, orientiert es sich im Wesentlichen an Android: Programm drauf schieben ohne Installationstrallala ala Windows und wieder runter schmeißen – fertig. Und das aus einem allgemein zugänglichen Reposititorium, das fertige Apps enthält, ohne diese extrem seltsamen Installationspakete, die die Linuxwelt den Nutzer der jeweiligen Fork glaubt, offerieren zu müssen. So etwas wie die Kommandozeile ist ein Relikt aus der Computersteinzeit für Leute, die einfach zu viel Zeit mit Sinnlosigkeiten verbringen wollen.

Der Weg zum Erfolg der Instantmedien ist die Vorlage: keep ist simple and stupid.

Antworten
alexhouse

Das sehe ich als Linux Nutzer absolut genauso. Super Beitrag

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