- Adobe und die Nutzungsbedingungen
- Was können Affinity Photo, Designer und Publisher?
- Was kosten die Affinity-Lösungen und für welche Betriebssysteme gibt es sie?
- Wie kompatibel sind die Programme mit dem jeweiligen Adobe-Gegenstück?
- Wie leicht fällt die Umgewöhnung?
- Wann führt an der Adobe Creative Cloud kein Weg vorbei?
- Fazit: Affinity mindestens der Preis-Leistungs-Sieger
Affinity Suite: Kann der Adobe-Herausforderer die Creative Cloud ersetzen?
Seit vielen Jahren gelten die Programme der Creative Cloud (früher Creative Suite) von Adobe als der De-facto-Standard in vielen Agenturen und Unternehmen der Kreativwirtschaft. Egal, ob es um Photoshop, Illustrator oder Indesign, um Premiere Pro, After Effects oder Lightroom geht: Die damit verbundenen Datenformate und Projekte kommen in sehr vielen Umfeldern zum Einsatz, die dazugehörige Cloud erlaubt Collaboration-Funktionen und unterstützt den Austausch von Projektdaten, beispielsweise auch mit Druckereien.
Adobe und die Nutzungsbedingungen
Doch es ist nicht das erste Mal, dass sich Nutzer:innen der Programme über die Veränderungen in der Politik des Unternehmens in Hinblick auf die Lizenzbestimmungen beschweren. Vor einigen Jahren stellte Adobe von der klassischen Software, für die man einen festen, kalkulierbaren Preis bezahlt, auf ein Abomodell um, für das regelmäßige Kosten fällig werden. Und die liegen zwischen rund 26 Euro im Monat für eine einzelne Anwendung aus dem Adobe-Kanon (zum Beispiel Photoshop) und bis zu 66,49 Euro für die gesamte Suite mit allen rund 20 Anwendungen (jeweils inklusive Mehrwertsteuer).
Jetzt kommt allerdings noch ein weiterer Faktor hinzu, der gerade vielen Anwender:innen aus der Kreativwirtschaft missfällt. Es geht dabei um die Anpassung der Nutzungsbedingungen – konkret um etwas, das in der Kreativwirtschaft nicht nur ein heißes Eisen ist, sondern auch zu Verletzungen der Rechte des auftraggebenden Unternehmens führen kann. Denn die Nutzer:innen von Photoshop, Indesign, Illustrator und Co. müssen dem Hersteller uneingeschränkten Zugriff auf die mit der Software erstellten Projekte gewähren – also auch auf solche, die unter Geheimhaltungsvereinbarungen mit den Kund:innen fallen, weil sie zum Beispiel neue Produkte oder noch nicht eingeführte Dienstleistungen betreffen.
Daher diskutieren gerade viele Kreative erneut darüber, ob die Affinity-Programme von Serif eine adäquate Alternative zur Creative Cloud von Adobe sein können. Vorweg: Die drei Anwendungen Affinity Designer, Photo und Publisher sind bereits seit einigen Jahren am Markt. Der englische Anbieter Serif hatte schon vor rund 15 Jahren mit Photo Plus, Page Plus, Draw Plus und Web Plus eine Creativity-Suite, die vor allem mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten konnte. Ausreichend Erfahrung mit dieser Art an Software ist also vorhanden.
Was können Affinity Photo, Designer und Publisher?
Affinity Photo 2 ist eine Photoshop-ähnliche Bildbearbeitung für Fotograf:innen, Designer:innen und digitale Künstler:innen, die unter anderem nicht destruktives Bearbeiten und Raw-Daten-Bearbeitung unterstützt, umfangreiche Retusche- und Reparaturwerkzeuge bietet und mit unbeschränkten Ebenen sowie einer Vielzahl an Effektfiltern wie Weichzeichner, Scharfzeichner, Verzerrungen und mehr aufwartet, die als Live-Filter genutzt werden können.
Bei Affinity Designer 2 handelt es sich um eine mächtige Software für Grafikdesigner:innen und Illustrator:innen, die als Vektor- und Rastergrafik-Designsoftware entwickelt wurde und eine Vielzahl an Zeichenwerkzeugen und Formen sowie Ebenenverwaltung, Farbverläufe, Effekte und Filter unterstützt.
Affinity Publisher 2 schließlich ist eine Desktop-Publishing-Software, die für die Erstellung von Layouts und Designs für Druck- und Digitalmedien verwendet wird. Die Software bietet eine Vielzahl von Funktionen, die sowohl für professionelle Designer:innen als auch für den Hobbybereich nützlich sind, darunter Unterstützung für komplexe Layouts mit Seiten, Ebenen, Raster und Hilfslinien, Master-Seiten für wiederkehrende Layouts und Unterstützung für die Druckvorbereitung und digitale Publikationen.
Was kosten die Affinity-Lösungen und für welche Betriebssysteme gibt es sie?
Alle drei Programme sind für Windows, MacOS und iPadOS erhältlich. Jedes der Programme kostet im deutschen Webshop des englischen Herstellers regulär 74,99 Euro, das gesamte Paket mit allen drei Anwendungen gibt es für 179,99 Euro. Aktuell gewährt der Hersteller sogar Sonderpreise (je 37,49 Euro beziehungsweise 89,99 Euro für alle Programme). Derartige Angebote gab es in der Vergangenheit immer wieder, etwa zu Black Friday oder zu einigen Feiertagen.
Unternehmen gewährt der Hersteller fünf Prozent Rabatt auf Gruppenangebote von bis zu zehn Lizenzen, für Bildungseinrichtungen gibt es, ähnlich wie bei Adobe, ebenfalls Sonderkonditionen. Hier hat der Hersteller sogar angekündigt, dass Affinity für berechtigte Non-Profit-Organisationen und Schulen kostenlos sein wird.
Wer die drei Anwendungen erst einmal ausprobieren will, findet kostenlose Testversionen, die für sieben Tage komplett nutzbar sind. Darüber hinaus gibt es zu attraktiven Konditionen eine Vielzahl an Add-on-Paketen.
Wie kompatibel sind die Programme mit dem jeweiligen Adobe-Gegenstück?
Mit der Kompatibilität zu den jeweils vergleichbaren Adobe-Produkten verhält es sich ähnlich wie zwischen Microsoft Office und Open Office beziehungsweise Libre Office: Im Prinzip ist die volle Kompatibilität der jeweiligen Dokumententypen gegeben. Das bedeutet, dass uns auch bei längeren Tests mit umfangreicheren Dateien, die aus einer Adobe-Anwendung kamen, keine ernsthaften Probleme begegnet sind. Schwierigkeiten hatten dann eher mit nicht konsistenter Nutzung der Ebenen zu tun, was aber beide Anwendungen gleichermaßen betrifft.
Auch im Rahmen der Zusammenarbeit in Projekten wird schnell deutlich, dass die komplette Adobe-Palette zwar eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, dass aber in den meisten Fällen zumindest in den Arbeitsbereichen, die die Affinity-Programme abdecken können, nichts Grundlegendes fehlt. Insbesondere wenn man die Import- und die Exportfunktionen berücksichtigt, lassen sich die meisten Probleme lösen.
Wie leicht fällt die Umgewöhnung?
Wer eine Software über die Jahre genutzt hat, tut sich am Anfang naturgemäß bei einer Umstellung etwas schwer. Wo ist noch gleich jene Funktion aufgehoben, wie ging noch mal ein bestimmter Workflow? Im Falle der Affinitiy-Software bemerkt man aber deutlich, dass sich die Macher durchaus bewusst sind, dass sie das Rad nicht neu erfunden haben, sondern dass es die Adobe-Welt gibt. Will sagen: Die Eingewöhnung fällt leichter als bei anderen Umstiegen, und gerade, wer nicht täglich die Programme nutzt und daher ohnehin das eine oder andere nachschlagen muss, kommt mit Affinity Photo, Draw und Publisher gut zurecht.
Auffällig ist, dass die Programme Hand in Hand entwickelt werden. Da ist sogar an manchen Stellen in Hinblick auf die Bedienung vieles intuitiver und einheitlicher gelöst als in der Adobe-Welt, in der ja manche Software durchaus ein Zukauf mit einer seinerzeit im Detail etwas anders ausgerichteten Bedienstruktur ist.
Wann führt an der Adobe Creative Cloud kein Weg vorbei?
Dennoch ist die Creative Cloud ein über die Jahre gewachsenes Ökosystem, das insbesondere im Collaboration-Kontext seine Vorteile hat. Wem es also um wirklich hundertprozentige Kompatibilität und Zusammenarbeit mit anderen Kreativschaffenden geht, der:die wird möglicherweise weiterhin sein:ihr Adobe-Abo bezahlen müssen. Klar ist auch, dass das Maximum an Funktionalität nur bei Photoshop, Illustrator und Indesign zu erwarten ist. Auch bei den KI-Funktionalitäten ist Adobe aktuell ein gutes Stück weiter als Serif.
Fazit: Affinity mindestens der Preis-Leistungs-Sieger
Affinity ist definitiv der Preis-Leistungs-Sieger, wenn auch mit Abstrichen bei Detailfunktionen, bei denen Adobe naturgemäß stärker ist. Die drei Programme sind aber vor allem erstaunlich schnell und unspektakulär in der Handhabung, Abstürze oder Bugs sind uns auch im Dauertest nicht begegnet. Vieles ist, wenn man ohne jahrelange Erfahrung an die Programme herangeht, sogar deutlich leichter zu realisieren, was aber auch mit der schieren Vielzahl an Detailfunktionen bei den Adobe-Produkten zu tun hat.
Daher sind die Affinity-Tools selbst für professionelle Grafik- und Designexpert:innen ein Werkzeug, das Anerkennung findet. Expert:innen, die täglich mit Adobe-Tools arbeiten, berichten, dass die Umgewöhnung erstaunlich leicht fiel. Und anders als bei vielen anderen Herausforderern sind die Ergebnisse professionell nutzbar, können dank der Kompatibilität mit den Adobe-Dateiformaten auch durch Dritte vernünftig weiterverarbeitet werden und weisen keine größeren Probleme auf.
Leicht fällt die Entscheidung ohnehin für all jene, die nicht täglich mit Photo, Designer und Publisher arbeiten oder die aus anderen Gründen keinen Sinn in einem Abomodell mit dreistelligem Jahrespreis sehen. Vor allem erhalten Menschen, die nicht mit den Produkten ihren Lebensunterhalt verdienen, hier für einen zweistelligen Betrag die Programme, die am nächsten an Photoshop, Illustrator und Indesign dran sein dürften.