Der Kurs der ältesten Kryptowährung Bitcoin erklimmt nach einer Durststrecke wieder neue Jahresrekorde. Viele Enthusiast:innen haben dafür unter anderem die Hoffnungen auf den baldigen Start eines Bitcoin-ETF verantwortlich gemacht. Der erfolgt am 10 Januar 2023. Und nun? Die wichtigsten Fragen dazu klären wir hier.
Was ist ein Bitcoin-Spot-ETF?
Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds. Besonders bekannt sind ETF auf Aktienindizes wie den MSCI World. Es gibt aber auch ETF, denen andere Werte zugrunde liegen, wie Aktien, Gold oder eben in diesem Fall Bitcoin. Das Wort Spot bedeutet in diesem Fall, dass es um den Preis der Ware oder des Vermögensgegenstandes geht, den der ETF beinhaltet.
Ein Bitcoin-Spot-ETF investiert dann direkt in die Kryptowährung. Damit schlagen solche ETF die Brücke zwischen Kryptowährungen und der traditionellen Finanzwelt. Bislang sind diese beiden Ökosysteme nämlich noch getrennt voneinander.
Wer Aktien kaufen will, braucht dafür ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Broker. Wer Bitcoin, Ether oder andere Krypto-Token kaufen will, benötigt eine Wallet und kauft über eine zentrale oder dezentrale Börse, die wenig bis gar nicht staatlich reguliert werden. Ein Grund, warum vor allem viele institutionelle Investor:innen, wenn überhaupt, dann nur zögerlich in die Kryptowelt vorstoßen.
Was sind die Vorteile eines Bitcoin-Spot-ETF?
Ein Bitcoin-ETF, so die Hoffnung vieler Enthusiast:innen, vereinfacht oder ermöglicht für viele Player:innen aus dem traditionellen Finanzsystem den Zugang zu der Kryptowährung. Sie wittern eine steigende Bitcoin-Nachfrage durch das institutionelle Geld. Denn im Gegensatz zu anderen Finanzinstrumenten wie ETN oder Termingeschäften, die es bereits auf die Kryptowährung gibt, würde ein ETF-Anbieter echte Coins kaufen.
Daneben gibt es noch weitere Vorteile wie eine hohe Liquidität des Finanzinstruments, da es an einer Börse gehandelt wird. Außerdem wären die Anteile an einem Bitcoin-Spot-ETF einfacher zu handhaben als direkte Bitcoin-Investments für die Wallet.
Was sind die Nachteile eines Bitcoin-Spot-ETF?
Kritiker:innen bemängeln, dass ein Bitcoin-ETF zu einseitig sei, da er sich nur auf ein einziges Asset stützen würde. Zudem auf ein sehr volatiles: Die Kryptowährung schwankt stark im Wert, was Anlegende abschrecken könnte. Selbst die Gesamtjahresrendite des Bitcoins unterliegt starken Schwankungen: 2020 verzeichnete der Kurs der Kryptowährung Zuwächse von 305 Prozent. 2021 waren es immerhin weitere 60 Prozent, während die Kryptowährung 2022 Kursverlust von 64 Prozent verzeichnete.
Außerdem ist der Markt für Kryptowährungen bis heute noch sehr wenig reguliert. Es besteht die Gefahr, dass auf dem vergleichsweise sehr kleinen und damit anfälligen Bitcoin-Markt der Preis manipuliert wird.
Ein weiterer offensichtlicher Nachteil sind die regulatorischen Hürden, die ein Bitcoin-Spot-ETF bis zur Bewilligung durch die staatlichen Aufsichtsbehörden überwinden muss. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hielt die Zulassung eines Bitcoin-ETF lange Zeit für ausgeschlossen. Nun scheint sie sich allerdings dafür zu öffnen.
Bitcoin-Future-ETF und ETN: Was sind Alternativen zum Spot-ETF?
Während die Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETF in den USA gerade erst erfolgt ist, sind ähnliche Finanzprodukte in Europa bereits zugelassen. Zum Beispiel gibt es seit 2018 sogenannte Exchange Traded Notes (ETN), die den Bitcoin auf Spot-Basis abbilden.
Außerdem können Investor:innen auch in den USA auf Wertpapiere wie Trusts oder Futures auf den Bitcoin zurückgreifen. Zum Beispiel den amerikanischen Proshares Bitcoin Strategy ETF, den es seit 2021 gibt, ist ein Future-ETF. Bei solchen Terminkontrakten werden allerdings keine tatsächlichen Anteile der Kryptowährung gekauft.
Gab es nicht schon längst einen Bitcoin-Spot-ETF?
Ein wirklicher Bitcoin-ETF ist in Europa seit August handelbar. Jacobi Asset Management brachte den Jacobi FT Wilshire Bitcoin ETF heraus. Er ist nur für institutionelle Anleger:innen und behilft sich eines kleinen Tricks: Emittiert ist er in Guernsey, das selbstverwaltet wird und vor der französischen Küste liegt. Handelbar ist der Bitcoin-ETF an der Euronext Amsterdam.
Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETF: Was kommt jetzt?
Im Juni hat der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock aus den USA bei der dortigen Börsenaufsicht einen Bitcoin-Spot-ETF beantragt. Diese Nachricht ließ den Bitcoin-Kurs zwischenzeitlich steigen und ermutigte auch andere Vermögensverwalter zu Einreichungen ähnlicher ETF. Etwa neun Anträge von verschiedenen Unternehmen sollen der Behörde vorliegen.
Der Bitcoin-Sport-ETF schlägt jetzt eine Brücke von den Kryptowährungen in den traditionellen Finanzmarkt – und damit zum großen Geld. Über die ETF großer Anbieter wie Blackrock werden nun wahrscheinlich vermehrt auch institutionelle Anleger, also Family Offices und Pensionsfonds, in die wichtigste Kryptowährung der Welt investieren. Die können bislang aus regulatorischen Gründen ihr Geld nicht direkt in den Bitcoin stecken.
Wenn dann viel institutionelles Geld in die neuen Bitcoin-Spot-ETF fließt, wird das den Kurs der Kryptowährung in der Höhe treiben, so die Erwartung. Die britische Bank Standard Chartered sieht den Bitcoin daher nach der SEC-Zulassung bis Ende 2025 sogar bei einer Marke von 200.000 US-Dollar.