10 Millionen Dollar Seed-Finanzierung: Wie ein Freiburger Startup die Nahrungsmittelversorgung sichern will
Mit der Zahl der Menschen auf der Erde wächst auch der Bedarf an Nahrungsmitteln immer weiter. Doch für die Produktion braucht es laut UN 69 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers – und das wird immer mehr zum knappen Gut.
Damit Landwirt:innen ihre Felder in Zukunft möglichst effizient bewässern können, setzt das Freiburger Startup Constellr auf Satellitendaten. Mit ihrem Smart-Farming-Konzept haben die Gründer jetzt auch eine Reihe an Investor:innen überzeugt: Eine Seed-Runde hat dem Unternehmen zehn Millionen Dollar eingebracht.
Smart-Farming: Temperaturdaten statt Bilder aus dem All
Die Idee hinter Constellr: Statt wie in bisherigen Ansätzen üblich die Farbe sollen die Mikro-Satelliten des Startups die Temperatur von Pflanzen weltweit mittels Infrarottechnologie aus dem All überwachen. Stehen die Pflanzen unter vegetativem Stress, fallen die damit verbundenen Transpirationsveränderungen besonders früh auf – und den Landwirt:innen bleibt mehr Zeit, gezielt einzugreifen. Langfristig gesehen könnten sie so ihr Risiko für Ernteausfälle reduzieren und genauere Prognosen erstellen, wie viel sie in einer Saison produzieren.
Außerdem soll die Verschwendung von Trinkwasser in der Landwirtschaft reduziert werden: „Innerhalb von fünf Jahren rechnet constellr mit einer Einsparung von 60 Milliarden Tonnen Wasser, wodurch der Ausstoß von 14 Megatonnen CO2 vermieden wird und die Landwirte von Vorteilen in Milliardenhöhe profitieren“, heißt es in der Pressemitteilung zur Seed-Finanzierung.
Mikro-Satelliten für die Landwirtschaft: Einer ist schon auf der ISS
Hinter dem Konzept von Constellr stehen Max Gulde, Marius Bierdel und Christian Mittermaier, ihr Startup ist eine Ausgründung des Fraunhofer Ernst-Mach-Instituts. Mittlerweile arbeiten mehr als 40 Menschen an der Umsetzung. Durch das neu gewonnene Kapital soll die Entwicklung der ersten beiden Satelliten vorangetrieben, bestehende Pilotprogramme abgeschlossen und die Verarbeitungsplattform für Daten ausgebaut werden.
Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von den Kaptialgebern Lakestar und VSquared, dazu kamen bereits bestehende Unterstützer wie FTTF, IQT, Amathaon Capital, Natural Ventures, EIT Food, OHB Venture Capital, Next Humanity und Seraphim.
Die Satelliten des Startups sollen letztendlich nur so groß wie ein Kühlschrank sein und künftig auch Daten zur chemischen Zusammensetzung der Erde liefern. Der Start ins All ist für das Jahr 2024 geplant, einen ersten Prototyp hat das Team aber schon im Februar 2022 zur ISS geschickt.
Damit das Startup seinen Kund:innen tägliche Updates liefern kann, braucht es laut Max Gulde insgesamt vier Satelliten.