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8 Dinge, die du wissen musst, wenn du bei einem Startup anheuerst

Gute Gründe, in einem Startup zu arbeiten, gibt es viele. Allerdings hat die Branche auch Schattenseiten. Ehemalige Mitarbeitende berichten, welche negativen Erfahrungen sie gemacht haben.

Von Vicky Isabelle Bargel
6 Min.
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Ob der Kickertisch in Startups über prekäre Arbeitsverhältnisse hinweg trösten kann?? (Foto: LightField Studios/Shutterstock)

Flache Hierarchien, agile Arbeitsmethoden und das Gefühl, an einer großen Vision mitzuarbeiten – Gründe, in einem Startup zu arbeiten, gibt es einige. Allerdings führt das junge Alter von Startups nicht selten dazu, dass einiges schiefläuft. Der Mangel an gefestigten Unternehmensstrukturen lässt Raum für Fehler, Chaos und einigen Unmut, der nicht selten die Angestellten trifft. In einer anonymen Umfrage auf Twitter haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Startups verraten, was zuweilen ganz schön blöd gelaufen ist und welche Gründe es gibt, von einer Mitarbeit in einem Startup abzusehen.

„Sexistische Kommentare stehen so auf der Tagesordnung, dass es sich kaum lohnt, sie zu erwähnen.“

1. Mangelnde Diversität und Sexismus am Arbeitsplatz

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„Das I-Tüpfelchen waren die sexistischen Sprüche der Kollegen, die vom Chef mit einem Schulterzucken und ‚so reden Männer halt‘ abgetan wurden“, erzählt die Angestellte eines Startups. In der Startup-Szene gibt es laut des Deutschen Startup-Monitors gerade einmal 15,7 Prozent weibliche Gründerinnen. Dass die meisten Jungunternehmen von rein männlichen Teams geführt werden, hat auch auf die Angestellten in einem Startup große Auswirkungen, wie einige Erfahrungsberichte zeigen. Viele Startups würden einfach von ein paar Kumpels mit einer guten Idee gegründet, heißt es da, ohne dass diese Kumpels viel Management- oder Führungserfahrung hätten. Weil die Führungsebenen in Startups zumeist männlich dominiert sind, erleben vor allem weibliche Angestellte häufiger Sexismus am Arbeitsplatz. „Sexistische Kommentare stehen so auf der Tagesordnung, dass es sich kaum lohnt, sie zu erwähnen“, erzählt die Mitarbeiterin eines Startups. Eine andere Ex-Mitarbeiterin berichtet: „In meinen ersten zwei Wochen hatte ich zwei etwas unangenehme Situationen mit Kollegen in Senior-Positionen, welche sexuelle Anspielungen gemacht haben.“ Sie habe diese Vorfälle in der HR-Abteilung angesprochen. Die Antwort: „Das ist halt deren Humor.“

2. Falsche Versprechen

Dass Startups ihren Angestellten ohne einen Konzern-Lohn einiges bieten müssen, wissen die meisten. Vielen Bewerberinnen und Bewerbern wird daher reichlich Verantwortung und Gestaltungsspielraum versprochen. Man möchte Talente mit tollen Arbeitsaufgaben locken. Allerdings erzählen einige Bewerberinnen und Bewerber bei Startups, dass sich diese Versprechungen häufig als falsch herausstellen. Eine ehemalige Mitarbeiterin aus einem Startup berichtet über ihren Einstieg in den neuen Job: „Was ich machen sollte, weiß niemand so recht. Also habe ich erstmal Goodie Bags gepackt. Ich fühlte mich wie ein gut bezahlter Praktikant.“ Einer anderen ehemaligen Angestellten ist es sogar noch schlechter ergangen. Auch in ihrem Fall waren die Rahmenbedingungen des Jobs schließlich ganz anders als ursprünglich bei der Einstellung versprochen. Sie erzählt, sie sei als Head of PR in einem Startup eingestellt worden, sie erhielt aber nur all jene unliebsamen Aufgaben, die die überlasteten Kolleginnen und Kollegen endlich abgeben wollten. Die ihr zugesagte Verantwortung durfte sie nicht übernehmen. „Den Scheiß bin ich jetzt zum Glück los“, soll ihr eine ihr unterstellte Kollegin bei der Übergabe freudestrahlend gesagt haben.

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3. Zu viele Köche verderben den Brei

„Startups werben damit, dass jedes Individuum sehr viel persönlichen Einfluss aufs Produkt hat und die eigene Vision einbringen kann. Das führt dazu, dass jeder mit am Tisch sitzen will, mitentscheiden. Und das wiederum führt zu riesigen Meetings ohne Wert“, lautet die Beobachtung eines anderen Ex-Angestellten eines Startups. „Wer diesem Kampf der Egos entgehen möchte, ohne unter die Räder zu kommen, sollte ein Startup meiden“, lautet sein Tipp. Denn dem Anschein nach führen vor allem unklare Strukturen und Zuständigkeiten zu einem schwerfälligen Workflow. Hier scheint das alte Sprichwort zu gelten: Zu viele Köche verderben den Brei.

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4. Mehrarbeit ist Pflicht

„Ich wusste gar nicht, dass du Teilzeit arbeitest“ – solche Sprüche soll es in Startups häufiger zu hören geben, wenn Angestellte pünktlich um 17:30 Uhr Feierabend machen wollen. Unbezahlte Überstunden und Wochenendschichten sollen in Startups auf der Tagesordnung stehen. Wer sich dem nicht beugen möchte, soll dafür zum Teil heftig unter Druck gesetzt werden. „Wenn du das bis morgen nicht umsetzt, kannst du es dir zuschreiben, wenn wir Verluste machen“, diesen Spruch will die ehemalige Angestellte eines Startups zu hören bekommen haben. In vielen Arbeitsverträgen werden vier Überstunden die Woche mit dem Gehalt abgegolten. Wobei das Gehalt, wie im nächsten Punkt zu lesen, selbst für eine normale 40-Stunden-Woche mehr als knapp bemessen ist.

5. Miserables Gehalt

1.800 Euro brutto für eine Senior-Position? Glaubt man diversen Berichten, ist das kein ungewöhnliches Gehalt in einem Startup. „Ich hatte damals bei vierzig Stunden ein Gehalt von 1.800 Euro brutto. Benefits waren übrigens zehn Prozent Rabatt bei einer Suppenbar um die Ecke und einmal die Woche kostenfreies Obst, das man selber in der Pausenzeit kaufen und schnippeln sollte“, berichtet eine Ex-Angestellte. Ein anderer Bericht weist vor allem auf eine unklare Gehaltsstruktur hin. In einem ziemlich bekannten Startup sollen Werkstudentinnen und -Studenten in der gleichen Position eine unterschiedliche Vergütung erhalten haben, geredet werden durfte darüber laut Vertrag aber nicht. In einem anderen Jungunternehmen soll das Gehalt sogar noch fragwürdiger gestaffelt sein. „Es gab Praktikanten, die mehr verdienen als der argentinische ‚Head of‘, der neu in Deutschland war und keine Ahnung hatte, wie viel man für eine Führungsposition verlangen kann“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin eines Startups.

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6. Kollegen vermeintlich willkürlich kündigen? Kommt vor.

Mehre Erfahrungsberichte deuten ein weiteres Problem an: Jobs sind in einem Startup allem Anschein nach nie sicher. Mitarbeitende werden kurz vor Ablauf der Probezeit gekündigt, ganze Teams werden zum Teil ohne Begründung entlassen. Wer in einem Startup anfängt, sollte sich über diese Tatsache im Klaren sein, alleine schon, weil neun von zehn Startups früher oder später pleitegehen. Ein Twitter-Nutzer, der anonym bleiben möchte, berichtet: „Es gehörte zur gängigen Praxis, Angestellten am letzten Tag ihrer Probezeit zu kündigen, die man nicht mehr haben wollte, ohne auch nur eine Form eines konstruktiven Feedbacks im Vorfeld gegeben zu haben. Das war als Kollege nur schwer zu ertragen.“

„Der CEO hat sich vor ihr aufgebaut und so lange mit persönlichen Angriffen auf sie eingeredet, bis sie eingeschüchtert unterzeichnet hat.“

Ein anderer Erfahrungsbericht deutet noch Radikaleres an: Drei Tage bevor die komplette Belegschaft in zwei Wochen Weihnachtsurlaub verabschiedet wurde und am Tag der Weihnachtsfeier wurde in einem Startup ein komplettes Team in der Mittagspause entlassen. „Mit sofortiger Wirkung, keiner von ihnen durfte das Büro mehr betreten“, schreibt die ehemalige Angestellte. Außerdem ergänzt sie: „Wir anderen haben noch den Abschluss der Kündigungswelle mitgekriegt. Eine betroffene Kollegin hat sich geweigert, die sofortige Kündigung, mit der sie auf alle Ansprüche verzichtet, ohne Rechtsberatung zu unterschreiben. Der CEO hat sich vor ihr aufgebaut und so lange mit persönlichen Angriffen auf sie eingeredet, bis sie eingeschüchtert unterzeichnet hat.“

7. Hohe Mitarbeiter-Fluktuation

Generell soll die Mitarbeiter-Fluktuation in Startups sehr hoch sein. Und das nicht nur, weil Teams und Angestellte Kündigungen zum Opfer fallen, sondern auch, weil Mitarbeitende in Startups deutlich schneller das Handtuch werfen, wie ein Bericht nahelegt. „Ich beobachte, dass viele, vor allem junge Mitarbeiter, die Arbeit in einem Startup nutzen, um möglichst schnell Fortschritte im Titel-Rennen zu machen. Wer nicht nach einem Jahr den Junior verliert, geht woanders hin. Wer nicht kurz darauf zum Senior wird, verlässt die Firma“, lautet das Fazit eines ehemaligen Startup-Mitarbeiters. Wenn man in einem Jungunternehmen arbeite, müsse man sich also darauf einstellen, häufig mit neuen Kollegen zusammenzuarbeiten.

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8. Mitarbeitende werden bloßgestellt

Dass jeder Mitarbeitende nach seiner individuellen Leistung beurteilt werden sollte, scheint nicht ungewöhnlich und eigentlich sogar fair. Allerdings werden vor allem in Startups Angestellte häufig öffentlich bloßgestellt, wenn ihre Leistung nicht den Erwartungen entspricht, ganz ungeachtet der Gründe, die hinter einer vermeintlich schlechteren Performance stehen. „Ich habe mal in einem Startup gearbeitet, da wurde die Leistung der Mitarbeitenden konstant über einen Monitor im Flur gerankt. Die untere Hälfte war stets rot hinterlegt. Über den öffentlichen Pranger konnte ich trotz kostenloser Müslibar nicht hinwegsehen“, schreibt ein Twitter-User.

Natürlich sind das alles Einzelfallberichte, die nicht stellvertretend für die Mitarbeit in jedem Startup gelesen werden können. Es gibt auch genügend Geschichten, die von einem besonders angenehmen Arbeitsumfeld zeugen. Allerdings deuten diese Berichte doch an, dass es vor allem in jungen Unternehmen immer wieder zu Problemen im Management kommen kann. Wer sich klare Strukturen wünscht, ist mit einem Job in einem Corporate also zuweilen besser beraten.

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2 Kommentare
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Fraggle

Solange Sexismus nur die Frau als Opfer sieht und nicht auch auch den Mann, ist diese Debatte scheinheilig. Je mehr die Gleichberechtigung kommt, und das sollte sie vollends, umso mehr plaudern auch Frauen über Männer „den würde ich nicht von der Bettkante stoßen.“. Umgekehrt ist es bereits Sexismus, da degradiert auf Sex. Mehr Ehrlichkeit wäre dabei besser. Z.B. Sin sie sicher, daß bei den 15% Gründerinnen Startups kein Sexismus vorkommt? Und daß nur Männer ihn praktizieren? So steht es nämlich oben. Und ist diese einseite Dartstellung nicht bereits Geschlechter diskriminierend, wenn auch „nur“ des Mannes?

Antworten
Lena

Fühlt sich da jemand in seinem Ego angegriffen, wenn auf Missstände, die nun einmal hauptsächlich Frauen betreffen hingewiesen wird und nicht extra gesondert auf Männer verwiesen wird?

Es gibt auch Weiße, die von Polizeigewalt betroffen sind, allerdings ist die Anzahl verschwindend gering im Vergleich zu PoCs. Dieses „Männer aber auch“ kann gerne seperat behandelt werden, ist aber eben nicht das Hauptaugenmerk, da das Problem wesentlich geringer ausfällt und erinnert mich von der Argumentationsweise stark an das genauso dämliche „Nicht alle Männer“.

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