„I kinda love Etsy“: Viel mehr muss jemand wie Elon Musk nicht twittern, um an der Börse für eine Menge Bewegung zu sorgen. Der Etsy-Aktie bescherte Musk damit zwischenzeitlich ein zweistelliges Plus. In einer sich immer schneller drehenden Finanzwelt sind kurzerhand abgesetzte Social-Media-Posts häufig Auslöser für Gewinne – oder eben auch Verluste. Wie schnell es dabei gehen kann, zeigt die kürzlich kursierende Falschmeldung über das Ableben von Elon Musk. Damit ist der Tesla-Chef wieder zum Mittelpunkt von twitterbedingten Kursschwankungen geworden, wenn auch diesmal ungewollt. Ein weiteres Beispiel auf einer immer länger werdenden Liste.
Hat Kylie Jenner Snapchat abgeschossen?
Über 200 Millionen Follower auf Instagram und 38 Millionen auf Twitter: Was Influencerin Kylie Jenner postet, erreicht weltweit mehr Menschen als die öffentlichen Äußerungen der meisten Politikerinnen und Politiker. Da kann man sich leicht vorstellen, welche Reaktionen es in der Snapchat-Firmenzentrale auslöste, als Jenner in einem Tweet fragte, ob überhaupt noch jemand Snapchat nutzen würde.
sooo does anyone else not open Snapchat anymore? Or is it just me… ugh this is so sad.
— Kylie Jenner (@KylieJenner) February 21, 2018
Als Jenner sich entschied, noch einen weiteren Tweet mit der Botschaft hinterherzuschicken, eigentlich fände sie Snapchat immer noch gut, war es allerdings zu spät. 1,7 Milliarden US-Dollar zu spät, um genau zu sein. Zwar zeigte sich später, dass es noch genügend andere Gründe für den Absturz der Snapchat-Aktie gab und sich die Nutzerzahlen nach dem Tweet nicht relevant verändert hatten – eine Debatte um den großen Einfluss von Prominenten auf den Aktienmarkt war allerdings angestoßen.
Als Donald Trump noch twitterte
Donald Trump und Twitter: Das war eine Liebesbeziehung, die in einer Katastrophe endete. Auf dem Weg dahin beeinflusste Trump mit seinen Kurznachrichten allerdings auch immer wieder die Börsen der Welt. Nachdem Trump mit einem (nicht mehr verfügbaren) Tweet die Verhandlungen für weitere Corona-Hilfen vorläufig beendet hatte, reagierten Dow Jones und Nasdaq sofort.
The Dow after the President's tweet saying no COVID relief talks until after the election pic.twitter.com/Ypnzyc52Vs
— Michael Del Moro (@MikeDelMoro) October 6, 2020
Zur Einordnung muss hier allerdings festgehalten werden, dass auch eine Pressemitteilung des Präsidenten auf klassischem Wege mit erheblicher Wahrscheinlichkeit für eine ähnliche Reaktion gesorgt hätte. Trumps Twitter-Kanal hatte aber auch darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Börse, egal, ob den Botschaften seines Teams nun Glauben geschenkt wurde oder nicht. Sein Sohn Erik Trump twitterte 2020 beispielsweise, was für eine großartige Zeit es sei, um Aktien zu kaufen, nur um den Tweet einige Zeit später zu löschen. Denn wenn sein Tweet einen Einfluss auf die Märkte gehabt haben sollte, dann einen erheblich negativen.
Hillary Clinton gegen die Pharmaindustrie
Auch die Demokraten nutzen Twitter schon lange als Instrument für politische Ankündigungen mit großer Tragweite. Hillary Clinton kündige beispielsweise auf der Plattform an, gegen überteuerte Medikamentenpreise vorgehen zu wollen.
Price gouging like this in the specialty drug market is outrageous. Tomorrow I'll lay out a plan to take it on. -H https://t.co/9Z0Aw7aI6h
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) September 21, 2015
Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch lange nichts beschossen war, Clintons Plan noch nicht mal stand, waren die größten Verlierer im Nasdaq am nächsten Tag allesamt Biotech-Unternehmen, die von möglichen politischen Maßnahmen betroffen hätten sein können.
Tweets mit Signal-Wirkung
Natürlich können Tweets auch ausgesprochen positiven Einfluss auf Aktienkurse haben. Allerdings kann dieser Aufschwung von kurzer Dauer sein, wenn sich herausstellt, dass eigentlich ein ganz anderes Unternehmen im entsprechenden Tweet gemeint war. So geschehen im Januar dieses Jahres, als Investoren die falsche Signal-Aktie auf einen Höhenflug geschickt hatten. Elon Musk ist ein echter Influencer für Aktienkurse – wer sich nach seinen Empfehlungen richtet, sollte dann allerdings auch darauf achten, seine Tipps richtig zu lesen.
Fake News als Gefahr für Anleger
Wurde Barack Obama bei einer Explosion im Weißen Haus verletzt? Diese Falschmeldung versetzte die Welt im Jahr 2013 in Aufruhr. Obwohl sich die Meldung innerhalb kürzester Zeit als ein von Hackern in die Welt gesetzter Fake entpuppte, stürzten die Aktienkurse trotzdem ab. Kurzzeitig verloren amerikanische Aktien 136,5 Milliarden Euro an Wert. Anschließend erholten sich die Kurse zwar wieder; das Beispiel zeigt aber, wie schnell die Märke auf Tweets und andere Social-Media-Posts reagieren. Offizielle Kanäle zu hacken und Falschmeldungen abzusetzen, kann so auch ein Instrument sein, um vorsätzlich gewünschte Kursbewegungen auszulösen, um Unternehmen zu schaden oder direkt daran zu verdienen. Eine ähnliche Theorie steht aktuell auch bei der Falschmeldung über Elon Musk im Raum.
„Schickt mir eure Bitcoins! Viele Grüße Elon Musk“
Überhaupt spielen Hacks und Fake News auf dem Finanzmarkt mittlerweile eine nicht zu unterschätzende Rolle. Einer der größten Fälle ereignete sich im Juli 2020, als über die Twitter-Konten von Bill Gates, Elon Musk und anderen Wirtschaftsgrößen betrügerische Tweets abgesetzt wurden. Twitter-Follower wurden dazu aufgerufen, Bitcoins auf Konten der Kriminellen zu transferieren. Auch wenn dieses Vorgehen nicht viel schwieriger als Betrug zu enttarnen war als eine Phishing-Mail mit dem Betreff „Schick mir bitte deine Bitcoins!“ und dem Absender „Elon Musk“, war der wirtschaftliche Schaden nicht unerheblich.
Twitter bleibt eine wichtige Informationsquelle für Aktionäre
Trotz der Gefahren durch Hacks, Falschmeldungen und vorschnelle Reaktionen: Twitter ist eine extrem wichtige Informationsquelle für Anleger aller Größenordnungen. Die Kurznachrichten von heute bestimmen unter Umständen die Kurse von morgen, ob sie nun stimmen oder nicht.