Der Gründer des Handelsunternehmens Alibaba, zu dessen Mutterkonzern auch der in China weit verbreitete Zahlungsdienst Alipay zählt, zieht sich laut einer Unternehmensmeldung aus seinen Unternehmen großteils zurück. Einigermaßen sang- und klanglos tritt der chinesische Multimilliardär ab – er wird laut der Meldung einen Großteil der Anteile an der Ant Group abgeben und lediglich einen nicht näher bezifferten Minderheitenanteil an den Unternehmen behalten. Doch die Umstände bleiben rätselhaft – zuletzt soll sich Ma längere Zeit in Japan und zuletzt in Thailand aufgehalten haben.
Der umtriebige chinesische Unternehmer, der in den USA studierte, war über viele Jahre in den sozialen Medien extrem präsent, bevor er im Oktober 2020 verstummte. Ma hatte damals mehrfach die chinesische Regierung und deren Wirtschaftspolitik öffentlich kritisiert. Unter anderem äußerte er auf einem Finanzforum in Shanghai die Auffassung, das chinesische Finanzsystem habe kein System und die strenge Regulatorik behindere den wirtschaftlichen Fortschritt. Infolgedessen soll sich im November 2020 laut einem Bericht des Wall Street Journals Präsident Xi Jinping dafür eingesetzt haben, den bereits im großen Stil geplanten Börsengang der Ant Group auszusetzen.
Auf einmal war Jack Ma nicht mehr in der Öffentlichkeit
Auch wurde Ma damals von einem auf den anderen Tag bei der Gründershow „Africas Business Heroes“ in der Jury ersetzt. Zwar hatte sich Jack Ma bereits 2019 aus dem Verwaltungsrat weitgehend zurückgezogen, galt aber weiterhin als Entscheider über den großen Kurs des reichlich komplexen Konzerngeflechts, das im E‑Commerce neben der Tencent Group den chinesischen Markt dominiert. Insbesondere Alipay und Wechat (eine Kombination aus Messenger und Zahlungslösung) spielen in China eine wichtige Rolle über das reine Einkaufen hinaus.
Jack Ma genoss zumindest damals in China eine Art Star-Status und galt als lebender Beweis des möglichen Aufstiegs, der jedem Chinesen gelingen könne. Dem Vertrauen in das Unternehmen hat der Schritt nicht gutgetan, auch wenn Ma sich einige Wochen später wieder zu Wort meldete.
Neue Struktur der Ant Group könnte Börsengang weiter verzögern
In Zukunft solle es, so lautet die Mitteilung, „keinem Aktionär allein oder mit einem anderen Aktionär möglich sein, die Geschicke des Unternehmens und die Ergebnisse der Hauptversammlung der Ant Group zu kontrollieren“. Dass dies eine Entscheidung zugunsten der chinesischen Regierung darstellt, lässt sich hieraus leicht folgern – wobei für die chinesische Regierung insbesondere die beiden genannten Dienste Alipay und Wechat einen entscheidenden Machtfaktor darstellen.
Allerdings könnten die jetzt eingeleiteten Schritte mit einer weiteren Verzögerung des Börsengangs einhergehen – zumindest was China betrifft. Denn anders als in Hongkong, wo nach einer solchen tiefgreifenden Veränderung in der Unternehmensführung und ‑struktur nur ein Jahr Wartezeit verpflichtend ist, sehen die chinesischen Börsengesetze zwei Jahre Karenzzeit vor.