Aufräumen, Wischen, Fenster putzen – das schieben fast 40 Prozent der Deutschen gerne auf die lange Bank. Aber auch wenn Aufgaben anstehen, deren Nichterledigung sich direkt im Portemonnai niederschlägt, sind viele phlegmatisch: Die Steuererklärung wird von knapp einem Drittel der Bundesbürger gerne auf die lange Bank geschoben, 21 Prozent kümmern sich lieber später als früher um ihrer Versicherungen, wie eine Yougov-Umfrage im Auftrag des Versicherungs-Startups Clark zeigt.
Dabei kann dich das Phänomen der Prokrastination, also der Verschieberitis von unangenehmen Aufgaben, im Umgang mit Finanzfragen bares Geld kosten.
Warum du Geldfragen immer wieder aufschiebst
Es gibt viele Gründe, warum Menschen wichtige Themen wie die Steuererklärung nicht angehen: Es kann an dem Gefühl der Überforderung liegen, weil die Aufgabe als zu groß oder zu komplex erscheint oder vielleicht versuchst du gerade, zu viele Dinge auf einmal zu tun und verzettelst dich?
Prokrastination ist aber nur zum Teil ein Zeitmanagement-Problem. Dahinter steckt auch eine Verhaltensstrategie, um negative Emotionen zu vermeiden. Wer gewohnheitsmäßig unangenehme Aufgaben auf die lange Bank schiebt, empfindet wahrscheinlich Stress und Angst und wird davon abgehalten, Probleme anzugehen. Das führt dann aber dazu, Aufgaben noch weiter aufzuschieben: Ein Kreislauf, der sich selbst verstärkt. Um dem zu entkommen, solltest du dich fragen, warum du die ungeliebten Finanzfragen nicht angehst. Vielleicht gibt es auch negative Glaubenssätze über den Umgang mit Geld, die dich davon abhalten?
Das wichtigste Argument, etwas gegen die Finanz-Prokrastination zu tun: Nur wenn du die Kontrolle über deine Finanzen hast, kannst du auch Sparziele erreichen, einen Notgroschen anlegen oder für die Zukunft vorsorgen. Doch dafür musst du das Nichtstun überwinden.
Du verpasst Sparpotenziale
Rund ein Drittel der Deutschen ist dem Vergleichsportal Check24 zufolge zu bequem, um das Girokonto zu wechseln – dabei zahlen rund 76 Prozent der Wechselmuffel monatliche Gebühren für das Konto, obwohl eine ganze Reihe von Banken es kostenlos und ohne Bedingungen anbietet. 17 Prozent geben an, ihnen sei der Wechsel einfach zu kompliziert.
Auch der regelmäßige Check langlaufender Verträge, beispielsweise für das Smartphone, Strom oder Versicherungen, ist für viele Menschen zu viel Aufwand. Dabei summieren sich die scheinbar kleinen Einsparungen. Beispiel Girokonto: Bist du bei einer Bank, die monatlich eine Kontoführungsgebühr von 5 Euro verlangt, sparst du 60 Euro pro Jahr beim Wechsel auf ein kostenloses Konto.
„Rekordeinsparungen“ sind laut Check24 gerade bei Strom-und Gasverträgen drin. Demnach können Gaskund:innen durch Anbieterwechsel im Schnitt über 1.000 Euro sparen. Beim Abschluss eines neuen Stromvertrags kann eine vierköpfige Familie ihre Rechnung im Schnitt um 820 Euro, ein Singlehaushalt um 237 Euro mindern.
Bei der verhassten Steuererklärung ist sogar noch mehr Geld drin: Wenn du als Angestellte(r) freiwillig eine Steuererklärung abgibst, kannst du im Schnitt mit einer Rückzahlung von 1.095 Euro rechnen.
Du verpasst Renditechancen
Wer Erspartes hat, parkt es häufig unverzinst auf dem Girokonto oder unter dem Kopfkissen als Bargeld: Laut einer Studie der Postbank zum Sparverhalten der Deutschen ist das bei knapp einem Drittel der Sparer:innen der Fall.
Dabei verpasst du die Chance, mit deinem Ersparten eine Rendite zu erzielen. Schon allein, indem du dein Geld auf ein Tages- oder Festgeldkonto verschiebst, kannst du dir momentan noch bis zu 3,7 Prozent Zinsen pro Jahr sichern.
Noch größer sind die Renditechancen, wenn du dich aufs Börsenparkett traust. Wenn du dich nicht ständig mit der Analyse von Einzelaktien oder Anleihen beschäftigen willst, bieten börsengehandelter Fonds (exchange-traded fund, ETF) eine gute Möglichkeit, Geld ohne großen Aufwand anzulegen. Historisch betrachtet haben ETFs, die breite Marktindizes wie den S&P 500 nachbilden, bisher eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 7 bis 10 Prozent erzielt.
Je früher du mit dem sparen und investieren anfängst, desto größer ist zudem der Zinseszins-Effekt. Beläst du etwa die Zinsen auf deinem Tagesgeldkonto erhältst du in Zukunft auf die Zinsen wiederum einen Zins – dein Vermögen wächst also schneller. Wenn du in Aktien oder ETFs investierst, kannst du die Gewinne daraus direkt wieder investieren – und so langsam aber sicher deine Investitionsquote erhöhen.
Trotzdem fällt es rund einem Drittel der Deutschen laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Sinus aus dem Jahr 2018 schwer, sich um ihre Geldanlage zu kümmern. Weitere 24 Prozent scheitern regelmäßig daran, Geld fürs Alter zurückzulegen.
Dabei ist die Unlust am Investieren gerade im Hinblick auf einen finanzielle Lücke im Alter gefährlich – was immerhin fast der Hälfte der Menschen in Deutschland laut einer Civey-Umfrage auch bewusst ist. Sie haben sogar eine konkrete Vorstellung vom Ausmaß der eigenen Rentenlücke, mehr als 25 Prozent von ihnen schätzen sie auf über 1.500 Euro pro Monat.
Trotzdem beschäftigen sich vor allem junge Menschen zu wenig mit dem Thema: Zwei Drittel der 18–29-Jährigen erklären, außer der gesetzlichen Rente, nichts für den Ruhestand zu tun.
So kommst du aus der Faulheitsfalle
Der häufigste Grund für die Aufschieberitis ist die fehlende Motivation: 54 Prozent der Befragten in der Sinus-Studie können sich einfach nicht aufraffen, die Aufgaben anzugehen. Für 39 Prozent ist die Auseinandersetzung mit den eigentlich wichtigen Aufgaben schlicht zu anstrengend oder es fehlt die Zeit (40 Prozent).
Rund ein Drittel der Befragten bezeichnet sich selbst als Aufschieber – ein Großteil von ihnen würde das aber gerne ändern. Ein paar praktische Tipps können dir helfen, deine Finanzfragen auch wirklich anzugehen.
- Arbeite an deinem Mindset: Eine wirkliche Veränderung wirst du nur erreichen, wenn es dir Spaß macht, deine Finanzfragen anzugehen, also wenn aus dem „ich muss etwas tun“ ein “ich möchte etwas tun“ wird.
- Führe ein Finanztagebuch, in dem du deine finanziellen Entscheidungen, aber auch deine Emotionen zu diesem Zeitpunkt dokumentierst. So schaffst du eine positive Verbindung zwischen deinen Gefühlen und Entscheidungen.
- Vereinfache und zerlege Aufgaben in kleinere To-Dos und setze dir selbst Zwischenziele mit Fristen – so kannst du besser nachvollziehen, ob du bei einem bestimmten finanziellen Ziel, wie etwa dem Sparen für den Traumurlaub, Fortschritte machst. Wenn du auch die kleinen Erfolge feierst, motiviert dich das, auch große Ziele zu erreichen.
- Automatisiere, was möglich ist, beispielsweise indem du automatische Überweisungen für eine monatliche Sparrate auf einem Tagesgeldkonto einrichtest. Auch das Investieren lässt sich automatisieren, indem du bei einem Broker Daueraufträge für den Kauf von ETFs oder Aktien einrichtest. Dort kannst du dann eine bestimmten Betrag festlegen der beispielweise in einen ETF-Sparplan investiert wird. Auch die Nutzung eines Robo-Advisors kann eine bequeme Wahl fürs Investieren sein. Der digitale Vermögensverwalter wählt dann nach deinen Vorgaben passende Fonds, Aktien oder Indexfonds aus.